Die Virus-Waffe
bestätigen, dass Sie unsere Lizenz gesehen haben.«
Monedes warf einen Blick auf die Geldscheine in seiner
Hand und nickte bedächtig. »Ja.« Er stopfte sie in seine Ta-
sche. »Vielleicht kann ich das.«
Stein grinste. »Und das Boot?«
Drei Minuten später hielten sie neben einer Mole ganz
in der Nähe. Zwanzig Minuten danach saßen Krywald und
Stein nebeneinander auf einer Bank in einem schmuddeli-
gen, aber seetüchtigen, blau lackierten offenen Holzboot
von etwa fünf Meter Länge. Sie sahen zu, wie Elias den In-
nenbord-Dieselmotor startete und den Kahn langsam
durch den Hafen aufs offene Meer steuerte.
HMS Invincible, Kretisches Meer
Am Abend zuvor hatte Richter beinahe zwei Stunden
über etlichen Seekarten der Gewässer rund um Kreta ge-
brütet. Bevor er sie ausgerollt hatte, war er noch einmal
im Geiste seine Kriterien durchgegangen. Er hatte alle
Gebiete innerhalb einer halben Seemeile vor Kretas Küste
ausgeschlossen sowie alle bewohnten Inseln. Ein Flug-
zeug, das so nah am Ufer abgestürzt war, wäre längst ent-
deckt worden. Er würde weiterhin alle Bereiche ignorie-
ren, die tiefer als einhundertfünfzig Fuß waren. In sol-
385
chen Tiefen konnte man nur mit einer speziellen Ausrüs-
tung tauchen.
Es überraschte ihn, wie klein das Gebiet war, das übrig
blieb. Hinter dieser von ihm gezogenen halben Meile um
Kretas Küste gab es praktisch keine Stelle im Meer, die we-
niger als hundert Meter tief war. Und die beiden einzigen
Möglichkeiten vor der Küste selbst lagen in den nach Nor-
den hin offenen Buchten am westlichen Ende der Insel,
Kólpos Chanión und Kólpos Kissámou. Richter war sich
ziemlich sicher, dass Aristides dort nicht getaucht war.
Diese beiden Buchten waren ein beliebtes Urlaubsziel.
Wer hier tauchte, würde sofort die Aufmerksamkeit der
Touristen auf sich ziehen und mit Ferngläsern und vor al-
lem Kameras beobachtet werden. Ein Mann, der seinen
Lebensunterhalt damit verdiente, illegal antike Artefakte
vom Meeresgrund zu bergen, wollte sicherlich auf ein so
großes und aufmerksames Publikum verzichten. Nein,
letztlich kam Richter zu dem Schluss, dass Aristides woan-
ders getaucht sein musste.
Kreta war von zahlreichen kleinen Inseln umgeben, von
denen die meisten unbewohnt waren. Sie waren einfach zu
klein, als dass sich eine Erschließung gelohnt hätte. Die flacheren Gewässer an deren Stränden waren eine Möglich-
keit. Richter hatte bereits etliche dieser Inseln markiert, angefangen bei Andikíthira bis zu Gávdos und Gavdopoúla.
Er vermutete sein Ziel in der Nähe dieser drei Inseln,
vielleicht bei Paximáda in Órmos Mésaras südwestlich von
Agfa Galini. Chrýsi und ihre kleinere Gefährtin Mikronissi
lagen südlich von Ierápetra. Allerdings befand sich dieses
Gebiet ein ganzes Stück außerhalb seines vermuteten Ra-
386
dius von fünfzig bis sechzig Meilen um Kandíra. Blieb
noch das Gebiet zwischen Gávdos und Gavdopoúla. Eine
Außenseiterwette hätte er auf die Koufonísi-Gruppe abge-
geben, die südlich von Stenon Konfonisou an der Ostspitze
Kretas lag. Sie war zu weit weg, als dass Aristides sie an einem Tag hätte erreichen und dann nach Kandíra zurück-
kommen können. Aber es war eine Möglichkeit, falls der
Taucher ein oder zwei Nächte irgendwo in dieser Gegend
verbracht hätte.
Nachdem Richter seine Ziele abgesteckt hatte, arbeitete
er eine Route aus, auf welcher der Merlin diese Orte in
kürzestmöglicher Zeit abfliegen konnte. Da die Invincible noch immer nördlich von Réthymnon lag, würden sie erst
Andikíthira erkunden, das nordwestlich der Westspitze
Kretas lag. Danach Gávdos und Gavdopoúla und dann Pa-
ximáda. Vermutlich mussten sie dann nachtanken, was al-
lerdings davon abhing, wie lange sie an jedem Ort suchten.
Der Merlin flog über 160 Knoten Höchstgeschwindigkeit
und konnte vier Stunden in der Luft bleiben.
Sollten sie nachtanken müssen, würden sie nach Nor-
den fliegen, über das Festland von Kreta und zurück zur
Invincible . Dann würden sie den langen Flug südöstlich nach Chrýsi und Mikronissi unternehmen, anschließend
einen kurzen Richtung Osten nach Koufonísi und schließ-
lich zum Schiff zurückkehren. Falls sie bis dahin nichts ge-
funden hatten, musste Richter neu planen.
»Wonach genau suchen wir?«, erkundigte sich Lieute-
nant Commander Michael »Mike« O’Reilly. Er war Chef-
beobachter, Spitzname »SObs« für Senior Observer, der
814.
Weitere Kostenlose Bücher