Die Virus-Waffe
verlassen hatten. Jedes Mal hatte Krywald
sich übergeben, und jedes Mal war Blut unter seinem Er-
brochenen gewesen. Außerdem sah er furchtbar elend
aus.
»Ich bringe dich in ein Krankenhaus«, murmelte Stein.
Das hatte er auch bei den beiden Malen davor gesagt, aber
Krywald hatte diesen Vorschlag abgelehnt. Diesmal jedoch
nickte er schwach und sank auf den Beifahrersitz zurück.
Stein setzte sich wieder hinters Steuer, warf einen kurzen
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Blick auf die Landkarte, ließ den Motor an und fuhr rasch
weiter. »Das nächste Krankenhaus befindet sich in Cha-
niá«, erklärte er. »Und genau da bringe ich dich jetzt hin.«
Wieder nickte Krywald nur. Daran merkte Stein, wie
krank sein Kollege sein musste. »Hast du etwas anderes
gegessen als ich, vielleicht Muscheln oder so was?« Doch
Stein kannte die Antwort auf seine Frage schon.
Die drei Männer hatten am Abend zuvor gemeinsam
gegessen und heute Morgen nur kurz gefrühstückt. Stein
und Krywald waren erfahren genug, auf ihren Reisen Ge-
richte zu meiden, die ihnen möglicherweise Probleme be-
reiten konnten. Und sie hatten dafür gesorgt, dass auch
Elias sich an einfache Speisen hielt, damit er vor diesem
wichtigen Tauchgang keine Probleme bekam.
Krywald schüttelte den Kopf, doch Stein hakte nach.
»Hast du etwas getrunken?«
»Gestern Abend ein paar Bier, genau wie du. Heute
Morgen Kaffee. Das ist alles.«
Stein sah ihn an. »Du hast dir jedenfalls was eingefan-
gen, das ist so gut wie sicher.«
Krywald wirkte verängstigt und gestresst. So kannte
Stein ihn gar nicht. Er hatte mit dem Agenten ein halbes
Dutzend Mal zusammengearbeitet und wusste, dass sein
Partner vor nichts und niemandem Angst hatte. »Was ist
es?«, drängte er ihn.
Krywald drehte sich um und sah ihn an. »Der Koffer.«
Seine Stimme zitterte vor Schwäche. »Ich habe heute Mor-
gen einen Blick in den Koffer geworfen. Ich glaube, ich ha-
be mir dasselbe Virus eingefangen, das die beiden Grie-
chen umgebracht hat.«
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»Scheiße!« Stein wich unwillkürlich ein Stück von ihm
zurück und gab mehr Gas. »Was war in dem Koffer?«
»Das ist ja das Lächerliche.« Krywalds Stimme war jetzt
so schwach, dass Stein sich konzentrieren musste, damit er
verstand, was er sagte. »Ein als geheim eingestufter Akten-
ordner und Fächer für zwölf kleine Flaschen. Aber es waren
nur noch vier da. Drei sind noch versiegelt, aber den vier-
ten Zylinder hat jemand aufgesägt. Ich habe die Flaschen
nicht berührt, sondern nur den Ordner durchgeblättert.«
»Und? Was stand drin?« Stein überholte drei Wagen,
die in einem Konvoi fuhren.
»Irgendwelches medizinisches Zeug.« Krywald atmete
sehr langsam. »Ich habe nicht viel davon verstanden. Der
Titel lautete ›CAIP‹, aber ich habe keine Ahnung, wofür
das steht. Ich habe nur in den Koffer geschaut«, erklärte er,
»um zu überprüfen, ob er etwas enthielt, wovon wir wissen
sollten, bevor wir ihn McCready übergeben. Und das habe
ich auch gefunden.«
»Was?«
»Dieser CAIP-Ordner …«, murmelte Krywald. »Du
musst ihn lesen, Dick. Ich arbeite für die Firma, seit ich
vom College abgegangen bin, aber so was ist mir noch nie
unter die Augen gekommen. Erstens ist die Akte als ›Ultra‹
eingestuft. Außerhalb der gesicherten Räume für Einsatz-
besprechungen in Langley habe ich so eine Akte noch nie
gesehen.« Krywald hustete und presste sich ein Taschen-
tuch vor den Mund. Als er es sinken ließ, war es blutver-
schmiert.
»Geht es dir gut?«, fragte Stein und merkte im selben
Moment, wie absurd seine Frage war.
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»Nein, du Idiot, es geht mir nicht gut!«, keuchte Kry-
wald. »Hör zu. Wenn der Inhalt dieses Ordners jemals an
die Öffentlichkeit dringt, könnte das den Untergang der
Firma bedeuten.«
»Was?« Stein verriss unwillkürlich das Lenkrad, und der
Wagen schlingerte auf der leeren Straße. »Himmel, Kry-
wald, diese Akte ist über dreißig Jahre alt! Was auch im-
mer die Firma damals gemacht hat, spielt heute keine Rolle
mehr. Also worum geht es?«
Krywald schüttelte den Kopf. »Du musst es selbst lesen,
aber glaub mir, ich übertreibe nicht. Es könnte den Unter-
gang der Firma bedeuten und möglicherweise sogar die
Regierung stürzen.« Krywald verstummte und sank auf
dem Sitz zusammen.
Stein überlegte, ob das Geplapper seines Kollegen durch
einen Nebeneffekt seines Leidens ausgelöst wurde. Norma-
lerweise dachte Krywald auffallend sachlich, deshalb
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