Die Virus-Waffe
denn er war sich fast
sicher, dass er zwei Personen in dem Seat gesehen hatte.
Elias und Krywald waren beide tot, also wer zum Teufel
saß da neben Stein in dem Fahrzeug?
Südlich von Zounáki, Westkreta
»Sie müssen einige Namen für mich überprüfen.« Richter
hatte mit seinem abhörsicheren Enigma-Handy drei Mi-
nuten zuvor Hammersmith angerufen und den dienstha-
benden Offizier über die Entwicklungen der vergangenen
Nacht in Kenntnis gesetzt, weil Simpson noch nicht im
Gebäude war. Jetzt hatte er den roten Aktenordner aufge-
klappt auf seinem Schoß liegen und las die Namen der
Personen vor, die er auf der Deckelinnenseite gefunden
hatte.
»Ich nehme an, dass es sich bei ihnen um CIA-Agenten
handelt«, erklärte Richter. »Also sollten Sie zuerst in Langley anfragen. Okay, die Namen lauten: James Wilson, Jerry
Jonas, Henry Butcher, George Cassells, Charles Hawkins,
William Penn, James Richards und Roger Stanford.«
»Das ist doch wichtig, Richter? Sie wissen, dass Sie im
Moment auf Simpsons schwarzer Liste ganz oben stehen.
Wenn er der Meinung ist, dass Sie da unten in Kreta Mist
bauen, wird er Sie kreuzigen, wenn Sie zurückkommen.«
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»Ja, ja, ja«, knurrte Richter. »Keine Angst, den Unfug
habe ich schon gehört. Überprüfen Sie einfach die Namen,
okay?«
»Und aus welcher Quelle haben Sie die Namen? Sind
sie wichtig?« Richter gab ihm eine kurze Zusammenfas-
sung seiner bisherigen Ergebnisse. »Gut, Sie haben mich
überzeugt. Jetzt müssen Sie nur noch Simpson überzeu-
gen. Ich schicke Langley noch heute Nachmittag die Na-
men.«
»Noch eins. Tun Sie mir den Gefallen und überprüfen
Sie auch den Namen ›CAIP‹. Finden Sie raus, ob Sie in ir-
gendeiner Datenbank darauf stoßen. Ich rufe Sie später
wieder an.«
»Schon erledigt.« Der Diensthabende unterbrach die
Verbindung.
Richter schaltete sein Handy ab. Er wollte nicht, dass es
klingelte, während er »George Jones« verhörte. Er legte das
Gerät auf das Armaturenbrett und sah sich um. Er hatte
den Wagen etwas abseits der Straße zwischen Zounáki und
Nterés geparkt. Soweit er sehen konnte, gab es in der Um-
gebung weder Häuser noch Fahrzeuge oder Menschen.
Dann drehte er sich um.
Stein hockte auf dem Rücksitz und schien allmählich
sein Bewusstsein wiederzuerlangen. Er war fast eine Stun-
de ohnmächtig gewesen. Richter hatte ihm mit einem Plas-
tikkabel die Hände gebunden und es an dem Haltegriff
über der rechten Beifahrerseite befestigt. Steins Arme wur-
den in eine sehr unbequeme Position nach oben gezogen,
während sein Oberkörper nach vorn kippte. Das Wohlbe-
finden des Mannes interessierte Richter allerdings über-
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haupt nicht. Stein war für ihn bereits so gut wie tot. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann er aufhören würde zu
atmen. Aber er wollte trotzdem sichergehen, dass der ame-
rikanische Agent sich nicht rühren konnte.
Stein hob den Kopf und blinzelte, während er sich
benommen umsah. Das Erste, was er erblickte, war Richter,
der ihn anstarrte, und die Mündung einer 9-mm-Browning
Hi-Power, die direkt auf seinen Kopf zielte.
»Wenn Sie sich rühren«, knurrte Richter, »war es das
letzte Mal.«
»Oh Scheiße!« Steins Stimme klang leise und schmerz-
verzerrt. »Sie waren dieser verdammte alte Knacker, den
ich auf dem Parkplatz gesehen habe.«
Zehn Minuten nach Fitzpatricks Anruf war Richter in
seinem Renault Clio mit achtzig Meilen pro Stunde von
Réthymnon nach Máleme gerast. Als er die Außenbezir-
ke der Stadt erreichte, sah er einen alten Mann, der in
der Gosse herumstocherte, und machte eine Vollbrem-
sung. Mit vielen Handzeichen und den paar Brocken
Griechisch, die er seit seiner Ankunft auf Kreta aufge-
schnappt hatte, machte Richter einen guten Deal. Hut
und Mantel des Alten wechselten den Besitzer. Für den
Preis hätte der Mann sich einen Mantel bei einem Her-
renschneider in London nach Maß anfertigen lassen
können. Allerdings war die Wahrscheinlichkeit, dass er
das tat, eher gering.
Da Richter nicht wusste, wann seine Zielperson das Ho-
tel verlassen würde, war er stundenlang in der Gegend
herumgestreunt, in der er den blauen Seat gesehen hatte.
Er fragte sich bereits, ob Mr. Watson oder Jones den gan-
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zen Tag in seinem Hotel bleiben würde, als er ihn endlich
erblickte. Der Mann ging zu seinem Wagen.
»Hat McCready Sie geschickt?«, fragte Stein jetzt plötz-
lich.
»Wer ist McCready?«
Stein lehnte
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