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Die Violine des Teufels

Die Violine des Teufels

Titel: Die Violine des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joseph Gelinek
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seinem Wachtraum im Auditorio erschienen war.

30
    A ls Perdomo Galdóns Büro betrat, stand der Comisario im Mantel da.
    »Willst du weg?«, fragte der Inspector befremdet. »Man hat mir gesagt, du wolltest mich sehen.«
    Hinter ihm auf einem der beiden Besucherstühle, die neben dem Schreibtisch des Leiters der UDEV standen, saß Subinspector Villanueva und hörte aufmerksam zu, reglos wie ein Reptil auf der Lauer.
    »Warum hast du noch nicht mit Larrazábals Eltern gesprochen?«, fragte Galdón vorwurfsvoll.
    Perdomo hatte den Eindruck, der strenge Ton, in dem der Comisario mit ihm sprach, habe ein kaum merkliches befriedigtes Lächeln auf Villanuevas Gesicht gezaubert. Aber vielleicht hatte er sich das auch nur eingebildet.
    »Ich war bei der Trauerfeier, um zu sehen, ob sich eine Gelegenheit ergeben würde, aber am Ende des Konzerts hat der Mann geweint, und da hielt ich es für passender, wenigstens einen Tag zu warten«, rechtfertigte sich Perdomo.
    »Schlechte Entscheidung. Die Familie ist der Schlüssel zu Informationen über das Umfeld des Opfers und um zu erfahren, ob das Opfer Feinde hatte oder sich wegen irgendetwas sorgte. Noch heute Abend fährst du nach Vitoria, um mit den Eltern zu sprechen. Ich habe bereits mit dem Vater telefoniert und dich angekündigt. Hier, das ist seine Handynummer.«
    »Heute Abend? Aber ich habe niemanden, der sich um meinen Sohn kümmert.«
    »Red keinen Unsinn, du wirst schon jemanden finden. Und jetzt setzt euch in Bewegung. Los!«
    Die Pluralanrede ließ Perdomo zögern.
    »Ich arbeite besser allein. Während ich mit den Eltern spreche, kann Villanueva bei den wichtigsten Auktionshäusern nachfragen, ob ihnen eine Geige angeboten wurde.«
    Galdón schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß ja nicht, wie ihr bei der Provinzpolizei zurechtkommt, aber hier in der UDEV arbeiten meine Männer in Zweierteams. So, und jetzt muss ich dringend nach Burgos. Erinnerst du dich an den Dreifachmord vor ein paar Jahren? Tja, der Direktor der Schule, auf die der Junge ging, den wir damals festnahmen, wurde gerade ermordet.«
    Der Comisario bedeutete Perdomo mit einer Geste, er solle beiseitetreten, doch der rührte sich nicht von der Stelle.
    »Warte mal«, sagte er und deutete mit dem Kinn auf die Zeitungen auf dem Schreibtisch. »Hast du die Schlagzeilen gesehen?«
    »Was ist mit denen?«
    Perdomo heftete den Blick auf Villanueva, der ihn, seit er eingetreten war, noch keines Blickes gewürdigt hatte.
    »Das ist eine unglaubliche Sauerei!«, ereiferte sich Perdomo. »Irgendjemand versucht hier, die Ermittlungen zu sabotieren.«
    Der Comisario lachte auf.
    »Sei nicht naiv, Perdomo. Was glaubst du, wer die Informationen an die Presse gegeben hat?«
    In Villanuevas Augen funkelte es spöttisch, als er Perdomos Verwirrung sah.
    » Wir haben die Informationen weitergegeben? Aber was versprichst du dir davon?«
    »Ich will den Mörder nervös machen«, erklärte Galdón. »Wenn er weiß, dass wir den Köder nicht geschluckt haben, wird er versuchen, die Polizei auf andere Weise in die Irre zu führen. Wir versuchen, eine Situation zu schaffen, in der er einen verhängnisvollen Fehler macht. Und das hier könnte uns auch weiterhelfen.«
    Galdón zog eine richterliche Verfügung aus der Tasche, in der der Ermittlungsrichter im Fall Larrazábal das Abhören der Telefone von Lledó, Rescaglio und Garralde genehmigte, und reichte sie Perdomo, der sie rasch überflog.
    »Wie sind wir denn da drangekommen?«
    »Der Richter schuldete mir einen Gefallen.«
    »Das muss aber ein großer Gefallen sein, denn du musst mir erst mal erklären, wie wir das Abhören dieser Telefone rechtfertigen. Wir haben nichts gegen Lledó, Rescaglio oder Garralde in der Hand.«
    »Aber auch nichts, was sie entlastet«, knurrte Galdón. »Das ist ja das Schlimme, Perdomo, die Tage vergehen, ohne dass du mir Ergebnisse bringst. Das ist hier die UDEV, hier sind wir es gewohnt, von der ersten Minute an Ergebnisse zu erzielen. Vor allem bei der medialen Aufmerksamkeit, der wir ausgesetzt sind. Nicht nur in der spanischen Presse. Heute kam ein Anruf von der Frankfurter Allgemeinen, gestern von der New York Times. Wir bekommen richtig Druck.«
    Perdomo warf noch einen Blick auf die richterliche Verfügung und stellte fest, dass sie Pfuscharbeit war. Die Obersten Gerichtshöfe der autonomen Regionen hatten in zahlreichen Urteilen keinen Zweifel daran gelassen, dass für solche Maßnahmen eine begründete Entscheidung erforderlich war,

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