Die Violine des Teufels
trug stets sehr schrille Krawatten, mit denen er wohl versuchte, seinen Mangel an Persönlichkeit wettzumachen. Perdomo hielt ihn für einen totalen Opportunisten, deshalb war er überzeugt, dass Villanueva, solange Perdomo Rückhalt bei Comisario Galdón selbst genoss, nicht wagen würde, ihm Steine in den Weg zu legen, sondern ihn nach Kräften unterstützen würde.
Jedenfalls nach außen hin.
Salvadors früherer Vertrauter hatte eine Mappe bei sich, in der sich die Berichte über die polizeilichen Ermittlungen und Untersuchungen befanden, die das Team des ermordeten Inspectors bis zu dessen tragischem Tod hatte durchführen können.
»Neulich habe ich dir versprochen, dass ich mit dir zusammenarbeite, Perdomo. Dass Galdón mich anruft und daran erinnert, war wirklich nicht nötig«, sagte er.
»Ich habe Galdón nicht gebeten, dich unter Druck zu setzen, Villanueva. Ich kann selbst bestens dafür sorgen, dass ihr mir nicht auf den Sack geht, du und Salvadors andere Männer.«
Der Subinspector machte Anstalten, zur Tür zu gehen, doch Perdomo hielt ihn mit einer Stimme zurück, die so entschieden klang wie der Hammer des Richters bei der Urteilsverkündung
»Einen Moment. Was zum Teufel ist das für eine Liste?«
Perdomo hatte ein maschinenbeschriebenes Blatt aus der Mappe gezogen, auf dem mehr als ein Dutzend Namen standen. Nur der letzte Name, der einer Frau, war nicht mit der Maschine geschrieben.
»Das sind alle, die bisher mit dem Fall zu tun hatten. Vom Untersuchungsrichter bis zum Gerichtsmediziner und seinen Assistenten, auch die Männer aus meinem Team.«
»Du meinst, aus Salvadors Team. Oder hast du dich schon als seinen geheimen Nachfolger gesehen?«
»Perdomo, verdammt, lass uns nicht ständig streiten, wir werden noch viel Zeit miteinander verbringen müssen.«
»Das werden wir ja sehen. Wer ist diese Frau ganz unten auf der Liste? Da steht nur eine Telefonnummer, aber nicht, zu welcher Abteilung sie gehört.«
»Milagros Ordóñez ist Hellseherin«, erwiderte Villanueva und richtete sich die giftgrüne Krawatte, die selbst im Amazonasurwald aufgefallen wäre.
»Willst du mich für dumm verkaufen? Salvador hat bei seinen Ermittlungen ein Medium eingesetzt?«
»Nur damit du siehst, dass ich mit offenen Karten spiele. Das hätte ich dir nicht zu sagen brauchen, nicht einmal Galdón weiß davon.«
Ungläubig schüttelte Perdomo den Kopf und starrte auf den handgeschriebenen Namen.
»Das hat mir noch gefehlt! Diese Freaks, nicht genug, dass sie die Massenmedien überschwemmen, jetzt schleichen sie sich schon hier bei der Polizei ein!«
»Ordóñez ist kein Freak «, stellte Villanueva klar. »Sie kann uns nicht immer brauchbare Informationen liefern, aber wenn sie etwas für uns hatte, hat sich das jedes Mal als glaubwürdig erwiesen.«
»Jetzt verarsch mich nicht, Villanueva, ich bin ein alter Hase!«
»Lass es nicht an mir aus. Salvador persönlich hat sie immer dann konsultiert, wenn ein Fall in einer Sackgasse steckte.«
»Du meinst, diese Frau war an noch mehr Ermittlungen beteiligt? An wie vielen?«
»Ich kann dir keine genauen Zahlen nennen. Salvador war immer sehr diskret in seiner Beziehung zu ihr. Er hat nie zugelassen, dass jemand anderes von der UDEV bei seinen Besprechungen mit der Dame dabei war.«
»Und woher weißt du dann, dass er sich im Fall Larrazábal an sie gewandt hat?«
»Weil vor drei Tagen sein Auto kaputtging und er mich bat, ihn zu ihr zu fahren. Ich durfte sie nicht einmal sehen. Ich musste die ganze Zeit draußen warten, und dabei war er fast eine Stunde bei ihr.«
»Hatten sie womöglich ein Verhältnis?«
»Glaube ich nicht. Salvador hat sich gerne in Schale geworfen, wenn er auf Eroberungen aus war, aber zu der Besprechung ging er unrasiert und in einem Hemd, bei dem man kaum hingucken konnte.«
Perdomo blätterte in der Mappe, die Villanueva ihm gegeben hatte, und zog ein weiteres Dokument heraus: ein in zwei Stücke zerrissenes und mit Klebeband wieder zusammengefügtes Notenblatt, das in einem Beweismittelbeutel steckte. Darauf waren handschriftlich eine Reihe von Noten eingetragen:
»Und was ist das?«
»Das haben wir in der Garderobe der Geigerin gefunden.«
»Wo?«
»Im Papierkorb.«
»Wurde es von der Kriminaltechnik untersucht?«
»Ja. Es sind nur die Fingerabdrücke des Opfers darauf, die Tinte stammt aus einem BIC-Kugelschreiber, und das Papier ist ein handelsübliches.«
»Und die Noten? Zu welchem Werk gehören die?«
»Woher
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