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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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Das glaube ich nicht. Ane besaß eine Bühnenbeherrschung, die irgendein Kritiker mal als beleidigend bezeichnet hat.«
    »Könnte es sein, dass sie an dem Tag Streit mit jemandem hatte?«
    »Falls ja, dann weiß ich nichts davon. Aber es würde mich wundern, denn ein paar Stunden vor dem Konzert habe ich noch mit ihr gesprochen, und da war sie in Bestform.«
    »Worüber sprachen Sie da mit ihr?«
    »Ich habe ihr gesagt, in welchem Restaurant ich für sie reserviert hatte. Sie wollte mit ihrem Verlobten essen gehen und hatte mich gebeten, ihnen ein gutes Lokal zu suchen. Ich habe ein bisschen herumtelefoniert und ihnen dann einen Tisch bei einem Italiener namens Tartini reserviert.«
    Perdomo nickte knapp – das Restaurant kannte er.
    »Wissen Sie, was ich glaube, Inspector? Wenn wir etwas fallen lassen, dann nicht, weil wir nervös sind, sondern eher, weil wir zu selbstsicher sind. Ane kannte die Musik, die sie spielte, so gut – ihren Paganini! –, dass sie vielleicht zu entspannt war.«
    »Mit einer Geige, die drei Millionen Euro wert ist? Das fällt mir schwer zu glauben.«
    »Das mag ja sein, aber das heißt nicht, dass so etwas nicht passiert. Wissen Sie, was dem Geiger David Garrett letztes Jahr passiert ist?«
    Garrett wird auch der »David Beckham der klassischen Musik« genannt – ein deutsch-amerikanisches Wunderkind von so beneidenswertem Äußerem, dass er sich sein Studium an der New Yorker Juilliard School finanzieren konnte, indem er in Armani-Anzügen für Vogue posierte.
    »David ist beim Verlassen der Londoner Barbican Hall gestürzt. Er ist eine rutschige Treppe hinabgestiegen, ohne daran zu denken, dass er noch seine Konzertschuhe trug, die eine sehr glatte Sohle hatten. Er ist rücklings auf seinen Geigenkasten gefallen, was ihm vermutlich das Leben gerettet hat, aber seine Guadagnini, die eine Million Dollar wert war, war hinüber. Er war einfach geistesabwesend!«
    »Zugegeben, aber –«
    »Und der Cellist Yo-Yo Ma?«, fuhr Garralde fort, die sich nicht so ohne weiteres unterbrechen ließ. »Der war sogar so gedankenlos, dass er in New York ein Stradivari-Cello, das so wertvoll ist wie Anes Violine, in einem Taxi hat liegen lassen.«
    Mit diesen beiden Beispielen gab Perdomo sich schließlich zufrieden und beschloss, das Thema zu wechseln. Nun wollte er auf die Beziehung zwischen Garralde und Rescaglio eingehen, über die Rescaglio Salvadors Aufzeichnungen zufolge gesagt hatte, sie sei nicht gut gewesen.
    »Señor Rescaglio hat bei der ersten Befragung durch meinen ermordeten Kollegen gesagt …«, Perdomo hielt inne und suchte in einem anderen Notizbuch die Aussage des Italieners heraus, »… Sie beide würden sich nach Möglichkeit aus dem Weg gehen – wenn der eine da ist, kann der andere nicht dabei sein, wie in diesem Film mit Michelle Pfeiffer.«
    »Hat er das so gesagt?«, fragte Garralde neugierig. »Hat er den Tag des Falken erwähnt?«
    »Nein, das war ein Zusatz von mir. Ich bin ein ziemlicher Kinofan.«
    »Ah. Das wäre nämlich eine Übertreibung. Wir haben uns in der Regel nicht getroffen, das stimmt, aber das war, weil …« Unvermittelt löste sie sich vom Flügel, richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und sagte, ohne ihre Verärgerung zu verhehlen: »Aber was geht Sie das eigentlich an, ob der gute Señor Rescaglio mir sympathisch war oder nicht? Was hat das alles mit dem Mord an Ane zu tun? Sie ist ums Leben gekommen, nicht ihr Verlobter!«
    »Bitte beruhigen Sie sich«, bat Perdomo. »Sie müssen auf keine meiner Fragen antworten, wenn Sie nicht wollen, aber je mehr Informationen uns zur Verfügung stehen, desto leichter wird es uns fallen, den Schuldigen zu fassen, meinen Sie nicht?«
    Carmen Garralde holte sich eine Zigarette. Schon nach dem ersten Zug sah man, dass der Tabak eine beruhigende Wirkung auf ihr heftiges Temperament hatte, denn sie fasste sich sofort wieder.
    »Sicher, Andrea mochte mich nicht besonders, aber das habe ich nie persönlich genommen.«
    »Das müssen Sie mir erklären.«
    »Damit will ich sagen, jeder wäre eifersüchtig auf jeden, der an meiner Stelle wäre und so großen Einfluss auf Anes Karriere hätte. Wir üben alle gerne Einfluss auf die Personen aus, die wir lieben, und Señor Rescaglio wusste, dass Ane in professioneller Hinsicht nur auf mich gehört hat.«
    »Warum hat sie sich so auf Sie verlassen? Haben Sie Musik studiert?«
    »Nein, aber ich habe die Menschen studiert, Inspector. Des Teufels Wissen beruht eher auf

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