Die Virus-Waffe
ganz ausgenüchtert, als
Stein und Elias am nächsten Morgen um neun die Tür
zu seinem Laden aufstießen, aber immerhin stand er be-
reits wieder auf den Beinen. Stein vermutete, dass er
letzte Nacht hinter dem Tresen geschlafen hatte, dort,
wo er hingefallen war. Das war gut, weil er deshalb nicht
dazu gekommen war, die Tür abzuschließen. Laut dem
handgeschriebenen Zettel an der Scheibe sollte der La-
den nämlich erst um zehn öffnen.
Monedes betrachtete die beiden Männer aus rot ge-
ränderten, glasigen Augen. Er schien sie nicht wieder zu
erkennen. Während Stein die Verhandlungen führte,
beschlich ihn das Gefühl eines Déjà-vu.
»Sie haben eine Reservierung auf den Namen Wil-
son. Für ein Motorboot und Taucherausrüstung. Die
Sachen wurden diese Woche aus Amerika telefonisch
bestellt.«
Monedes nickte und schluckte. Er bückte sich und
griff unter den Tresen. Einen Moment erwartete Stein,
dass er eine Flasche Raki hervorholen würde. Stattdes-
sen förderte Monedes einen roten Ordner mit losen
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Blättern zu Tage, legte ihn sorgfältig auf den Tresen und
blätterte ihn durch. Sein Gesicht war aschgrau.
»Wilson?«, murmelte er, während er die Seiten um-
blätterte. »Ja, hier haben wir es«, meinte er schließlich.
»Ein Motorboot, ein Atemgerät und vier Reserveflaschen.
Dazu einen Taucheranzug, Maske, Flossen, Bleigürtel
und alles andere. Der Anzug ist für Sie?« Er sah Stein fra-
gend an.
»Nein, für meinen Freund.« Stein deutete auf Elias.
Monedes betrachtete Elias von Kopf bis Fuß. »Kein
Problem.« Er winkte sie zu einer Tür am hinteren Ende
des Geschäftes. Die beiden Amerikaner folgten ihm und
gelangten in einen Raum, dessen Regale sich unter der Last
von Taucherausrüstungen bogen.
Monedes sagte etwas zu Stein, der sich zu Elias umdreh-
te und auf die Regale deutete. »Er sagt, Sie können sich
selbst bedienen«, erklärte er. Wahrscheinlich war Monedes
in seinem Zustand nicht in der Lage, sich zu bücken.
Elias war in seinem Element. Er entschied sich für einen
schwarzen, zweiteiligen Neoprenanzug mit Kapuze, weiche
Stiefeletten und Handschuhe. Die Sauerstoffgeräte lagen
auf Regalen an der Rückwand des Raumes, und Elias über-
prüfte die Funktionsweise von drei Geräten, bis ihn eines
schließlich zufrieden stellte. Er wählte vier volle Sauerstoffflaschen als Reserve aus, nachdem er sie in der Hand gewo-
gen hatte, und komplettierte sie mit Luftschläuchen und
Mundstücken. Danach folgten ein Gürtel mit Gewichten,
ein Tauchmesser mit Edelstahlklinge in einer Wadenschei-
de, Tiefenmesser, Kompass, eine dünne, hundert Meter
lange Leine aus Polypropylen und ein Senkblei, um sie zu
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verankern. Anschließend vervollständigte er seine Ausrüs-
tung mit Maske, Schnorchel, einer aufblasbaren Schwimm-
weste, zwei starken Unterwasserlampen und einem großen
Netzbeutel, wie man ihn für die Sammlung von Proben be-
nutzte.
Monedes beobachtete mit müder Gleichgültigkeit Elias’
Auswahl. Schließlich drehte er sich zu Stein herum, als Eli-
as die letzten Ausrüstungsgegenstände auf den immer
größer werdenden Haufen gelegt hatte. »Ihr Freund weiß,
was er tut. Er taucht wohl tief, hm?«
Stein nickte, bückte sich und half Elias, die Ausrüstung
zum Wagen zu tragen, der direkt vor der Tür parkte. Wäh-
rend Elias die letzten Gegenstände in den Kofferraum
räumte, ging Stein wieder in den Laden zurück. »Die Leih-
gebühr ist bereits bezahlt?«
Monedes nickte. »Ja, mit Kreditkarte, aber ich brauche
Ihren Ausweis als Pfand.«
Stein weigerte sich nicht. Er hatte drei perfekt gefälschte
Reisepässe dabei, die auf unterschiedliche Namen ausge-
stellt waren. Er gab dem Ladenbesitzer ohne zu zögern
den, der auf den Namen Wilson lautete.
»Kann ich Ihre Tauchlizenz sehen?«, fragte Monedes,
als wäre ihm das jetzt erst eingefallen.
Stein sah ihn erstaunt an und schüttelte den Kopf.
»Welche Tauchlizenz?«
»Sie benötigen eine Tauchlizenz des Ministeriums,
wenn Ihr Freund hier in kretischen Gewässern tauchen
will. Ich muss sie sehen, bevor ich Ihnen die Ausrüstung
geben kann.«
Steins Miene entspannte sich. »Nein, er hat keine.« Er
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dachte schnell nach. »Wir tauchen weit von Kreta entfernt.
Deshalb brauchen wir ja das Boot.«
Monedes wirkte nicht überzeugt, also schob Stein ihm
einige Geldscheine hinüber. »Falls jemand Sie fragen soll-
te«, meinte er, »können Sie ja vielleicht
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