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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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ge-
    schlossen. Da keine Bars geöffnet hatten, in denen er ein
    Gläschen genießen konnte, gab es in den Städten bis auf
    geparkte Wagen, verschlossene Türen und verirrte Ziegen
    auf der Landstraße nicht viel zu sehen. Pallios fuhr dann meist mit seinem Streifenwagen in der Gegend umher. Mit
    den Fingern trommelte er den Takt der Musik des lokalen
    Radiosenders auf das Steuerrad.
    Welche Strecke er nahm, blieb ihm überlassen, solange
    er ein bestimmtes Minimum an Meilen zurücklegte. Heute
    hatte er seine Tour kurz nach Mitternacht in Chaniá be-
    gonnen und war dann eine Weile über die Straßen zwi-
    schen Chaniá, Soúda und der Halbinsel Akrotíri gefahren.
    Das wurde ihm schnell langweilig, und um halb vier Uhr
    morgens verließ Pallios Chaniá wieder in Richtung Wes-
    ten.
    Er fuhr langsam durch die Dörfer auf seinem Weg und
    achtete auf irgendwelche Auffälligkeiten. Trotz seiner tole-
    ranten Einstellung gegenüber gefüllten Briefumschlägen
    war Pallios im Grunde seines Herzens ein aufrechter Ge-
    setzeshüter, der seinen Job ernst nahm. In Galatás, Platani-
    ás und Geráni war alles ruhig. Er fuhr an Máleme vorbei
    nach Kolymvári, wo er kurz nach fünf ankam, spielte kurz
    mit dem Gedanken, der Straße bis zu ihrem Ende nach
    Kastélli zu folgen, entschied sich jedoch dagegen. Er würde
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    in Kolymvári und Máleme nach dem Rechten sehen, an-
    schließend nach Chaniá zurückfahren und Feierabend
    machen.
    Er erreichte Máleme um sechs Uhr und fuhr langsam
    durch die Stadt. Um zwanzig nach sechs kam er an dem
    Parkplatz vorbei, auf dem Stein seinen Wagen abgestellt
    hatte. Wäre es früher gewesen, hätte Pallios den blauen Seat Cordoba nicht gesehen – beziehungsweise in der Dunkelheit nicht erkannt, dass er blau war.
    Im Zwielicht des Morgengrauens jedoch bemerkte Pal-
    lios das Fahrzeug sofort, als er den Blick über den Park-
    platz des kleinen Hotels am Stadtrand gleiten ließ. Er rea-
    gierte jedoch nicht, sondern fuhr langsam an dem Hotel
    vorbei und bog um eine Ecke. Dort hielt er an und stellte
    den Motor ab. Auf dem Klemmbrett am Armaturenbrett
    hingen einige Zettel mit Suchmeldungen, und Pallios war
    sicher, dass in einer davon ein blauer Seat erwähnt wur-
    de.
    Er blätterte die Zettel durch, fand den, den er suchte,
    und prägte sich das Kennzeichen ein. Aber er sah auch den
    fett gedruckten Befehl, sich auf keinen Fall dem Wagen
    oder dem Fahrer zu nähern. Pallios nahm einen kleinen
    Feldstecher aus dem Handschuhfach, stieg aus dem Strei-
    fenwagen, schloss die Tür, überzeugte sich, dass seine
    Waffe geladen und die Lasche des Halfters geöffnet war,
    und marschierte dann langsam durch die ruhigen Straßen
    zu den beiden angrenzenden Hotels zurück.
    An der Ecke hielt er inne und warf einen prüfenden
    Blick über die Straße, bevor er weiterging. Siebzig Meter
    vor dem Eingang zum Parkplatz blieb er auf der gegenü-
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    berliegenden Straßenseite erneut stehen. Dort konnte man
    ihn von den Hotelzimmern aus nicht sehen. Dann über-
    prüfte er das Nummernschild des Seat Cordoba durch den
    Feldstecher. Er nickte zufrieden, drehte sich um und ging
    zu seinem Wagen zurück.
    Drei Minuten später war Pallios eine gute halbe Meile
    entfernt und gab über sein Funkgerät seiner Zentrale die
    genaue Position des gesuchten Fahrzeugs durch.

    Réthymnon, Kreta

    Um zehn vor sieben spielte das Handy neben Richters Bett
    die Melodie der Fernsehserie Morse . Nicht zum ersten Mal nahm Richter sich vor, den Klingelton zu ändern.
    »Wir haben den Seat!«, informierte ihn Fitzpatrick. »Ein
    Polizist hat ihn vor einer halben Stunde auf einem Hotel-
    parkplatz in Máleme gesehen.«
    »Vermutlich saß niemand drin?« Richter war schlagar-
    tig hellwach.
    »Nein. Er hat sich strikt an die Befehle gehalten und
    nicht einmal kontrolliert, ob die Motorhaube noch warm
    war oder der Wagen die ganze Nacht dort gestanden hat.
    Aber er hat das Kennzeichen identifiziert. Es ist eindeutig
    der Seat, den dieser Watson oder Jones gestern in Réthym-
    non gemietet hat.«
    »Was hat er weiter unternommen?«
    »Gar nichts. Die Befehle waren eindeutig. Niemand
    sollte sich dem Wagen oder dem Fahrer nähern. Nach-
    dem sich der Polizist überzeugt hat, dass es sich um das
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    gesuchte Fahrzeug handelt, hat er sich in seinen Streifen-
    wagen gesetzt, die Meldung durchgegeben und ist wegge-
    fahren.«
    »Okay.« Richter griff nach einem Notizblock. »Geben
    Sie mir die Einzelheiten.«

    Máleme,

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