Die Virus-Waffe
Sorge,
nachdem er den Ersten eliminiert hatte.
Sie waren aktive Agenten, das bedeutete, sie waren ver-
mutlich bewaffnet und ganz sicher erfahren. Wenn er den
ersten einfach nur mit seinem Präzisionsgewehr abknallte,
sobald der aus dem Hotel marschierte, würden die beiden
anderen versuchen, ihn zur Strecke zu bringen, so viel war
sicher. Und wenn er nicht alle drei auf einmal erwischte,
378
konnte er von Glück reden, wenn er mit dem Leben da-
vonkam. Nein, hier waren List und ein paar kleine Unfälle
vonnöten.
HMS Invincible, Kretisches Meer
Im Kommunikationszentrum auf Deck Fünf neben dem
Kontrollraum gab es weder Kabinen noch so etwas wie eine
Privatsphäre. Deswegen musste Richter dafür sorgen, dass
niemand mithören konnte, was er Simpson am Telefon zu
sagen hatte. Richter diskutierte kurz mit dem Communica-
tions Officer, kehrte in seine Kabine auf Deck Zwo zurück
und wartete auf den Anruf, der in seine Kabine durchge-
stellt werden sollte.
Als das Telefon klingelte, hob Richter sofort ab. Unter
dem Rauschen hörte er eine Stimme. »Commander Rich-
ter? Hier ist ComCen. Wir verbinden Sie jetzt. Sprechen
Sie, Sir.«
Einem lauten Klicken folgte ein hallendes Schweigen,
dann meldete sich eine entfernte Stimme. »Richter? Rich-
ter, können Sie mich hören?« Simpsons Stimme klangt
zwar dünn, aber deutlich.
»Ja.« Richter setzte sich auf seine Koje. Er hatte sich No-
tizen gemacht, während er auf die Verbindung wartete,
und überflog sie jetzt kurz.
»Wo sind Sie?«, wollte Simpson wissen.
»Im Augenblick«, erwiderte Richter, »sitze ich in meiner
Kabine an Bord der Invincible . Das Schiff hält nach wie vor Position ein paar Meilen vor der Nordküste Kretas.«
379
»Und was haben Sie herausgefunden?«, wollte Simpson
wissen. »Nach diesem ganzen Generve von wegen abhörsi-
cherer Leitung sollte das Ergebnis wirklich gut sein.«
»Gut würde ich das nicht nennen«, konterte Richter.
»Eher mies. Der Tod dieser beiden Griechen hier auf Kreta
wurde nach Meinung eines CDC-Spezialisten entweder
von einem unbekannten, natürlich auftretenden Virus
ausgelöst, oder aber von einem gezüchteten biologischen
Kampfstoff. Was auch immer es ist, es tötet seine Opfer
innerhalb von maximal zwölf Stunden nach der Infektion
und ist bis jetzt zu einhundert Prozent tödlich.«
»Woher weiß der Mann das?«
»Er weiß es nicht. Das sind nur Annahmen, die auf den
Beweisen beruhen, die ihm vorliegen.«
Richter schilderte kurz, was Hardin in Kandíra heraus-
gefunden hatte, berichtete von der wahrscheinlichen Exis-
tenz eines versiegelten Behälters und schloss mit der Ver-
mutung, dass Aristides diesen Behälter aus einem ins Meer
gestürzten Flugzeug geborgen haben könnte.
»Das ist alles ein bisschen sehr hypothetisch«, erwiderte
Simpson. »Es könnte auch andere Erklärungen geben.«
»Ach ja? Welche zum Beispiel?«, knurrte Richter. »Die
Leichen sind jedenfalls sehr konkret, und die Männer sind
bestimmt nicht an Altersschwäche oder Herzinfarkt ge-
storben. Etwas hat dazu geführt, dass sie Blut gespuckt ha-
ben wie ein Rasensprenger. Da wäre noch was.«
»Was?«
»Zwei Männer sind in die beiden fraglichen Häuser in
dem Dorf eingedrungen und haben mit an Sicherheit
grenzender Wahrscheinlichkeit den Behälter mit dem Vi-
380
rus gestohlen. Dabei haben sie einen Polizisten und zwei
Dorfbewohner umgebracht. Sie arbeiten vermutlich für die
Leute, die das Zeug gezüchtet haben, das in dem Behälter
war, und sind nach Kreta gekommen, um sich ihr Hab und
Gut zurückzuholen. Mir ist nicht wohl bei dem Gedanken,
was sie mit dem Zeug alles anstellen könnten.«
»Gibt es eine Personenbeschreibung?«
»Ja«, antwortete Richter, »aber die bringt uns nicht wei-
ter. Weiß, durchschnittlich groß, durchschnittliche Figur.
Das ist selbst für ein Phantombild zu wenig.«
»Haben Sie irgendwelche Spuren gefunden?«
»Im Moment nur eine«, gab Richter zu. »Das Meer um
Kreta ist an den meisten Stellen zu tief, als dass man frei
tauchen könnte. Das schränkt die Zahl der Orte ein, an
denen der Grieche das Flugzeugwrack gefunden haben
könnte. Ich bin dabei, mögliche Fundorte auf einer Seekar-
te auszumachen, und habe mir für morgen früh einen
Merlin ausgeliehen, um das Wrack mit dem Unterwasser-
sonar aufzuspüren. Wenn wir es gefunden haben, sehe ich
es mir mal an.«
381
16
Freitag
Chóra Sfakia, Kreta
Monedes war immer noch nicht
Weitere Kostenlose Bücher