Die Virus-Waffe
einen
Polizeibeamten getötet, der vor dem zweiten Grundstück
Wache hielt, und seine Leiche mit der von zwei älteren
Dorfbewohnern in einen Graben geworfen.«
Wings war sichtlich schockiert. »Ja«, erwiderte er, »diese
Morde verleihen der Situation auf jeden Fall eine andere
Dimension. Welche Hilfe brauchen Sie von der Invin-
cible? «
»Ich benötige drei Dinge, Sir. Erstens einen abhörsiche-
ren Kommunikationskanal, damit ich mit meiner Abtei-
lung in London sprechen kann. Zweitens einen Merlin,
und zwar gleich morgen früh. Ich möchte versuchen, mit
dem Unterwassersonar das Flugzeugwrack aufzuspüren,
das der Grieche gefunden hat. Drittens – vorausgesetzt wir
finden das Wrack – brauche ich die Hilfe des Tauchoffi-
ziers der Invincible , um runterzugehen und es zu untersuchen.«
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Donnerstag
Kandíra, Südwestkreta
Die beiden Männer starrten keuchend in Spiros Aristides’
Brust.
»So viel Blut«, stieß Evans hervor. »So was habe ich
noch nie gesehen.«
»Ich auch nicht.« Hardins Blick glitt von der Leiche zu
Evans. »Ich hatte zwar zum Glück noch nie persönlich
damit zu tun, aber ich kenne nur ein Virus, das so etwas
verursacht.«
»Welches?«
»Variola.« Das Wort traf Evans wie ein Peitschenhieb.
»Pocken?«, wiederholte er und trat unwillkürlich einen
Schritt zurück. »Aber sie sind doch schon seit Jahren aus-
gerottet.«
Das letzte bekannte Pocken-Opfer war ein Kranken-
hauskoch in Somalia, Ali Maow Maalin. Er erkrankte am
27. Oktober 1977 und überlebte. Die letzte, jemals gemel-
dete Infektion mit Pocken ereignete sich ein Jahr später.
Drei Mitglieder einer gewissen Familie Parker in Birming-
ham, England, erkrankten, und zwei von ihnen starben.
Ausgelöst wurde dieser Fall von Viren, die aus einem klei-
nen Laboratorium entwichen, in dessen Gebäude das zu-
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erst infizierte Familienmitglied arbeitete, Janet Parker, eine Fotografin. Der Wissenschaftler, in dessen Labor dieser
Unfall passiert ist, wurde später sterbend aufgefunden. Of-
fenbar hatte er Selbstmord begangen.
Hardin nickte Evans zu. »Aber das sind keine Pocken, es
sei denn, es wäre ein gänzlich unbekannter Stamm.« Er
deutete auf die Leiche. »Keine Pusteln, kein Zeichen von
Hautverletzungen. Nein, das ist etwas ganz anderes.«
Chóra Sfakia, Kreta
Auf Kreta war Vorsaison. Folglich waren die ersten beiden
Hotels, an denen Krywald anhielt, noch geschlossen. Das
nächste hatte zwar geöffnet, war aber vollständig belegt,
doch am Nordrand der Stadt gab es eines, das noch vier
freie Zimmer hatte. Während Stein drei buchte, stellte
Krywald den Wagen auf der Straße vor dem Hotel ab, da
es über keinen eigenen Parkplatz verfügte. Die drei Män-
ner trugen ihr Gepäck hinein und fuhren mit dem Aufzug
in den zweiten Stock.
Stein und Krywald nahmen die beiden Zimmer, die
dem Aufzug und der Treppe am nächsten lagen, wenn
auch auf gegenüberliegenden Seiten des Flurs. Elias’ Zim-
mer befand sich vier Türen weiter. Nachdem sie ihr Ge-
päck auf ihre Zimmer gebracht hatten, beorderte Krywald,
der den schwarzen Koffer stets mit sich herumtrug, die
beiden in die fast leere Bar neben dem Empfang. Dort be-
sprachen sie ihre Pläne für den nächsten Tag.
»Falls dieser Säufer Monedes morgen einigermaßen
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nüchtern ist, sollten wir keine Probleme haben«, erklärte
Krywald. »Er braucht uns nur die Taucherausrüstung zu
geben, uns zu sagen, wo das Boot liegt, und die Schlüssel
dafür herauszurücken. Danach kann er sich von mir aus zu
Tode saufen.«
Stein nickte und wandte sich dann an Elias. »Sie sind
mit Booten vertraut?«
»Für einen Taucher ist das ziemlich selbstverständlich«,
bestätigte Elias. »Man hockt schließlich recht lange in den
Dingern herum.«
»Schön, aber können Sie auch navigieren und derglei-
chen?«
Elias schüttelte den Kopf. »Ich habe dafür keine Ausbil-
dung, nein«, erwiderte er. »Aber mit den Booten, die wir
hier bekommen, kann ich umgehen. Ich dachte, einer von
Ihnen könnte sie bedienen.«
Krywald lachte. »Nein«, erklärte er. »Unsere Talente lie-
gen auf anderen Gebieten. Sie müssen das Boot nur aus
dem Hafen und zu dieser Stelle steuern, an der dieser Grie-
che das Wrack gefunden hat. McCready hat uns die ge-
nauen Koordinaten gegeben, und wir haben zwei GPS-
Geräte dabei. Sobald wir Anker werfen, gehen Sie runter.
Dann erledigen Sie Ihre Aufgabe am Meeresboden, und
anschließend
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