Die Virus-Waffe
Frontseite und
hangelten sich an der dünnen Leine entlang, die der
Tauchoffizier am Flügel befestigt hatte. Da hinter ihnen je-
den Augenblick die Hölle loszubrechen drohte, schwam-
men sie, so schnell sie konnten.
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Hastig passierten sie den Flügel und folgten der Leine
zum Senkblei, die zu dem Tau an der Boje führte. Crane
sah sie zuerst, änderte abrupt seinen Kurs und schwamm
nach oben. Mit der linken packte er das Tau und hangelte
sich daran hoch. Richter folgte dicht hinter ihm.
In dem Wrack des Learjet waren die vier Bleistiftzünder
mittlerweile seit etwas mehr als zwei Stunden und vierzig
Minuten aktiv. Die Dicke der Membran, welche Schalter
und Batterien schützte, konnte man nur noch in Mikro-
meter messen. Chemische Zünder funktionierten nie ex-
akt auf die Sekunde, weil man nicht alle Umstände kalku-
lieren kann. Die Wassertiefe und der daraus resultierende
Druck, die Temperatur und sogar die Kraft, mit der man
das Ende des Zünders abbrach und ihn scharf machte, be-
einflussten die Zeit, die bis zur Explosion der Ladung ver-
ging. Die Zünder, die Stein in Soúda Bay besorgt hatte,
waren von guter Qualität und hochmodern, dennoch
würden sie einige Minuten vor den berechneten drei
Stunden detonieren.
Richter und Crane schwammen langsamer, als sie auf-
stiegen. Die häufigste Todesursache bei Tauchern ist der
zu rasche Aufstieg, weil dadurch der Stickstoff im Blut
nicht genug Zeit hat, sich langsam abzubauen. Crane hatte
Sauerstoffflaschen in zwanzig und zehn Fuß Höhe an dem
Ankertau der Boje befestigt, und Richter wurde langsamer,
als sie das erste der beiden Sets erreichten. Crane winkte
ihn jedoch weiter zu dem zweiten Set knapp zehn Fuß un-
ter der Wasseroberfläche. Dort machten sie Halt und hiel-
ten sich am Tau fest.
Crane schaute auf seine Stoppuhr und überprüfte an-
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schließend seine Taucheruhr. Dann sah er auf der Tauch-
tabelle nach, die an seinem Bleigürtel hing. Er rechnete
rasch die Zeit und die Tiefe durch, die sie getaucht waren.
Diese beiden Faktoren bestimmten die Dauer ihrer De-
kompression, bevor sie auftauchen konnten. Als er die
Zahl errechnet hatte, wiederholte er die Überprüfung.
Dabei schrieb er »WAS WAR DAS?« auf das wasserfeste
Klemmbrett und hielt es Richter hin. Der hatte gerade das
Luftventil an einer der beiden Sauerstoffflaschen geöffnet,
die an dem Tau hingen, und tauschte das Mundstück aus.
Richter nahm den Stift, kritzelte »BOMBE« auf das Brett
und hängte ein »WANN AUFTAUCHEN?« an. Crane
warf einen Blick auf seine Stoppuhr und schrieb: »6 MIN«.
Richter nahm den Stift. »ZU LANGE – HOCH IN 4«. Der
Tauchoffizier schüttelte zwar den Kopf, folgte jedoch Rich-
ter nach nur vier Minuten an die Oberfläche. Sie kletterten
in das Rettungsfloß und rissen sich ihre Masken vom Ge-
sicht.
»Sie sollten mit Dekompressionstabellen nicht herum-
spielen«, warnte Crane ihn und fügte ein geknurrtes »Sir«
an. »Das ist verdammt gefährlich.«
»Nicht halb so gefährlich, wie fünfzig Pfund Plastik-
sprengstoff, die Ihnen den Kopf wegblasen können«, kon-
terte Richter.
»Wir waren über dreißig Minuten in etwa hundert Fuß
Tiefe«, erklärte Crane. »Wir hätten mindestens neun Mi-
nuten bei zehn Fuß dekomprimieren müssen. Ich habe die
Zeit schon um zwei Minuten gekürzt, was riskant genug
ist. Sie haben davon noch mal zwei gestrichen. Das heißt,
wir sind insgesamt vier Minuten zu früh hochgekommen.«
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Richter grinste ihn an. »Sie hätten ja unten bleiben kön-
nen«, meinte er.
»So sehen Sie aus«, gab Crane zurück. »Was waren das
für Pakete?«
»Modifizierte Sprengladungen. Normalerweise bestehen
sie aus vier Scheiben C4-Plastiksprengstoff, die je ein hal-
bes Pfund wiegen, macht insgesamt knapp ein Kilo. Aber
die da unten sahen viel größer aus. Sie wogen zwei Kilo
oder mehr. C4 ist sehr wirkungsvoll, und Sie sollten lieber
nicht in der Nähe sein, wenn das Zeug hochgeht.«
»Sind wir hier sicher?«
»Keine Ahnung«, gab Richter zu. »Das hängt davon ab,
wie viel Sprengstoff in dem Wrack liegt. Ich habe zwei La-
dungen gesehen, aber es könnten noch viel mehr unter
den Trümmern oder dem Rumpf liegen. Wo bleibt dieser
verdammte Hubschrauber?«
Der Merlin war mittlerweile auf einem flachen Stück
Land am südöstlichen Ende von Gavdopoúla gelandet und
hatte ein Dutzend Ziegen in die Flucht getrieben. Seitdem
beobachtete Mike O’Reilly das
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