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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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schließlich nach, der Schraubenzieher drehte sich,
    und Aristides konnte den Riegel zurückschieben.
    Er zog das Werkzeug aus dem gesprengten Schloss und
    wiederholte die Prozedur bei dem anderen. Der Schnapp-
    verschluss dazwischen wies kein Schloss auf, sodass er ihn
    einfach nur öffnen und den Deckel des Koffers mühelos
    anheben konnte. Es zischte, als die Luft aus dem Inneren
    entwich. Aristides lehnte sich zurück, klappte den Deckel
    vollends hoch und sah in den Koffer hinein.

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    Flughafen von Brindisi, Papola-Casale,
    Apulien, Italien

    Richter starrte Simpson mit seinen eisblauen Augen an,
    während er sich daran erinnerte, wann er Andrew Lomas
    das letzte und einzige Mal gesehen hatte. Wann immer
    Richter an Lomas dachte, fiel ihm Raya Kosov ein.
    Damals hatte Richter den durchaus entbehrlichen Kö-
    der in einer komplizierten Falle gespielt, die Richard Simp-
    son gestellt hatte, um einen hochrangigen Verräter ir-
    gendwo im britischen Geheimdienst zu fangen. Richter
    war mit einem angeblichen Kurierauftrag nach Österreich
    geschickt worden, hatte in Wirklichkeit jedoch als ange-
    pflockte Ziege fungiert, die den Tiger anlocken sollte. Da
    nicht bekannt war, welche Funktion der Verräter bekleide-
    te, hatte Simpson seine Geschichte in allen Abteilungen
    des Geheimdiensts verbreitet. Er hatte Richter als einen
    enttäuschten russischen Chiffrierungssachbearbeiter dar-
    gestellt, einen Abtrünnigen des SVR, einen Mann, der vor
    seinen ehemaligen Herren auf der Flucht war und Doku-
    mente bei sich hatte, die den Verräter entlarven würden.
    Seine Konfrontation mit Gerald Stanway, dem verräteri-
    schen SIS-Officer, hätte Richter beinahe das Leben gekos-
    tet. Doch als der Pulverqualm sich verzog, lag Stanway tot
    am Boden.
    Als bizarres Beispiel dafür, wie die Realität bisweilen
    die Kunst imitiert, war derweil eine echte Mitarbeiterin
    der Chiffrierabteilung, und zwar die Stellvertretende Lei-
    terin des SVR-Computernetzwerks, von Russland in den
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    Westen geflüchtet. Raya Kosov hatte allerdings ihre ei-
    genen Pläne und auch ihre eigenen Gründe für diese
    Flucht, und sie stellte auch ihre eigenen Bedingungen.
    Eine davon lautete, dass sie sich auf keinen Fall mit ei-
    nem aktiven oder pensionierten Beamten des Britischen
    Geheimdienstes treffen wollte. Richter war nicht nur vor
    Ort, sondern er war auch Simpsons einziger Mann, der
    alle von Raya genannten Kriterien erfüllte. Simpson
    wollte unbedingt an die Informationen kommen, die sie
    in ihrem Besitz hatte, bevor sie die CIA oder, schlimmer
    noch, der SVR fand.
    Erst nachdem Richter Raya getroffen hatte und die bei-
    den über Frankreich nach Großbritannien unterwegs wa-
    ren, erfuhr er den Grund für ihre Weigerung, sich von ei-
    nem »ordentlichen« Geheimdienstoffizier hereinholen zu
    lassen. Sie kannte die Identität eines Verräters aus den
    obersten Etagen des Secret Intelligence Service, sodass sie
    niemandem aus dieser Organisation oder einer anderen
    Geheimdienstorganisation vertraute. Und bei diesem
    Mann handelte es sich nicht um Gerald Stanway.
    Während ihnen also sowohl Killerkommandos des SVR
    als auch des SIS auf den Fersen waren, rannten Richter
    und Raya im wahrsten Sinne des Wortes um ihr Leben.
    Vielleicht kamen sie sich aus diesem Grund ganz zwangs-
    läufig näher. Schließlich schafften sie es bis nach London,
    wo die Analyse der Daten, die Raya mitgebracht hatte, auf
    einen bestimmten Mann hindeutete, Sir Malcom Holbe-
    che, den Chef des SIS. Richter und Simpson stellten ihn
    gemeinsam.
    Die Operation war schon längst abgeschlossen, als Hol-
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    beches russischer Verbindungsoffizier, Alexei Lomosolov,
    ein Deep-Cover-Agent, der unter dem Decknamen And-
    rew Lomas arbeitete, zurückschlug. Da Holbeche tot war
    und die Operation für Richter abgeschlossen schien, wurde
    er unvorsichtig. Lomas beschattete ihn auf dem Weg zu
    dem Hotel, wo er Raya versteckt hatte.
    Zehn Minuten nachdem er sein Zimmer betreten hatte,
    klopfte es an der Tür. Ohne nachzudenken öffnete Richter
    und blickte in die dunklen, fast schwarzen Augen von
    Andrew Lomas, etwa eine Sekunde lang, bevor die Nadel
    in seinen Magen drang. Als er zu sich kam, lag er auf dem
    Bett neben Rayas schrecklich verstümmelter Leiche. Die
    einzige gute Nachricht war, dass Simpson bereits im Besitz
    der Disketten und der Daten war, die Raya aus Moskau
    herausgeschmuggelt hatte.
    »Wo ist er?«, knurrte Richter schließlich.
    »In Italien. Irgendwo in der

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