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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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Strahlen. Aristides schaltete die
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    Deckenlampe ein und setzte seinen Segeltuchbeutel vor-
    sichtig auf den Fliesen ab.
    Danach ging er zurück in den Flur, machte die Haustür
    auf und schaute auf die staubige Straße. Niemand war zu
    sehen, nur eine alte Hauskatze putzte sich im Schatten ei-
    nes Feigenbaumes auf der anderen Seite der schmalen
    Gasse. Und er hörte nichts außer dem unaufhörlichen Zir-
    pen, mit dem die Zikaden schläfrig die Sonne grüßten, die
    allmählich unterging. Ein guter Zeitpunkt, um nach Hause
    zurückzukehren, vor allem wenn man keinen besonderen
    Wert darauf legte, einem Nachbarn zu begegnen. Aristides
    nickte befriedigt, zog die Tür zu, schloss sie ab und ging zu dem Segeltuchsack zurück.
    An der einen Seite des Raumes standen ein kleiner, ro-
    buster Eichentisch und zwei Stühle mit hohen Rückenleh-
    nen. Auf der Tischplatte befanden sich noch die Reste von
    Aristides’ kargem Frühstück, eine Schüssel mit ein paar
    schwarzen Oliven, ein kleines Stück Feta auf einem Teller
    und eine halbvolle Tasse seines geliebten starken schwar-
    zen Kaffees. Er schlug ohne Erfolg nach den Fliegen, die
    träge über die Reste kletterten, und brachte das Geschirr in die Küche. Danach wischte er mit einem feuchten Tuch
    flüchtig über die Tischplatte. Bevor er weitermachte, ging
    Aristides durch den Raum und packte die Stehlampe ne-
    ben einem der Sessel, die rechts und links neben dem Ka-
    min standen. Er zog sie zum Tisch, wobei das Kabel sich
    straff spannte, und schaltete sie ein.
    Dann bückte er sich, lockerte die Zugkordel des Segel-
    tuchsackes, trug seine Beute zum Tisch und stellte sie vor-
    sichtig darauf ab. Den größten Teil der Algen hatte er be-
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    reits abgekratzt, bevor er den Dieselmotor der Nicos ange-worfen und den Anker gelichtet hatte. Seine Nachbarn wa-
    ren zwar an die fauligen Gerüche von verwesenden Algen
    gewöhnt, die von seinem Grundstück kamen, aber er ver-
    suchte trotzdem tunlichst, allen peinlichen Fragen aus dem
    Weg zu gehen.
    Seine Beute war ziemlich sperrig und etwa so groß wie
    eine große Aktentasche oder ein kleiner Koffer. Sie be-
    stand aus Metall, Stahl oder vielleicht auch Aluminium
    und war ursprünglich offenbar mit Leder überzogen gewe-
    sen. Das erkannte er an den vereinzelten dunklen Materi-
    alfetzen, die noch auf seiner Oberfläche klebten. Aristides
    zog ein scharfes Taschenmesser aus seiner Hose, ließ es
    aufschnappen und fuhr mit der Spitze behutsam ein paar
    Zentimeter an der Seite des Koffers entlang. Die Messer-
    spitze hinterließ kaum Kratzer auf dem Metall, also musste
    es Stahl sein.
    Als Aristides den Koffer aus dem Wasser an Bord der
    Nicos gehievt hatte, war er überrascht gewesen, wie wenig seine Entdeckung wog. Ihm war zwar klar gewesen, dass er
    luftdicht sein musste, als er ihn im Wasser hatte schweben
    sehen, aber er hatte trotzdem gehofft, dass etwas Gewichti-
    ges darin wäre.
    Er setzte sich an den Eichentisch und betrachtete die
    Außenhülle des Koffers eine Weile. Er konnte keine auffäl-
    ligen Kennzeichen erkennen, nicht einmal den Namen
    oder eine Seriennummer des Herstellers. Der Koffer besaß
    einen großen Verschluss in der Mitte und daneben jeweils
    ein Schloss, beides eher einfache Vorrichtungen. Über je-
    dem Schloss lag ein Schutzriegel, der die Klappe zusätzlich
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    sicherte. Aristides vermutete, dass die Hauptsicherung für
    den Koffer und seinen Inhalt der Mann gewesen war, des-
    sen Handgelenk sich in der Handschelle befunden hatte,
    die immer noch an ihrer Kette vom Koffer herunterbau-
    melte. Und dessen Knochen jetzt neunzig Fuß unter der
    Oberfläche des Mittelmeeres vermoderten.
    Unter der alten Steingutspüle in der Küche verwahrte
    Aristides eine metallene Werkzeugkiste mit einer Reihe
    von gewöhnlichen Schraubenziehern, Zangen, Feilen und
    Hämmern. Er holte die Kiste und stellte sie neben den ge-
    heimnisvollen Koffer auf den Tisch. Dann nahm er einen
    kleinen Schraubenzieher heraus und hielt die Spitze an ei-
    nes der Schlüssellöcher der Kofferverschlüsse. Der Schrau-
    benzieher war etwas zu klein. Er versuchte sein Glück mit
    einem etwas größeren Werkzeug, schob die Spitze in das
    Schlüsselloch und schlug mit einem Hammer einmal
    kraftvoll auf den Griff. Die Spitze drang etwa einen halben
    Zentimeter in das Schloss ein. Aristides umfasste den Griff
    und drehte den Schraubenzieher herum, zuerst vorsichtig,
    dann immer kräftiger. Mit einem Schnappen gab das
    Schloss

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