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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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soll ich das wissen? Das hat mir keiner gesagt. Kann ich jetzt gehen?«
    »Nein. Was habt ihr über Salvadors Tod herausgefunden?«
    »Im Augenblick gibt es keinen eindeutigen Verdächtigen, aber die Sache scheint offensichtlich zu sein: Wenn eine islamistische Zelle sich die Geigerin vorgeknöpft hat und der Kerl, der Salvador in der Werkstatt die Bombe ins Auto geschmuggelt hat, ein Araber ist, dann sieht es ganz danach aus, als hätten sie ihn umgelegt, damit er nicht weiter ermitteln kann.«
    »Die beiden Morde hängen nicht zusammen. Ich komme gerade aus dem Kriminallabor, und der Kriminaltechniker hat mir gesagt, dass die Islamistenspur, die wir bisher im Fall Larrazábal verfolgt haben, eine falsche Spur war. Das hätte ich dir jetzt auch nicht zu erzählen brauchen.«
    »Danke für die Information, dann sind wir ja quitt. Kann ich jetzt gehen?«
    »Ja, aber die Sache mit der Hellseherin macht mir Sorgen. Normalerweise bitten diese Scharlatane die Polizei um irgendeinen Gegenstand aus dem Besitz des Opfers. Ich fürchte, wenn Salvador sie im Fall Larrazábal konsultiert hat, ist sie jetzt im Besitz irgendeines Beweisstücks.«
    »Dafür gibt es eine ganz einfache Lösung: Ruf sie an und frag sie.«

20
    K aum hatte Subinspector Villanueva sein Büro verlassen, rief Perdomo tatsächlich bei der Parapsychologin an. Ein Anrufbeantworter sprang an, und Perdomo hinterließ eine kurze Nachricht mit seinem Namen, Beruf und seiner Telefonnummer. Eine halbe Stunde später rief die Frau zurück, und sie verabredeten, dass Perdomo sie in zwei Stunden besuchen würde.
    Milagros Ordóñez wohnte in einem Einfamilienhaus in Pozuelo de Alarcón, wo sie auch ihre Praxis hatte. Die Frau, die Perdomo die Tür öffnete, war völlig anders, als er erwartet hatte, überhaupt nicht wie die Kartenlegerinnen, die regelmäßig im Fernsehen auftraten. Sie trug weder verschmierten Lippenstift noch Zigeunerohrringe oder bunte Schals. Sie war eine kleine Frau von Anfang fünfzig mit kurzen grauen Haaren. Der Rundhaarschnitt mit den fransigen, am Gesicht anliegenden Spitzen betonte ihre sanften Gesichtszüge. Die schmalen Haarpartien neben den Ohren – beinahe wie die Koteletten eines jungen Mannes – rahmten ihr Gesicht ein und ließen ihr Kinn noch feiner erscheinen. Sie hatte honigfarbene Augen, was sie mit ihrem Make-up noch betonte. Perdomo stufte sie sofort in die Kategorie »attraktive reife Frau« ein.
    »Guten Tag, Inspector«, sagte sie mit einem sanften Lächeln, das während des gesamten Gesprächs nicht von ihren Lippen wich. »Geben Sie mir Ihren Mantel, ich hänge ihn an die Garderobe, dann stört er nicht.«
    Perdomo zog den Trenchcoat aus und sah sich um, neugierig auf das Haus der Hellseherin.
    Ordóñez entging das nicht. »Wenn Sie nach meiner Alphabettafel suchen, vergeuden Sie Ihre Zeit.«
    Ihre Stimme war sehr sanft, doch ihr Tonfall entschieden, was Perdomo vollends aus dem Konzept brachte.
    »Sie sehen wirklich nicht wie die typische Parapsychologin aus«, räumte er ein.
    »Ich bin klinische Psychologin, spezialisiert auf Kinder. Nur gelegentlich und auf Wunsch der Polizei habe ich versucht, meine beschränkten außersinnlichen Kräfte in der Kriminalermittlung einzusetzen. Und zwar völlig uneigennützig, denn meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit der Analyse des Unbewussten von Kindern mit Problemen.«
    »Von was für Kindern?«, wollte der Inspector wissen. »Wie der Junge in The Sixth Sense? «
    Sie nahm ihm seinen Scherz offenbar nicht übel, sondern erwiderte: »Und noch seltsamer. Kommen Sie mit in meinen Behandlungsraum. Im Wohnzimmer können wir uns nicht unterhalten, weil meine Mutter da die Seifenoper nach dem Mittagessen guckt. Möchten Sie einen Kaffee?«
    »Ja, gerne. Schwarz und mit Zucker. Und nicht allzu stark.«
    Sie führte ihn in ihren Behandlungsraum, der sparsam eingerichtet war: ein großer lackierter Tisch, der aussah, als wäre er sehr alt, eine Schreibtischlampe, ein Ohrensessel, eine Analyseliege, auf dem Boden ein wenig Spielzeug und an der Wand ein mittelgroßes gerahmtes Foto, auf dem Perdomo die berühmte Schriftstellerin Agatha Christie zu erkennen glaubte.
    »Das ist Melanie Klein«, bemerkte die Psychologin. »Sie hat die englische Schule der Psychoanalyse begründet und war eine der Pionierinnen der Therapie von Kindern.«
    Dann ging sie hinaus, um den Kaffee zuzubereiten, und Perdomo setzte sich auf die Liege und wartete. Da Ordóñez die Tür offen gelassen hatte, hörte

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