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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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Frontseite und
    hangelten sich an der dünnen Leine entlang, die der
    Tauchoffizier am Flügel befestigt hatte. Da hinter ihnen je-
    den Augenblick die Hölle loszubrechen drohte, schwam-
    men sie, so schnell sie konnten.
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    Hastig passierten sie den Flügel und folgten der Leine
    zum Senkblei, die zu dem Tau an der Boje führte. Crane
    sah sie zuerst, änderte abrupt seinen Kurs und schwamm
    nach oben. Mit der linken packte er das Tau und hangelte
    sich daran hoch. Richter folgte dicht hinter ihm.
    In dem Wrack des Learjet waren die vier Bleistiftzünder
    mittlerweile seit etwas mehr als zwei Stunden und vierzig
    Minuten aktiv. Die Dicke der Membran, welche Schalter
    und Batterien schützte, konnte man nur noch in Mikro-
    meter messen. Chemische Zünder funktionierten nie ex-
    akt auf die Sekunde, weil man nicht alle Umstände kalku-
    lieren kann. Die Wassertiefe und der daraus resultierende
    Druck, die Temperatur und sogar die Kraft, mit der man
    das Ende des Zünders abbrach und ihn scharf machte, be-
    einflussten die Zeit, die bis zur Explosion der Ladung ver-
    ging. Die Zünder, die Stein in Soúda Bay besorgt hatte,
    waren von guter Qualität und hochmodern, dennoch
    würden sie einige Minuten vor den berechneten drei
    Stunden detonieren.
    Richter und Crane schwammen langsamer, als sie auf-
    stiegen. Die häufigste Todesursache bei Tauchern ist der
    zu rasche Aufstieg, weil dadurch der Stickstoff im Blut
    nicht genug Zeit hat, sich langsam abzubauen. Crane hatte
    Sauerstoffflaschen in zwanzig und zehn Fuß Höhe an dem
    Ankertau der Boje befestigt, und Richter wurde langsamer,
    als sie das erste der beiden Sets erreichten. Crane winkte
    ihn jedoch weiter zu dem zweiten Set knapp zehn Fuß un-
    ter der Wasseroberfläche. Dort machten sie Halt und hiel-
    ten sich am Tau fest.
    Crane schaute auf seine Stoppuhr und überprüfte an-
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    schließend seine Taucheruhr. Dann sah er auf der Tauch-
    tabelle nach, die an seinem Bleigürtel hing. Er rechnete
    rasch die Zeit und die Tiefe durch, die sie getaucht waren.
    Diese beiden Faktoren bestimmten die Dauer ihrer De-
    kompression, bevor sie auftauchen konnten. Als er die
    Zahl errechnet hatte, wiederholte er die Überprüfung.
    Dabei schrieb er »WAS WAR DAS?« auf das wasserfeste
    Klemmbrett und hielt es Richter hin. Der hatte gerade das
    Luftventil an einer der beiden Sauerstoffflaschen geöffnet,
    die an dem Tau hingen, und tauschte das Mundstück aus.
    Richter nahm den Stift, kritzelte »BOMBE« auf das Brett
    und hängte ein »WANN AUFTAUCHEN?« an. Crane
    warf einen Blick auf seine Stoppuhr und schrieb: »6 MIN«.
    Richter nahm den Stift. »ZU LANGE – HOCH IN 4«. Der
    Tauchoffizier schüttelte zwar den Kopf, folgte jedoch Rich-
    ter nach nur vier Minuten an die Oberfläche. Sie kletterten
    in das Rettungsfloß und rissen sich ihre Masken vom Ge-
    sicht.
    »Sie sollten mit Dekompressionstabellen nicht herum-
    spielen«, warnte Crane ihn und fügte ein geknurrtes »Sir«
    an. »Das ist verdammt gefährlich.«
    »Nicht halb so gefährlich, wie fünfzig Pfund Plastik-
    sprengstoff, die Ihnen den Kopf wegblasen können«, kon-
    terte Richter.
    »Wir waren über dreißig Minuten in etwa hundert Fuß
    Tiefe«, erklärte Crane. »Wir hätten mindestens neun Mi-
    nuten bei zehn Fuß dekomprimieren müssen. Ich habe die
    Zeit schon um zwei Minuten gekürzt, was riskant genug
    ist. Sie haben davon noch mal zwei gestrichen. Das heißt,
    wir sind insgesamt vier Minuten zu früh hochgekommen.«
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    Richter grinste ihn an. »Sie hätten ja unten bleiben kön-
    nen«, meinte er.
    »So sehen Sie aus«, gab Crane zurück. »Was waren das
    für Pakete?«
    »Modifizierte Sprengladungen. Normalerweise bestehen
    sie aus vier Scheiben C4-Plastiksprengstoff, die je ein hal-
    bes Pfund wiegen, macht insgesamt knapp ein Kilo. Aber
    die da unten sahen viel größer aus. Sie wogen zwei Kilo
    oder mehr. C4 ist sehr wirkungsvoll, und Sie sollten lieber
    nicht in der Nähe sein, wenn das Zeug hochgeht.«
    »Sind wir hier sicher?«
    »Keine Ahnung«, gab Richter zu. »Das hängt davon ab,
    wie viel Sprengstoff in dem Wrack liegt. Ich habe zwei La-
    dungen gesehen, aber es könnten noch viel mehr unter
    den Trümmern oder dem Rumpf liegen. Wo bleibt dieser
    verdammte Hubschrauber?«
    Der Merlin war mittlerweile auf einem flachen Stück
    Land am südöstlichen Ende von Gavdopoúla gelandet und
    hatte ein Dutzend Ziegen in die Flucht getrieben. Seitdem
    beobachtete Mike O’Reilly das

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