Die Virus-Waffe
nicht darauf verlassen.
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Unsere Gerichtsmediziner haben in der Eingangshalle
und im Wohnzimmer von Richards’ Haus etwa 400 Finge-
rabdrücke gefunden. 385 davon stammen von Richards
selbst, und bis auf vier konnte der Rest Richards’ Nachbarn
zugeordnet werden. Bei diesen vieren handelt es sich um
Abdrücke von Lederhandschuhen aus ziemlich teurem
Leder.
Wir haben Schlammspuren auf dem Wohnzimmertep-
pich gefunden, aber die könnten von überallher stammen,
vielleicht sogar aus Richards’ Garten. Wir haben sieben
Haare eingesammelt, die weder von Richards noch von ei-
nem seiner Nachbarn stammen, die wir befragt haben. Das
Labor hat bisher nur rausgekriegt, dass sie vermutlich von
einem männlichen Weißen stammen, der langsam ergraut.
Solange wir keinen Verdächtigen finden, sind sie so nütz-
lich wie Titten an einem Hengst.«
»Und Hawkins?«
»Bei dem sieht’s ähnlich aus«, fuhr Frank Delaney fort.
»In seinem Haus gab es zwei unvollständige Abdrücke von
Handschuhen, dasselbe teure Leder, und einige deutliche
Handschuhspuren auf Mary Hawkins’ Hals und Armen.
Dazu drei Haare aus demselben Schopf wie die in Crystal
Springs. Wenigstens wissen wir jetzt, dass die Morde mit-
einander in Verbindung stehen. Auch hier fanden wir
Schmutzspuren auf dem Teppich, aber der Dreck stammte
eindeutig von der Straße direkt vor Hawkins’ Haus. Es gab
keine weiteren konkreten Spuren am Tatort, die nicht
dorthin gehörten.
Der dritte Tatort war Hawkins’ Wagen. Wir haben
Handschuhabdrücke auf dem Griff der Beifahrertür ge-
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funden, einen Abdruck auf dem Armaturenbrett und noch
einen außen am Beifahrerfenster. Auf der Verkleidung
über dem Beifahrersitz haben wir noch ein Haar gefunden,
direkt über der Tür, das von demselben Kopf stammt wie
die anderen. Sonst nichts. Der einzige Rückschluss, den
man aus dem Haar ziehen kann, ist, dass es sich um einen
großen Menschen handeln muss. Das untermauert die
Aussagen der Nachbarn in Popes Creek, die einen unbe-
kannten Mann ins Haus der Hawkins’ haben gehen sehen.
Aber unterm Strich haben wir nichts in der Hand. Wer
auch immer dieser Kerl war, er ist ein Profi.«
Während Delaneys Bericht hatte sich Westwood Noti-
zen gemacht, und als der Detective fertig war, überflog
Westwood sie kurz. »Das ist nicht viel, Frank«, sagte er
schließlich.
»Was Sie nicht sagen«, knurrte Delaney. »Haben Sie was
rausgefunden? Gibt es so etwas wie ein Motiv?«
»Bis jetzt nichts«, gab Westwood zu. »Nichts an dieser
Sache ergibt irgendwie Sinn. Ich arbeite alle Akten durch,
aber ich kann mir einfach nicht vorstellen, warum jemand
auf die Idee kommen könnte, pensionierte CIA-Beamte zu
ermorden.«
»Da bin ich allerdings auch überfragt«, knurrte Delaney.
»Wenn unsere Jungs noch was rausfinden, erfahren Sie es
als Erster. Und wenn Sie was erfahren, informieren Sie
mich. Ansonsten rufen Sie mich nicht an, und ich rufe Sie
nicht an.«
»Verstanden«, antwortete Westwood und legte den Hö-
rer auf.
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Zwischen Gavdopoúla und Gávdos,
östliches Mittelmeer
Sie schwammen langsam und mit kraftsparenden Zügen
zum Rumpf des Learjet-Wracks. Am hinteren Ende hielt
Richter inne. Hier schienen das Seitenruder und die Trieb-
werke gewesen zu sein. Er untersuchte, was von dem Kenn-
zeichen übrig geblieben war. Jemand, vermutlich Spiros
Aristides, hatte etwas von dem Algenbewuchs abgekratzt,
sodass der Buchstabe »N« deutlich zu erkennen war.
Richter deutete auf das wasserfeste Klemmbrett und den
Stift, und Crane gab es ihm. Dann zeigte Richter auf das
»N« und schrieb »USA« auf das Brett. Er säuberte den
Rumpf weiter, bis das Kennzeichen zu sehen war, und no-
tierte es ebenfalls. Damit konnte er die Datenbank der Fe-
deral Aviation Administration durchsuchen und das Flug-
zeug identifizieren. Vermutlich war das die wichtigste In-
formation, die ihnen dieses Wrack liefern würde.
Das vordere Ende des Rumpfes war zertrümmert. Das
Cockpit war vollständig abgerissen worden, entweder beim
Aufprall auf die Wasseroberfläche, oder während das
Flugzeug auf den Meeresboden gesunken war. Die Vorder-
seite der Passagierkabine war ein gähnender Schlund.
Aufgrund der Tiefe, in der das Wrack lag, hatten sich
noch nicht so viele Algen und Meerestiere darin und da-
rauf niedergelassen, aber trotzdem hatte die unterseeische
Vegetation bereits die Ecken des zerfetzten Metalls abge-
rundet und die Umrisse
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