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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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vor-
    gegebenen polaren Umlaufbahnen. Man kann sie bis zu
    einem bestimmten Maß verändern, um zusätzliche Bilder
    von interessanten Gebieten zu bekommen, aber das kostet
    Brennstoff und reduziert die Lebensdauer des Vogels. Also
    studieren die meisten Geheimdienste einfach nur die Auf-
    nahmen, die ein Satellit liefert, wenn er während seiner
    normalen Operationen ein bestimmtes Gebiet überfliegt.
    Befindet sich der Satellit über großen Wasserflächen,
    werden seine Sensoren häufig deaktiviert, und zwar ein-
    fach deshalb, weil da meist nicht viel zu sehen ist. Aber es gibt Ausnahmen. Eine dieser Ausnahmen, die auf Betreiben des Nachrichtendienstes der CIA in Langley, Virginia,
    gemacht wurde, war ziemlich ungewöhnlich. Aus drei
    Gründen.
    Erstens war der Befehl uralt und stammte aus dem Win-
    ter des Jahres 1972. Die meisten Anfragen nach Satelliten-
    bildern haben eine direkte und offensichtliche Beziehung
    zu irgendeinem Ärger, der aktuell irgendwo auf der Welt
    gärt. Zweitens umfasste das betreffende Gebiet nur einen
    zehn Quadratmeilen großen Ausschnitt des östlichen Mit-
    telmeeres und hatte keinerlei offenkundige strategische
    oder sonstige Bedeutung. Und drittens wurde nur um ein-
    fache Berichte über Identität und Typ jedes Schiffes er-
    sucht, das sich mehr als drei Stunden in diesem Quadrat
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    aufhielt. Außerdem sollte jedes Fahrzeug gemeldet werden,
    das innerhalb von dreißig Tagen zweimal oder öfter zu
    diesem Gebiet zurückkehrte. Die Sache wurde weder wei-
    terverfolgt, noch wurden irgendwelche Aktionen in die
    Wege geleitet.
    Seit 1972 hatte N-PIC ungefähr zweihundertachtzig Be-
    richte an die Nachrichtenabteilung geschickt. Der Emp-
    fang wurde jedes Mal bestätigt, das war alles. Der Bericht
    an diesem Morgen war beinahe identisch mit allen ande-
    ren, die sie geschickt hatten. Mit einer Ausnahme. Sie hat-
    ten die Nicos nicht identifizieren können. Und zwar ganz einfach deshalb nicht, weil das Boot keine von oben er-sichtlichen Merkmale aufwies. Trotzdem konnten sie er-
    kennen, um was für ein Boot es sich handelte, denn sie
    identifizierten die speziell für Sauerstoffflaschen gebauten Regale.
    Diesmal bekamen sie neben der üblichen Bestätigung
    aus Langley eine Instruktion für die Übersendung zusätzli-
    chen Materials vom nächsten und allen folgenden Über-
    flügen des Satelliten. Und ein Ersuchen, die Abzüge der
    Fotos umgehend weiterzuleiten.

    Flughafen von Brindisi, Papola-Casale,
    Apulien, Italien

    »Worum zum Teufel geht es hier eigentlich, Simpson?«
    Richter legte seinen Helm und die Schwimmweste ab und
    setzte sich auf den Stuhl seinem Vorgesetzten gegenüber.
    »Es gefällt mir nicht, wenn man von mir solche Stunts ver-
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    langt. Rettungsdienste aufzumischen treibt das Adrenalin
    hoch und kostet Geld, ganz zu schweigen davon, dass das
    Schiff jetzt einen Haufen Flugingenieure mit einem Heli-
    kopter hierher schaffen muss, die zwei Tage lang eine voll-
    kommen funktionsfähige Sea Harrier auseinander neh-
    men.«
    Simpson winkte abschätzig mit seiner kleinen rosafar-
    benen Hand. »Ich nehme Ihre Kommentare zur Kenntnis,
    aber es erschien mir der einfachste Weg, Sie nach Italien
    zu schaffen, ohne dass es jemand spitzkriegt.«
    »Und das ist wichtig?«
    »Allerdings«, erwiderte Simpson schlicht. »Jedenfalls
    könnte es wichtig sein.« Er deutete auf einen kleinen brau-
    nen Koffer an der Wand. »Sie bleiben vielleicht ein oder
    zwei Tage hier, deshalb habe ich Ihnen frische Kleidung
    mitgebracht. Sie können wohl kaum«, er streifte den Flug-
    overall und die Anti-Schwerkraft-Hose, die Richter trug,
    mit einem Blick, »in diesem Outfit hier herumspazieren.«
    »Dachte ich mir doch, dass Sie sich das mit meinem
    Flugtraining anders überlegt haben«, sagte Richter. »Ich
    nehme an, das erklärt auch, warum ich so kurzfristig in
    Gibraltar an Bord des Schiffes gehen musste. Was soll ich
    in Italien machen? Arbeiten wir jetzt für die Mafia?«
    »Nicht dass ich wüsste, Richter«, antwortete Simpson.
    »Wir haben hier eine Kleinigkeit zu erledigen. Es besteht
    zwar die vage Möglichkeit, dass die Mafia ebenfalls davon
    profitiert, aber unser eigentlicher Auftraggeber ist der
    SISDE, der italienische Geheimdienst.«
    »Und was genau will der Servizio per le Informazione e
    la Sicurezza Democratica von uns?« Richter gab zwar den 50
    Namen korrekt wieder, aber seine Aussprache des Italieni-
    schen war grauenvoll. Trotzdem schien Simpson beein-
    druckt.

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