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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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Aristides’ Leiche los und
    schaute Hardin an.
    »Genau oder schätzungsweise?«
    »Genau.«
    »Gar keine«, sagte Evans und lächelte unmerklich.
    »Gut.« Hardin schaltete das Diktiergerät ein. »Ich bin
    der Prosector und Sie sind mein Assistent. Wenn Sie etwas
    nicht verstehen, sage ich Ihnen, was Sie zu tun haben.
    Normalerweise würde eine Leiche auf einem Rollwagen
    zum Seziertisch gebracht werden und läge in zwei Schutz-
    säcken. Dann würden wir den Leichnam auf den Tisch he-
    ben, die Säcke öffnen und anschließend vernichten. Wir
    gehen davon aus, dass wir all das bereits hinter uns haben.
    Also, was kommt als Nächstes?«
    »Beobachtung?«, antwortete Evans. »Eine visuelle Un-
    tersuchung.«
    »Ganz recht.« Hardin nickte. »Vergessen Sie nie, dass
    ein Pathologe die meiste Zeit nur hinsieht und prüft. Das
    ist besonders wichtig, wenn man vor Ort seziert. Es könn-
    ten Indizien an der Leiche sein, an seiner Kleidung oder
    dem Umfeld, die man in einem Sektionssaal nie zu sehen
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    bekommt. Weil man bei einer normalen Autopsie immer
    nur an der Leiche arbeitet. Was sehen Sie hier?«
    Evans schaute auf den Tisch. »Wir haben hier einen
    männlichen Weißen«, sagte er. »Alter etwa fünfundsechzig
    bis siebzig, am ganzen Körper sonnengebräunt bis auf die
    Lenden, an denen die Haut sichtlich heller ist. Es gibt keine Anzeichen äußerer Verletzungen auf der Vorderseite seines Körpers, aber überall sind große Mengen verkrustetes
    Blut zu sehen. Das Subjekt scheint aus Augen, Ohren, Nase
    und Mund geblutet zu haben, möglicherweise auch aus
    dem Penis.«
    »Wir ersparen es uns, die Leiche umzudrehen, Mark.
    Dr. Gravas hat bereits bestätigt, dass er auch aus dem Anus
    geblutet hat. Machen wir ein paar Fotos. Wir dokumentie-
    ren jedes Stadium der Autopsie: vor und nach der visuellen
    Untersuchung, und nachdem die Brusthöhle geöffnet
    wurde; anschließend schießen wir noch ein paar Fotos von
    jedem Organ, das wir entnehmen.«
    Evans trat zum Ende des Klapptischs, hob die Polaroid-
    kamera und fotografierte Aristides’ Leiche von allen Sei-
    ten. Die Kamera surrte immer, wenn sie ein Foto auswarf.
    Anschließend legte er die Abzüge und die Kamera auf eine
    kleine Kommode und kehrte an den Tisch zurück.
    »Gut«, erklärte Hardin. »Jetzt säubern wir ihn und be-
    ginnen mit einer gründlichen äußeren Untersuchung.«
    Evans nahm einen Plastikeimer, der zur Hälfte mit Was-
    ser gefüllt war und in dem einige Handtücher lagen, die er
    in Aristides’ Küche gefunden hatte. Er wrang eines aus und
    löste behutsam das verkrustete Blut von der Leiche des
    Griechen. Das Wasser in dem Eimer färbte sich augen-
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    blicklich tiefrot. Als die Vorderseite des Toten sauber war, drehten sie ihn um und unterzogen die Rückseite derselben Prozedur. Dann fingen sie mit der äußeren Untersu-
    chung an.
    Die beiden Männer gingen dabei minutiös vor. Sie fin-
    gen am Scheitel des Griechen an und arbeiteten sich bis zu
    seinen Fußsohlen herunter. Sie suchten nach Wunden,
    Prellungen, Einstichstellen, Abschürfungen oder anderen
    äußeren Verletzungen. Sie achteten auf alles Ungewöhnli-
    che wie Schwellungen, Hautverfärbungen oder Anzeichen
    von Knochenbrüchen. Nachdem sie mit der Vorderseite
    fertig waren, setzten sie die Untersuchung auf der Rücksei-
    te fort.
    »Gut«, sagte Hardin laut in das Diktiergerät. »Wir fin-
    den keine Anzeichen von frischeren externen Verletzun-
    gen oder Traumata. Es gibt einige alte Wunden, von denen
    eine sehr schlecht verheilt ist, aber keine kommt als To-
    desursache in Betracht.
    Ungewöhnlich sind die Anzeichen von starken Blutun-
    gen aus allen Körperöffnungen. Eine erste Untersuchung
    zeigt Blutungen aus den Augen, den Ohren, der Nase und
    dem Mund, die durch Blutverlust aus kleineren Blutgefä-
    ßen verursacht worden sind. Besonders die Augen sind
    sehr rot gefärbt. Es scheinen fast alle Adern in den Augäp-
    feln geplatzt zu sein.« Er wartete, während Evans drei Fo-
    tos machte. »Okay, jetzt mache ich ihn auf.«
    Hardin nahm ein Skalpell fest in die rechte Hand und
    überzeugte sich, dass Evans weit genug vom Tisch weg-
    stand. Dann drückte er die Klinge in die gebräunte Haut
    über Aristides’ rechter Schulter, fuhr mit der Klinge quer
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    über die Brust bis zum Brustbein, verlagerte sein Ge-
    wicht und schnitt dann hinunter bis zum Schamhaar,
    wobei er den Nabel aussparte. Er zog das Skalpell heraus,
    setzte es auf Aristides’ linker

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