Die Virus-Waffe
diffizilen Arbeitsvorgänge. Dass die
Scheiben der Helme schnell von innen beschlagen, ist auch
nicht sehr hilfreich. Normalerweise trägt das Personal bei
Autopsien über den normalen Arbeitsanzügen noch Chi-
rurgenkittel und darüber wasserdichte Schürzen. Die Haa-
re stecken unter Chirurgenkappen, die Schuhe in Über-
schuhen aus Plastik oder Papier.
Am anfälligsten für Infektionen sind die Augen, die Na-
se und der Mund. Deshalb werden Sicherheitsmasken ein-
gesetzt, dazu eine Chirurgenmaske aus Biofiltermaterial,
das biologische Partikel einfängt. Die Hände sind wegen
der scharfen Instrumente, die bei einer Autopsie eingesetzt
werden, ebenfalls sehr stark Infektionen ausgesetzt, also
tragen die Leute mindestens ein, meistens jedoch zwei
Paar Latexhandschuhe, über die sie noch ein Paar dickere
Küchenhandschuhe aus Gummi ziehen.
Der Pathologe, der die Postmortem-Untersuchung
durchführt, trägt außerdem noch einen Kettenhandschuh
aus Edelstahl über der Hand, die nicht die Instrumente
führt, weil die meisten Verletzungen an dieser Hand auf-
treten. Darüber zieht er noch einen Gummihandschuh,
um besseren Halt zu gewährleisten.
Tyler Hardin sah sich in dem Schlafzimmer um und
zuckte mit den Schultern. Der Gegensatz zwischen den
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glänzenden und perfekt ausgestatteten Obduktionssälen in
den Staaten, wo er normalerweise solche Autopsien durch-
führte, und diesem kleinen, schmuddeligen Raum konnte
kaum größer sein.
Réthymnon, Kreta
Mike Murphy schlug die Augen auf und schaute auf seinen
Reisewecker auf dem kleinen Nachttisch. Einen Moment
wusste er nicht, wo er war. Dann wurde er vollständig
wach und erinnerte sich. Es war später Nachmittag. Die
tief stehende Sonne schien durch das Fenster und badete
das kleine Zimmer in helles Licht. Er hatte über zwölf
Stunden geschlafen.
Murphy blieb ein paar Minuten liegen, lauschte den Ge-
räuschen im Hotel und auf der Straße, dann schwang er
sich aus dem Bett, ging ins Bad und stellte die Dusche an.
Während er darauf wartete, dass das Wasser einigermaßen
warm wurde, öffnete er seine Reisetasche, nahm seinen
Waschbeutel heraus, zog sich aus, überprüfte die Wasser-
temperatur und trat in die kleine Kabine.
Nachdem er sich abgetrocknet und angezogen hatte,
wiederholte er unwissentlich Krywalds Procedere vom vo-
rigen Abend. Er fuhr sein Notebook hoch, loggte sich über
sein Handy in einen nicht registrierten Server in Amerika
ein und kontrollierte, ob Nicholson ihm Nachrichten ge-
schickt hatte.
Es gab nur eine. Eine Bestätigung, dass die erste Phase
der Operation abgeschlossen war. Die andere Gruppe,
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Team Eins hatte Nicholson sie genannt, hatte den Koffer
lokalisiert und beschafft. Murphy hatte keine Ahnung, was
der Koffer enthielt, und wollte es auch nicht wissen. Seine
Befehle waren unmissverständlich einfach. Er sollte Team
Eins den Koffer abnehmen und anschließend alle Team-
mitglieder liquidieren.
In Nicholsons Mail standen noch zwei weitere Infor-
mationen. Die erste listete die tatsächlichen Namen, die
Decknamen und eine Beschreibung der drei Mitglieder
von Team Eins auf sowie Einzelheiten über das Hotel, in
dem sie abgestiegen waren. Die zweite erinnerte Mur-
phy, dass er eine Lieferung in seinem Hotel zu erwarten
hatte.
Eine Viertelstunde später ging Murphy in die Lobby
hinunter und trat an den Empfangstresen. »Ich heiße Whi-
te«, sagte er und holte einen perfekt gefälschten amerikani-
schen Ausweis mit diesem Namen heraus. »Ich erwarte ein
paar Pakete, eine Kameraausrüstung, ein Stativ und solche
Sachen.«
»Jawohl, Sir.« Der Hotelangestellte sprach Englisch mit
einem starken Akzent. »Es wurde heute Nachmittag ange-
liefert.« Er holte zwei große Kartons hinter dem Tresen
hervor. »Hier, bitte.«
»Danke«, sagte Murphy. »Soll ich den Empfang quittie-
ren?«
Der Angestellte schüttelte den Kopf. »Nein, Sir. Ihr
Freund hat sie persönlich vorbeigebracht.«
Murphy hatte keine Ahnung, wer dieser »Freund« sein
mochte, und auch das interessierte ihn nicht im Gerings-
ten. Es gab wohl kaum einen weniger neugierigen Men-
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schen als ihn. Er kümmerte sich nur um das, was für sei-
nen Job absolut notwendig war. Er nickte, nahm die zwei
Pakete und ging in sein Zimmer zurück.
Kandíra, Südwestkreta
»Wie viele Autopsien haben Sie seit Ihrem Studium durch-
geführt, Mark?«, wollte Hardin wissen.
Evans riss seinen Blick von
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