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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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aller Gegenstände in der Kabine
    verzerrt.
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    Die beiden Männer schalteten ihre Lampen an, bevor
    sie einen Blick hineinwarfen. Es war genauso, wie Spiros
    Aristides es Nico in der Bar beschrieben hatte. Die tanzen-
    den Lichtkegel der Lampen fielen auf fünf Sitze. Der sechs-
    te war offenbar aus seiner Verankerung gerissen worden,
    vermutlich beim Aufprall auf dem Wasser.
    Zwei Sitze waren frei, aber auf den anderen saßen ange-
    schnallte menschliche Skelette. Richter war kein Anatom,
    aber aufgrund der Größe der Schädel schätzte er, dass die
    drei Opfer Männer gewesen waren. Zwischen zwei Sitzen
    auf dem Kabinenboden entdeckte er ein klobiges schwar-
    zes Objekt und daneben einen Haufen Werkzeuge und In-
    strumente. Richter schwamm hin und untersuchte es ge-
    nauer. Das schwarze Objekt war ein leerer Arztkoffer. Als
    Richter den Haufen daneben vorsichtig anstieß, identifi-
    zierte er Zangen, Klammern und Skalpelle.
    Offenbar war einer dieser Toten ein Arzt gewesen. Das
    erklärte jedoch überhaupt nicht, wieso die Maschine abge-
    schossen worden war. Und das war sie, davon war Richter
    überzeugt. Sein geschulter Blick erkannte die Spuren des
    Raketenbeschusses, der das Backbordtriebwerk praktisch
    aus seiner Verankerung gerissen hatte.
    Er schwamm langsam und aufmerksam weiter und ach-
    tete darauf, dass sich die Schläuche seines Atemgeräts
    nicht an einer scharfen Kante verfingen. Richter war klar,
    dass bis auf den Arztkoffer alle Spuren, welche die drei
    Leichen identifizieren könnten, längst vergammelt waren,
    also verschwendete er hier nur seine Zeit. Von den Leichen
    waren nur noch Skelette übrig geblieben, und selbst wenn
    ein Pathologe aus den Knochen ihr Geschlecht und Alter
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    rekonstruieren konnte, vielleicht sogar anhand der Zah-
    nabdrücke ihre Namen fand, konnte er hier auf dem dunk-
    len Grund des Mittelmeeres so gut wie nichts weiter tun.
    Der Boden der Kabine war von Trümmern übersät und
    von Algen zugewuchert. Deshalb stiegen selbst bei vorsich-
    tigen Bewegungen Wolken von Ablagerungen hoch und
    schränkten die Sicht ein. Trotzdem suchte Richter weiter,
    fand jedoch nichts, bis er zum hinteren Teil der Kabine
    kam. An dem hinteren Schott stapelten sich Trümmer,
    und als Richter eher beiläufig dagegen stieß, wurde er ge-
    gen alle Erwartung von einem silbrigen Glänzen belohnt.
    Er griff mit seiner behandschuhten Linken danach. Das
    Objekt war größer und schwerer, als er vermutet hatte,
    und auch seine Form kam ihm entfernt bekannt vor.
    Richter hielt es mit der linken Hand fest, zog mit der
    Rechten das Messer aus der Scheide an der Wade, und ver-
    setzte dem Objekt einen kräftigen Schlag mit dem Griff.
    Ein Teil der Kruste fiel ab, und jetzt wusste Richter, was er da in der Hand hielt. Er verstaute seinen Fund sorgfältig in dem Netzbeutel, den er an seinem Bleigürtel befestigt hatte, und wühlte weiter in dem Trümmerhaufen herum, als
    Crane ihn heftig am Arm packte und auf den vorderen
    Teil der Kabine deutete.
    Richter sah ihn an, und Crane deutete wieder zu dem
    Riss in dem Rumpf. Dann drehte er sich um und
    schwamm schnell dorthin. Richter folgte ihm. Der Tauch-
    offizier schwamm einen engen Kreis, hielt sich an einem
    Sitz fest und deutete nach unten. Richter bremste neben
    ihm ab und sah hinunter.
    Während seiner ersten Monate im Foreign Operations
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    Executive hatte Richter an zahlreichen Ausbildungslehr-
    gängen teilgenommen. Dort hatte er gelernt, die meisten
    Typen von modernen Handfeuerwaffen, Maschinenpisto-
    len, Präzisionsgewehren und dergleichen zu erkennen.
    Außerdem war er mit einem breiten Spektrum von Spreng-
    stoffen konfrontiert worden, sowohl improvisierten als
    auch industriell gefertigten, und hatte eine grundlegende
    Ausbildung in Zündvorrichtungen erhalten. Deshalb fiel es
    ihm nicht schwer, trotz ihrer ungewöhnlich klobigen Form
    die beiden M118 Composition Block Demolition Charges
    zu identifizieren, die nebeneinander unter dem Sitz lagen.
    Die beiden Stiftzünder, die aus ihnen herausragten, waren
    dagegen selbst für ihn neu.

    Gerichtsmedizinisches Labor St. Spiridon,
    Heraklion, Kreta

    Bei den Proben, die der Merlin von Kandíra nach Heraklion
    gebracht hatte, handelte es sich um zwei gänzlich unter-
    schiedliche Kategorien. Die meisten waren Gewebeproben,
    die bei der Autopsie von Spiros Aristides angefallen waren.
    Sie wurden sofort in die medizinische Abteilung des La-
    bors geschickt, wo sie einer toxikologischen

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