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Die Vinetaner - Rusana

Die Vinetaner - Rusana

Titel: Die Vinetaner - Rusana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisa Vordano
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Er schloss seine Augen, atmete tief durch und konzentrierte sich. Er hatte Marco verwandelt und war mit ihm verbunden. Doch seit er den Fluch ausgesprochen hatte, konnte er ihn nicht mehr spüren. Es war, als wäre Marcos Körper nur noch eine leere Hülle, tot, obwohl er atmete. Wenn der Fluch gebrochen war, müsste er ihn wieder spüren können. Und tatsächlich, da war etwas! Zwar schwach, nur ein Hauch der so lang vermissten Aura seines Freundes. Tränen rannen über Ruvens Wangen. Das Wunder war eingetreten. Marco war gerettet, würde sich wieder erholen, aber wie sollte er ihm jemals unter die Augen treten können, wenn sein einziger Enkel starb? Das hätte Marco niemals gewollt, wäre lieber selbst gestorben. Und was sollte er Rusana sagen? Sie liebte Christian, denn das war die Bedingung, die er für die Aufhebung des Fluches gestellt hatte. Um den Fluch zu brechen, musste Rusana sich in Marcos Nachkommen verlieben, egal, ob dieser alt war, ein Mann oder eine Frau. Ruven hatte nie gewagt, ihr das zu sagen, denn wie hoch war die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich verliebte? Ernsthaft verliebte und nicht nur Sympathie für den Nachkommen entwickelte? Auch Rusana würde ihm niemals verzeihen, wenn Christian starb. Was hatte er getan? Warum nur hatte er in seiner Wut diesen Fluch ausgesprochen?
„Mejuna Ruven?“
Einer der Ärzte, Frego Kensit, riss ihn aus seinen verzweifelten Gedanken.
„Ja?“
„Der Patient benötigt dringend Blut und Eures ist kompatibel.“
Ruven wischte sich fahrig über die Augen und nickte. Als Vinetaner konnten sie die Blutgruppe eines Menschen anhand des Geruches bestimmen. Er ging um Christians Trage herum, setze sich auf einen eingebauten Klappsitz und streckte seinen Arm aus - dankbar, wenigstens etwas für Marcos Enkel tun zu können.
    Im zweiten Helikopter rutschte Rusana nervös auf ihrem Sitz herum und knetete ihre Finger. Egbert, der neben ihr saß, legte beruhigend seine Hand auf ihren Arm.
„Er ist noch bei uns. Ich kann ihn spüren.“
Dass sein mentales Band zu Christian flackerte wie eine Glühbirne, die unregelmäßig mit Strom versorgt wurde, verschwieg er. Christians Leben hing am seidenen Faden und auch Egbert hatte Mühe, ruhig zu bleiben. Er hatte versagt, hatte den Anschlag nicht verhindert. Allerdings hätte er niemals damit gerechnet, dass sich Otruna oder ihre Gefolgsleute so tief in die Höhlen vorwagen würden und sich dort auch noch so gut auskannten, um die Sprengsätze an den richtigen Stellen anzubringen. Das könnte bedeuten, dass sich unter der Salzsteppe Geheimnisse verbargen, von denen er nichts ahnte. Er würde es herausfinden und auch den gefangenen Attentäter dazu befragen, der mit versteinertem Gesicht zwischen zwei Wachen saß.
Als der Hubschrauber auf den Landeplatz des Schlosses aufsetzte, waren Ruven, Marco, Christian und die Ärzte bereits im Gebäude verschwunden. Im privaten Teil des Schlosses gab es eine kleine Krankenstation, die mit allen notwendigen Geräten ausgestattet war. Hier wurden auch die Angestellten und ihre Familien behandelt, die im Schloss arbeiteten, egal ob es sich um Menschen oder Vinetaner handelte.
Egbert runzelte die Stirn, als ihnen ein Gardist entgegeneilte. Er war allerdings nicht wirklich überrascht, als dieser ihm mitteilte, dass Otruna aus ihrer Zelle befreit worden war und fliehen konnte. Bei ihrem Befreier handelte es sich um Martin Koruwa, dem Oberbefehlshaber der Wachen des Schlosses, den sie niedergestochen zurückgelassen hatte. Der Mann war mittlerweile außer Lebensgefahr und Egbert nahm sich vor, ihn später zu verhören.

Im Flur der Krankenstation wartete Ruven auf sie. Er lehnte neben der Tür zum OP und sah kreidebleich aus. Er hatte Christian so viel Blut wie möglich gespendet und musste dringend Blut trinken, doch er wollte zuerst mit seiner Schwester sprechen. Er stieß sich von der Wand ab und ging Egbert und Rusana entgegen. Als er dem Blick seiner Schwester begegnete, wurde ihm noch elender zumute und er stammelte leise:
„Es tut mir so leid.“
Rusanas Schutzmauer, die sie bis jetzt mühsam aufrecht gehalten hatte, fiel in sich zusammen. Sie warf sich in die Arme ihres Bruders und begann hemmungslos zu weinen. Ruven schlang seine Arme um sie und hielt sie fest. Bald war sein Hemd durchnässt von ihren Tränen, doch er nahm es kaum wahr. Er liebte seine Schwester und er war schuld an ihrer Verzweiflung.
Es dauerte eine Weile, bis Rusanas Tränen versiegten und sie es schaffte, sich so weit

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