Die Virus-Waffe
gleichzeitigen, aber damit nicht zusammenhän-
genden Operation schickte die US Navy einen Transitsa-
telliten in eine Umlaufbahn.
Nach diesen beiden Erfolgen wurde rasch eine Reihe
von »SAMOS« (Satellite and Missile Observation System)-
Aufklärungssatelliten ins All geschickt. Dem Start dieser
frühen und sehr primitiven Geräte folgten immer komple-
xere Satelliten, sodass sich heute in den weltraumnahen
Umlaufbahnen eine Vielzahl von technisch weit entwickel-
ten und hoch spezialisierten Maschinen tummeln. Ein-
schließlich Defense-Support Program-Satelliten mit Infra-
rot-Frühwarnsystemen, elektronische Magnum-Abfangsa-
telliten, SDS-Informationsübertragungs-Satelliten und stö-
rungssicheren DSCS-3-Hochfrequenz-Kommunikations-
plattformen.
Das Projekt 467 begann 1960 und kulminierte schließ-
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lich in dem ersten langlebigen Überwachungssatelliten, der
über Datenübertragungseinrichtungen verfügte. 1971 wur-
de der erste Big Bird hochgeschossen. Im Vergleich zu den
frühen Überwachungssatelliten war dieses Ding riesig. Bei
neunundvierzig Fuß Länge wog er fast dreißigtausend
Pfund und wurde mit einer besonders modifizierten Titan-
3D-Trägerrakete ins All gebracht. Er hatte eine geplante
Lebensdauer von vielen Monaten.
Er war mit einem General Area Survey Scanner ausge-
rüstet, der von Eastman Kodak entwickelt und gebaut
worden war, sowie mit einer hochauflösenden Perkin-
Elmer-Kamera, die für genauere Analysen von interessan-
ten Gebieten entworfen worden war. Die Bilder des Flä-
chenscanners wurden noch an Bord bearbeitet, die ge-
scannten Daten anschließend mittels einer Zwanzig-Fuß-
Parabolantenne am Ende des Satelliten zur Erde gefunkt.
Papierabzüge für die Analytiker lieferten die sechs Film-
kapseln an Bord des Satelliten, die in Intervallen abgesto-
ßen und von einer umgebauten C-130-Herkules-Trans-
portmaschine aus der Luft gefischt wurden.
Fünf Jahre nach dem Start des ersten Big Bird wurde ein
gänzlich neu entwickelter Satellit in die Umlaufbahn ge-
bracht. Der KH-11, Keyhole. Er war nur zwei Drittel so
groß wie der Big Bird, wog knapp zwölftausend Pfund und
hatte eine Lebensdauer von etwa zwei Jahren. Ursprüng-
lich war der KH-11 als Verstärkung für seinen größeren
Cousin geplant und folgte einer identischen Umlaufbahn.
Mit seinen höher auflösenden Kameras konnte er genaue-
re Bilder von Gebieten schießen, die der Big Bird als be-
sonders interessant einstufte. Im Gegensatz zum Big Bird
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bearbeitete der KH-11 jedoch keine gescannten Fotos. Sei-
ne digitalen Aufnahmen wurden nahezu in Echtzeit sofort
zur Erde gesendet. Der Keyhole konnte auch Fernsehbilder
aus seiner üblichen Umlaufbahn aus einhundertzwanzig
Meilen Höhe senden. Ende der 80er Jahre unterstützte der
effizientere KH-12 seinen kleineren Bruder KH-11.
Je nach Position des Satelliten wurden die digitalisierten
Bilder entweder direkt zur Bodenstation in Fort Belvoir bei
Washington, D.C. gesendet oder aber über eine Anzahl
von Kommunikationssatelliten umgeleitet. Anschließend
wurden diese Bilder zum Gebäude 213 im Washington
Navy Yard gebracht, dem Sitz von N-PIC, dem National
Photographic Directorate der Central Intelligence Agency.
Den Begriff Auflösung, besonders im Hinblick auf Auf-
klärungssatelliten, definiert man als die geringste Entfer-
nung, die zwei punktförmige Lichtquellen so weit vonein-
ander trennt, dass man unterscheiden kann, ob es noch
Punkte sind oder eine Linie ist. Die ersten Aufklärungssa-
telliten hatten eine optimale Auflösung von knapp über
acht Fuß von ihrer höchsten Umlaufbahn von einhundert-
zwanzig Meilen Höhe aus. Big Bird verbesserte diesen
Wert gewaltig. Seine Auflösung lag knapp unter fünfzig
Zentimetern, und das in einer Umlaufbahn in einhundert-
sechzig Meilen. Der KH-12 reduzierte diese Zahl auf eine
Spanne von unter fünfzehn Zentimetern, und das aus der
maximalen Höhe seiner Umlaufbahn von zweihundert-
fünfzig Meilen. Damit befand er sich dicht an der theoreti-
schen Auflösungsgrenze von etwas unter zehn Zentime-
tern.
In praktischen Worten ausgedrückt bedeutet dies Fol-
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gendes: Sitzt irgendwo auf der Erdoberfläche jemand län-
ger als eine Stunde mit einer Zeitung in der Hand da, kann
ein Analytiker an einer zu diesem Zweck entworfenen
Computerkonsole in Washington identifizieren, welche
Zeitung er liest.
Aufklärungssatelliten folgen standardisierten und
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