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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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der Kammer
    standhält, und muss außerdem so behandelt werden, dass
    sie Strom leitet. Denn sie wird mit einem Elektronenstrahl
    abgetastet, nicht mit Lichtwellen. Die Leitfähigkeit erreicht man gewöhnlich, indem man die Probe mit einer hauch-dünnen Goldschicht überzieht.
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    Anschließend werden die Proben sehr vorsichtig auf ein
    kleines Tablett gelegt, das an der Tür der Vakuumkammer
    befestigt ist, die Tür wird verschlossen, und die Luft wird
    herausgepumpt. Sobald das Vakuum hergestellt ist, feuert
    eine Kanone an der Spitze des Mikroskops einen Strahl aus
    Elektronen durch eine Reihe von magnetischen Linsen, die
    den Strahl in einem winzigen Punkt bündeln.
    Dieser Energiepunkt wird dann in kreisförmigen Win-
    dungen über die Oberfläche der Probe bewegt. Das ist der
    Abtastvorgang eines SEM. Wo der Strahl die Probe trifft,
    werden Elektronen von ihrer Oberfläche freigesetzt. Die
    zählt ein Detektor, der die Informationen an einen Ver-
    stärker schickt, und anschließend erscheint ein Bild auf
    dem Bildschirm, das von den Elektronen erzeugt wird,
    welche die Probe abgibt.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete die Technikerin. »Es
    sieht wie eine Spore aus, aber so eine habe ich noch nie ge-
    sehen.«
    »Woher stammt sie?«
    »Ich habe sie in den Proben vom Esstisch im Haus die-
    ses Spiros Aristides gesehen. Dem ersten Fall.«
    Der Bildschirm zeigte Schwarzweißbilder einer Hand
    voll kugelförmiger Objekte. Weil das SEM Elektronen
    verwendet, tauchen niemals Farben auf dem Bildschirm
    auf, obwohl man den ausgedruckten Fotos häufig nach-
    träglich Farben beimischt. Das Gerät stellte die Einzelhei-
    ten bemerkenswert deutlich dar, aber trotz der einhun-
    dertfünfzigtausendfachen Vergrößerung war nicht allzu
    viel zu erkennen. Eben nur eine Ansammlung von winzi-
    gen, sporenförmigen Objekten.
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    Die Technikerin bereitete das Elektronenmikroskop
    hastig für die nächste Probe vor. »Aber deswegen habe
    ich Sie nicht gerufen.« Nachdem sie die Vakuumkammer
    geöffnet hatte, entnahm sie hastig die erste Probe und er-
    setzte sie durch die zweite, zuvor behandelte. »Als ich
    diese Dinger gesehen habe, fragte ich mich, wieso sie
    schlafen. Deshalb habe ich einen Tropfen Wasser zu die-
    ser zweiten Probe hinzugefügt und sie dann untersucht.
    Das hier«, sagte sie, als der Bildschirm aufflammte, »woll-
    te ich Ihnen zeigen.«
    Der Laborleiter beugte sich vor und starrte verblüfft auf
    den Schirm. Die kugelförmigen Objekte waren immer
    noch zu sehen, aber sie waren ausnahmslos alle aufge-
    platzt. Die Probe sah jetzt aus wie eine Masse von Viren,
    aber der Laborchef erkannte sofort, dass sie nicht die typi-
    sche fadenartige Form eines Filovirus aufwiesen.
    »Die gute Nachricht ist, dass es sich eindeutig weder
    um Ebola noch um Marburg handelt«, stellte er fest. »Die
    schlechte ist, dass ich nicht weiß, was es ist. Wenn ich ra-
    ten müsste, würde ich es für eine Art Rinder-Virus hal-
    ten. Ich kenne nur ein Virus, dem es schwach ähnelt, das
    BLV, das Bovine Lymphotrophic Virus. Aber das macht
    keinen Sinn. Dieses Virus infiziert nur Rinder und agiert
    sehr langsam. Es greift die Lymphdrüsen an und ruft
    möglicherweise Krebs hervor. Aber es bringt keinen ge-
    sunden Menschen in weniger als vierundzwanzig Stun-
    den um.«

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    Zwischen Gavdopoúla und Gávdos,
    östliches Mittelmeer

    Richter hatte das Gefühl, als stünde die Zeit still. Regungslos schwebte er im Wasser und überlegte, was er tun sollte.
    Wenn die beiden Sprengsätze unter dem Sitz vor ihm
    hochgingen, würde man von ihm höchstens noch einen
    Zahn finden.
    Diese Möglichkeit schmeckte ihm gar nicht. Außerdem
    irritierte ihn, dass die Sprengladungen offenbar einfach
    blindlings in die Kabine geworfen worden waren. Um das
    Flugzeug vollkommen zu zerstören hätte man sie sorgfältig
    an strategischen Punkten platzieren müssen. Ihre willkür-
    liche Lage ließ jedoch vermuten, dass es noch mehr
    Sprengladungen unter den Sitzen, den Trümmern oder
    sogar außen am Rumpf gab.
    Richter blieben zwei Möglichkeiten: Crane und er
    konnten die Kabine hastig nach den Sprengladungen ab-
    suchen, hoffen, dass sie alle fanden, und die Zünder ent-
    schärfen, bevor sie hochgingen. Die Alternative war,
    schleunigst zu verschwinden. Die Entscheidung fiel ihm
    nicht sehr schwer.
    Richter drehte sich herum und deutete mit dem Dau-
    men nach oben. Crane nickte. Beide Männer verließen die
    Kabine durch das klaffende Loch an der

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