Die Virus-Waffe
aber da war alles dunkel.
Dachte mir schon, dass du hier bist.«
»Setz dich, Nico, setz dich. Ein Bier? Oder was Stärke-
res?«
Nico Aristides, ein Mitglied von Spiros’ großer Familie,
zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Er winkte Jakob, und der dunkelhäutige, niemals lächelnde Kreter stellte
ihm eine Flasche Bier und ein schmutziges, gesprungenes
Glas hin. Nach einem kurzen Blick auf das Glas beschloss
Nico, lieber aus der Flasche zu trinken.
»Warst du heute wieder draußen?« Es war weniger eine
Frage als eine Feststellung. »Was gefunden?«
Nico fand zwar keinen Spaß am Tauchen, aber er hatte
zahlreiche Klienten auf Kreta und im östlichen Mittelmeer,
die immer darauf erpicht waren, interessante Objekte zu
erwerben, die sein Onkel vom Meeresboden hob. Wenn
möglich tat ihm Spiros den Gefallen und barg antike Arte-
fakte, welche die Archäologen lieber dort gelassen hätten.
Kurz, Nico arbeitete als Hehler seines Onkels.
Spiros schüttelte den Kopf. Im Moment wollte er noch
nichts von den Flaschen verraten.
»Eigentlich nichts. Ein Flugzeugwrack, aber es war
nichts Wertvolles drin.«
»Ein Flugzeug?«, staunte Nico. Er war gewohnt, dass sein
Onkel Amphoren, Statuen, Töpfe und gelegentlich auch
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antiken Schmuck fand, aber er hätte nie gedacht, dass er
einmal auf ein Flugzeugwrack stoßen würde. »Wo?«
Aristides deutete vage nach Süden, gab aber keine ge-
naue Lage an.
»Was für ein Flugzeug? Ein Jäger? Ein Bomber? Aus
dem Krieg?«
Spiros grinste ihn an und enthüllte dabei gelbliche Zäh-
ne und wenigstens ebenso viele Lücken. Dann schüttelte er
den Kopf.
»Nein, ein modernes Flugzeug. Ein kleiner Jet. Ein Pri-
vatjet, so etwas. Aber es muss im Krieg abgestürzt sein«,
fügte er dann rätselhaft hinzu.
Nico musterte ihn kurz und sah sich dann in der winzi-
gen Bar um. Es war fast jeder Platz belegt, und als er zu
dem Tisch ein paar Schritte links von sich schaute, begeg-
nete er den gleichmütigen Blicken zweier Kreter, die offen-
bar Spiros’ letzte Bemerkung gehört hatten. Als sie Nicos
Blick bemerkten, schauten die beiden Männer rasch weg
und setzten ihre Unterhaltung fort.
»Ich kann dir nicht ganz folgen.« Nico beugte sich vor,
und Aristides tat das Gleiche. »Was meinst du damit?«
»Ich meine«, erwiderte Aristides mit seiner rauen
Stimme, »dass in der Maschine drei Leichen lagen, und ei-
ne andere auf dem Meeresboden. Sie waren noch ange-
schnallt.« Nico riss erstaunt die Augen auf und schüttelte
sich unwillkürlich. »Und ich sag dir noch was«, fuhr Aris-
tides fort. Er sprach lauter, als er sich anschickte, seine Geschichte zu erzählen. Offenbar bemerkte er das Interesse
der beiden Gäste am angrenzenden Tisch nicht. »Dieses
Flugzeug ist nicht abgestürzt. Es wurde abgeschossen.«
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Flughafen von Brindisi, Papola-Casale,
Apulien, Italien
»Ist das Lomas?«, wollte Perini wissen.
Richter ließ sich Zeit und musterte die beiden Fotos mit
übertriebener Sorgfalt. Sie waren nicht schlecht, angesichts der Umstände, unter denen sie gemacht worden waren.
Jedes zeigte zwei Männer, die in einem Haus im Licht ei-
nes Kronleuchters standen, eingerahmt von einem hohen
Fenster, und offenbar miteinander sprachen. Da die Fotos
aus großer Entfernung und durch das Fensterglas aufge-
nommen worden waren, waren die Gesichter natürlich et-
was unscharf.
Auf beiden war der rechte Mann im Profil zu sehen. Auf
dem ersten Bild stand der andere zwar auch mit dem Profil
zur Kamera, aber auf dem zweiten Foto schien er direkt ins
Objektiv zu blicken. Richter hegte nicht den geringsten
Zweifel, dass es sich um Lomas handelte, schüttelte jedoch
den Kopf.
»Ich weiß nicht«, erklärte er. »Er sieht ihm sehr ähnlich,
aber ich muss ihn wirklich von Angesicht zu Angesicht se-
hen. Fotos können täuschen.«
Perini wirkte enttäuscht. »Wir hatten gehofft, dass Sie
uns aufgrund dieser Fotos eine positive Identifizierung ge-
ben könnten«, meinte er.
Richter schüttelte wieder den Kopf. »Tut mir Leid, aber
ich bin nicht hundertprozentig sicher. Es könnte Lomas
sein, aber mit Gewissheit kann ich das erst sagen, wenn ich
ihm gegenüberstehe.«
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Simpson beäugte Richter mit unverhohlenem Argwohn.
»Vergessen Sie nicht, was ich gesagt habe, Richter!«,
schnappte er. »Weder zerstückelt noch durchlöchert.« Rich-
ter legte die Fotos auf den Tisch und schaute ihn ausdrucks-
los an.
»Wie bitte?« Perini
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