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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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wür-
    de Stein die Akte wohl tatsächlich selbst lesen müssen,
    wenn er aus den Worten seines Partners schlau werden
    wollte.
    »Es muss ein hoch infektiöser Erreger in diesem Koffer
    gewesen sein«, meinte Stein nach einigen Sekunden. »Et-
    was, was dir nicht aufgefallen ist, Staub oder eine Flüssig-
    keit oder so etwas vielleicht.«
    »Auf dem Deckel des Ordners war eine Art Puder«, sag-
    te Krywald. »Ich habe ihn weggepustet, bevor ich ihn ge-
    öffnet habe.«
    Bingo, dachte Stein, enthielt sich aber eines Kommen-
    tars. Achtzehn Minuten später half Stein Krywald durch
    die Doppeltür des Krankenhauses, nachdem er ihm die
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    SIG-Pistole aus dem Hosenbund gezogen hatte, und muss-
    te hilflos mitansehen, wie sein Partner eiligst in die Not-
    aufnahme geschafft wurde.

    Hammersmith, London

    »O Scheiße!«, murmelte Simpson und warf den Durch-
    schlag der Funkmeldung dem Direktor der Abteilung
    Aufklärung hin, der ihn verständnislos anstarrte.
    »Wo liegt das Problem?«, erkundigte sich der Mann,
    nachdem er die Nachricht gelesen hatte. »Gut, der Funk-
    spruch kommt von Richter. Er erklärt, was passiert ist, als
    er nach dem Wrack des Learjet tauchte, bestätigt Ihren Be-
    fehl, dass er weiter ermitteln soll, und erklärt, dass er sich der Angelegenheit annehmen wird. Also wird er auch genau das tun.«
    »Mich beunruhigt nicht, was in dem Funkspruch
    steht!«, fuhr Simpson gereizt fort, »sondern was die Worte
    bedeuten. Mir gefällt nicht, wie Richter sich seiner ›Ange-
    legenheiten annimmt‹. Dabei fliegen normalerweise Ge-
    bäude in die Luft, Flugzeuge explodieren, und die Zahl der
    Todesopfer steigt proportional zu seiner Gereiztheit. Und
    wenn jemand direkt unter seinem kleinen Gummiboot ei-
    nen Haufen Plastiksprengstoff zündet, dürfte er vermut-
    lich verdammt gereizt sein.«
    »Sie übertreiben.«
    »Nicht viel.«
    »Er ist Ihr Untergebener, also wird er tun, was Sie ihm
    sagen.«
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    »Träumen Sie weiter.« Simpson lachte humorlos. »Er
    stand auch in Italien unter meinem Befehl. Ich habe ihm
    mehrmals eingeschärft, Lomas nicht anzufassen. Sechs
    Minuten später lag Lomas auf der Kiesauffahrt, und zwei
    italienische Polizisten haben versucht, ihm seine Därme
    wieder in den Bauch zu stopfen. Erzählen Sie mir nicht,
    dass Richter unter meinem Befehl steht.«
    »Wenn er wirklich so unberechenbar ist«, schlug der
    Leiter der Abteilung Aufklärung vor, »schießen Sie ihn
    doch ab. Übergeben Sie ihn den Italienern. Ich bin sicher,
    dass die ihn nur allzu gern in der Versenkung verschwin-
    den lassen.«
    »Niemals.« Simpson schüttelte den Kopf. »Trotz aller
    Fehler ist Richter wahrscheinlich der fähigste Mann, den
    ich je hatte. Ich kann Ihnen auch sagen, warum. Er ist wie
    ein Rottweiler mit Grundsätzen. Wenn er sich einmal in
    ein Problem verbissen hat, lässt er erst los, wenn er es ge-
    löst hat.«
    »Aber wenn er Ihre Befehle nicht befolgt?«
    »Damit kann ich leben, solange er seinen Job erledigt.
    Was er bisher immer gemacht hat. Vielleicht kommt ir-
    gendwann einmal der Tag, an dem er entbehrlich gewor-
    den ist, aber bis dahin nehme ich die Schwierigkeiten in
    Kauf, die er verursacht.«
    »Aber was er Lomas angetan hat …«
    »Was er mit Lomas gemacht hat«, unterbrach Simpson
    ihn erneut, »war erheblich dezenter als das, was ich mit
    dem Kerl gemacht hätte, wenn ich die Chance bekommen
    hätte. Außerdem hatte Richter Recht. Die Italiener hätten
    Lomas in einer netten, behaglichen Palladio-Villa unterge-
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    bracht, ihm drei reichhaltige Mahlzeiten pro Tag serviert
    und ihn höflich gefragt, ob er ihnen vielleicht etwas verra-
    ten möchte. Nach allem, was wir über diesen Dreckskerl
    wissen, hätten sie vermutlich die Quadratwurzel von
    Scheiße aus ihm herausbekommen. Und selbst das wären
    wahrscheinlich nur Desinformationen gewesen, mit deren
    Überprüfung sie Monate verschwendet hätten.
    Richter hat uns eigentlich einen Gefallen getan. Solange
    Lomas sich erholt und pflegebedürftig ist, können die Ita-
    liener viel mehr aus ihm herausbekommen. Sie können ihn
    unter Drogen setzen oder ihm Sodium-Pentothal oder
    Scopolamin spritzen und ihn einem Verhör dritten Grades
    unterziehen, solange er noch schwach ist. Richter muss
    sich nur Sorgen machen, was Lomas anstellt, sobald er
    wieder gesund ist.«
    »Sie meinen, er wird sich an Richter rächen?«
    »Todsicher. Natürlich freut sich Richter schon darauf.
    Er mag keine offenen Rechnungen.«

    HMS

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