Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
Vom Netzwerk:
mit einem Journalisten von El País befreundet, der Sie kennt.«
    »Ah, ich weiß, wen Sie meinen. Wir haben uns zufällig am Abend des Verbrechens im Auditorio getroffen. Aber bevor Sie mir erzählen, was Sie wissen, sollten Sie mir sagen, wer Sie sind.«
    Lupot tat es, dann sagte er: »Wir wollten uns mit Ihnen in Verbindung setzen, weil wir den begründeten Verdacht haben, dass Ane Larrazábals Violine schon einmal gestohlen worden ist.«
    Unentwegt betastete Lupot sein rechtes Auge. Er entschuldigte sich dafür und fügte hinzu, er habe an diesem Vormittag eine fürchterliche Migräne und sei nicht in der Lage, zwei zusammenhängende Sätze zu formulieren. Mit seiner bedächtigen Art, zu erzählen, machte er Natalia ganz nervös, und sie riss das Wort an sich. In knapp einer Minute fasste sie die Geschichte des tragischen Unfalls von Ginette Neveu für Perdomo zusammen.
    Während Perdomo Natalia zuhörte, gab er den Namen Ginette Neveu bei Google ein und überflog dann einige der Suchergebnisse.
    »Hier heißt es, nach dem Unfall habe man Neveu mit ihrer Stradivari im Arm gefunden.«
    »Das sind bloß Legenden. Man konnte nicht einmal den Geigenkasten finden, der ebenfalls sehr wertvoll gewesen sein muss«, entgegnete Lupot, der noch immer gelegentlich sein Auge betastete.
    Perdomo stand auf und ging ans Fenster, von dem aus man auf die Bäume blickte, die auf dem riesigen Innenhof des Polizeikomplexes Canillas standen. Es war nicht dasselbe wie der Blick auf die Parkanlagen im Viertel Francos Rodríguez, wo er sein Büro bei der Polizei der Provinz Madrid hatte, aber es war immerhin ein Ersatz. Die Bäume zu betrachten, hatte eine entspannende Wirkung auf ihn, ebenso wie auf manche Menschen der Anblick eines Kaminfeuers. Es begann zu nieseln, und die Bäume wiegten sich im Wind, der eine Art Frühjahrsgewitter anzukündigen schien.
    »Wir wollten der Polizei nur mitteilen, woher die Violine vermutlich stammt. Wir wollen nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen«, erklärte Natalia.
    »Sie haben nichts zu befürchten. Alles, was Sie mir hier auf dem Gelände der Polizei sagen, wird mit allerhöchster Vertraulichkeit behandelt. Also sprechen Sie bitte ohne Hemmungen und lassen Sie keine Idee aus, auch wenn sie Ihnen noch so absurd oder gewagt erscheint. Bei einer so komplexen Ermittlung wie der in einem Mordfall ergeben sich manchmal aus scheinbar nichtigen Details neue Ermittlungsrichtungen. Also, lassen Sie mich rekapitulieren: Neveus Flugzeug stürzt bei den Azoren ab, und irgendwer, vermutlich jemand von der Rettungsmannschaft, sieht, dass die Geige unversehrt ist, und beschließt, sie zu behalten.«
    »Wahrscheinlich kannte derjenige die Passagierliste, und als er die Violine sah, folgerte er, dass es sich um ein sehr wertvolles Instrument handelte«, schlug Lupot vor.
    »Und was glauben Sie, wie es von da in Larrazábals Hände gelangt ist?«
    »Als sie zum zweiten Mal in meine Werkstatt kam, um ihre Geige abzuholen, erzählte sie mir, ihr Großvater habe sie 1950 in Lissabon gekauft. Sie sprach von einer Auktion, aber daran glaube ich nicht. Die Auktionshäuser, zumindest die großen, verfügen über aktuelle Listen gestohlener Objekte, und immer wenn ihnen ein Stück von zweifelhafter Herkunft vorgelegt wird, sehen sie in diesen Listen nach, weil sie sich keine Schwierigkeiten einhandeln wollen. Ane Larrazábals Großvater muss die Strad direkt bei dem Dieb gekauft haben, und sicher zu einem sehr guten Preis, denn die Ware war immer noch heiß und schwer zu verkaufen. Dieser Herr wusste höchstwahrscheinlich, dass er Diebesgut gekauft hatte, und hat seiner Familie die Geschichte von der Auktion erzählt, um sie nicht zu beunruhigen. Aber da er keine Dokumente bekommen konnte, die die Herkunft der Violine belegt hätten, konnte er sie auch nicht versichern.«
    »Sind Sie ganz sicher, dass die Stradivari nicht versichert war?«
    »Das hat Larrazábal mir jedenfalls in Paris erzählt.«
    Da klopfte es, und ohne ein »Herein« abzuwarten, steckte ein Subinspector des Morddezernats, dessen Name Perdomo nicht kannte, den Kopf zur Tür herein.
    »Perdomo, Comisario Galdón will dich sehen.«
    »Sag ihm, ich komme gleich. Ist Villanueva schon wieder da?«
    Die Frage prallte an der Mattglasscheibe der Tür ab, denn ebenso schnell, wie der Subinspector ins Büro geplatzt war, war er auch wieder verschwunden.
    Als Lupot hörte, dass Perdomo anderswo erwartet wurde, stand er auf, um zu gehen, doch Natalia packte ihn

Weitere Kostenlose Bücher