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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Vordano
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eben und die Bäume standen weit auseinander. Da Christian regelmäßig joggte, hatte er keine Probleme, mit Rusana Schritt zu halten. Sein Blick schweifte suchend durch den Wald, aber es war nichts Verdächtiges zu sehen. Er glaubte nicht wirklich, dass sich einer von Otrunas Männern hier irgendwo versteckte. Wozu auch? Er anstelle seiner Feinde würde am Rand der Zone warten, um sie zu erledigen, sollten sie wider Erwarten lebend dort ankommen.
    Rusana hielt das Tempo eine Stunde durch, doch schließlich wurde sie langsamer und ihr Keuchen lauter. Sie begann, immer öfter zu schwanken und als sich ihre pfeifende Atmung mit schluchzenden Lauten mischte, da der Schmerz in ihren Eingeweiden unerträglich wurde, zog sich Christians Magen zusammen. Es brachte ihn an den Rand der Verzweiflung, dass er nichts für Rusana tun konnte - außer dicht hinter ihr zu bleiben, um sie festzuhalten, sollte sie stürzen. Plötzlich fuhr Rusana zu ihm herum. Ihre Augen funkelten dunkel und ihr Gesicht war mit einem feinen Schweißfilm überzogen. Ihre Reißzähne blitzten und ihre Stimme klang wie ein drohendes Fauchen:
„Geh weg von mir!“
Christian konnte nur knapp verhindern, in sie hineinzurennen. Er sprang drei Schritte zurück und streckte beruhigend beide Arme aus:
„Konzentrier dich, Rusana! Du willst mir nichts tun. Denk an Marco, wir müssen ihn retten.“
Er hoffte, dass seine Worte sie erreichten. Auf keinen Fall wollte er die Waffe auf sie richten. Beschwörend wiederholte er:
„Atme tief durch und denk an Marco. Bitte Rusana!“
Sie trat einen Schritt auf ihn zu und er konnte den Kampf und den Schmerz in ihrem Gesicht sehen. Sie litt Höllenqualen und sein Blut konnte sie davon befreien. Nur zu gerne hätte er es ihr gegeben. Eine Träne rollte über Rusanas Wange und der Anblick zeriss ihm das Herz. Als sie die Arme um ihren Körper schlang und wimmernd zusammenbrach, vergaß Christian alle Vorsicht. Er sprang zu ihr, hob sie auf seine Arme und rannte los. Sie mussten diese Hütte erreichen!
„Chris ... es tut so weh. Ich ... kann mich nicht beherrschen. Geh alleine weiter.“
„Nein! Du bist stark, Rusana. Du wirst mir nichts tun.“
„Und wenn doch? Dann ... ist alles verloren. Marco ... ich würde mir niemals verzeihen, wenn ich ... über dich herfallen würde.“
„Das wirst du nicht“, erklärte Christian und war sich sicher, dass er Recht hatte, denn Rusana liebte Marco. Für seinen Großvater würde sie stark sein und gegen ihr Verlangen, ihn anzugreifen, ankämpfen. Jedenfalls im Moment noch. Der Gedanke, dass sie das alles hier für Marco tat, versetzte Chris einen Stich; löste Eifersucht in ihm aus, und die Erkenntnis, dass er sich in Rusana verliebt hatte, traf ihn wie ein Schlag. Wann war das passiert? Er wusste es nicht, er wusste nur, dass er sie niemals zurücklassen könnte und alles für sie tun würde.
Rusana krümmte sich in seinen Armen zusammen und ihr Wimmern riss ihn aus seinen Überlegungen.
„Wie weit ist es noch bis zur Hütte?“
Statt zu antworten, richtete Rusana ihre raubtierhaft schimmernden Augen auf seinen Hals und augenblicklich spürte er überdeutlich seine Halsschlagader, die im Takt seines wilden Herzschlages pochte.
„Rusana!“, keuchte er warnend, woraufhin sie stöhnend ihre Augen schloss. Ihr Gesicht war schmerzverzerrt und ihre Haut beängstigend weiß.
„Wir ... müssten bald eine Wiese erreichen. Dann ... siehst du die Hütte.“
Er hoffte es, schließlich waren sie gerannt und gut vorangekommen. Sie mussten die Hütte einfach rechtzeitig erreichen, bevor Rusana für einen Moment das Bewusstsein verlieren würde und danach die Kontrolle.
Ein tiefes, drohendes Brüllen ließ Christian herumfahren. Hinter ihnen auf dem Waldweg war ein riesiges, massiges Tier aufgetaucht.
„Ein Budara!“, schrie Rusana entsetzt. „Lauf Chris!“
Und er rannte. Schneller als jemals zuvor in seinem Leben, trotz der zusätzlichen Last, die er trug. Er hätte nicht geglaubt, dass er zu so einer Leistung fähig gewesen wäre.
Vor ihnen wurde der Wald heller und sie erreichten eine Lichtung. In einer Senke lag die Hütte. Sie war von einem hohen Zaun umgeben und erweckte den Eindruck einer Festung in Kleinformat. Christian hetzte den Abhang hinunter auf den offen stehenden Eingang zu, der wie ein Schlupfloch in der Balustrade wirkte.
Das Brüllen hinter ihnen kam näher. Christian glaubte, seine Lungen würden bersten, aber er ignorierte den Schmerz. Rannte weiter. Hatte Rusana

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