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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Vordano
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nicht gesagt, dass diese Viecher nicht schnell waren? Warum kam der Budara dann immer näher? Er spürte bebende Schritte hinter sich. Das bösartige Brüllen übertönte sein eigenes Keuchen und jagte kalte Schauer über seinen Rücken. Sie hatten die Tür fast erreicht, als Christian über eine Unebenheit im Boden stolperte. Er schaffte es nicht, sich abzufangen und schlug mit Rusana lang hin. Diese stieß einen Schmerzensschrei aus, blieb jedoch nicht liegen, sondern kroch tapfer auf den Eingang zu.
Christian sprang auf und wirbelte herum. Das Untier hatte sie fast erreicht und richtete sich zu seiner vollen Größe von knapp drei Metern auf. Der Budara wirkte gigantisch auf Chris und er kämpfte verbissen gegen die Panik an, die ihn zu überrollen drohte. Er hatte gelesen, dass Kodiakbären ein Gewicht von bis zu eintausend Kilogramm erreichen konnten, und war sich sicher, dass der Budara vor ihm nicht weniger auf die Waage brachte. Allerdings hatte er spitze Ohren und seine Augen - die ihn raubtierhaft fixierten - waren fast so groß wie Unterteller. Am bedrohlichsten waren jedoch seine riesige Schnauze, aus der seitlich sechs messerscharfe Reißzähne ragten, und die Krallen an den Pranken. Chris vermutete, dass die Füße des Budaras ebenfalls mit Krallen ausgestattet waren, konnte es wegen des hohen Grases jedoch nicht sehen. Allerdings interessierte es ihn auch nicht sonderlich. Das Vieh war tödlich und sie mussten sich in Sicherheit bringen. Er drehte sich um, stürmte los und riss Rusana das letzte Stück mit durch den Eingang. Das wütende Brüllen hinter ihnen war viel zu nah. Er würde es nicht mehr schaffen, den Zugang zu schließen und auf allen vieren würde der Budara ihnen sicher folgen können. Chris ließ Rusana los, fuhr herum und riss die Pistole aus seinem Hosenbund. Er entsicherte die Beretta und spürte den Luftzug einer Pranke, die dicht vor seinem Gesicht vorbeirauschte. Er taumelte zurück, zielte voller Panik auf den Schädel hoch über ihm und drückte zwei Mal ab. Der Budara heulte wild auf und die Wand aus schwarzem, zottigem Fell schwankte zurück. Christian hechtete zur Tür und zog daran. Sie war schwerer als erwartet. Er schmiss die Waffe zur Seite, sprang hinter die Tür und drückte mit vollem Körpereinsatz dagegen, bis sie einrastete. Verzweifelt mobilisierte Chris seine letzten Kräfte, um die vier Sicherungsriegel, die so dick wie die Arme von Bodybuildern waren, vor die Tür zu schieben. Er war keine Sekunde zu früh fertig, da donnerte der Budara auch schon wütend dagegen. Chris trat mit pfeifendem Atem einige Schritte zurück und hoffte, dass die Vinetaner gewusst hatten, was sie taten, als sie diese Festung errichteten. Das Material der Hütte sowie des sechs Meter hohen Zaunes war jedenfalls so massiv wie Stahl - und es schien zu halten. Zumal der Budara offenbar nicht intelligent genug war, sich nur auf die schwächste Stelle der Balustrade - die Tür - zu konzentrieren.
Christians Blick fiel auf Rusana. Sie lag auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. Hatte sie das Bewusstsein verloren? Mit zitternden Fingern wischte er sich den Schweiß von der Stirn und streifte den Rucksack von seinem Rücken. Schwankend trat er zu Rusana und starrte in ihr Gesicht. Ihre Augenlieder flatterten. Blähten sich etwa ihre Nasenflügel, als würde sie Witterung aufnehmen? Seine Witterung? Plötzlich schoben sich Reißzähne zwischen Rusanas leicht geöffneten Lippen hervor. Mist! Chris trat den Rückzug an. Er musste in die Hütte! Ein tiefes Knurren hinter ihm - nicht so tief wie das des Budaras, aber nicht weniger beängstigend - brachte seinen Körper noch einmal auf Hochtouren. Er raste in das Haus und schloss mit letzter Kraft die Tür, die genauso schwer war, wie die im Zaun. Draußen hörte er Rusana wütend fauchen und schließlich begann sie, gegen die Tür zu hämmern. Christian schob die Sicherheitsriegel davor und ließ sich rücklings auf den Boden fallen. Am Ende seiner Kräfte schloss er die Augen und pumpte Sauerstoff in seine brennenden Lungen. Ihm war schwindelig, sein Herz legte einen eindrucksvollen Trommelwirbel hin und jeder Muskel in seinem Körper schmerzte. In welchen Horrorfilm war er hier geraten?
Als auf einmal die Scheibe des Fensters neben der Tür zerbarst, hob er mühsam seinen Kopf, ließ ihn jedoch sofort wieder sinken, als er feststellte, dass die Fenster vergittert waren. Rusana würde nicht hindurchkommen können.
     

11.

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