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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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ich raten müsste, hat man es hierbei
    entweder mit einem sehr tiefen Tauchgang zu tun, viel-
    leicht bis zu einhundertfünfzig Fuß, oder aber mit einem
    ungewöhnlich langen Tauchgang in einer mittleren Tiefe.«
    Als die Tür sich hinter Elias geschlossen hatte, öffnete
    Nicholson die breite Schublade seines Schreibtisches, zog
    die Fotos heraus und breitete sie wieder vor sich aus. Er
    studierte gerade das fünfte Foto durch sein Vergröße-
    rungsglas, als das Telefon klingelte.
    »Hier spricht der diensthabende Analyst bei N-PIC, Sir.
    Wir haben etwas Neues. Beim letzten Überflug des Keyho-
    les befand sich das Boot nicht mehr in dem Gebiet. Wir
    haben eine großflächige Aufnahme von dem Gebiet ge-
    schossen, um das Boot vielleicht irgendwo in einem Hafen
    ausfindig zu machen, aber das könnte schwierig werden.
    In dieser Gegend des Mittelmeeres wimmelt es von Booten
    wie dem fraglichen. Es dürfte die sprichwörtliche Suche in
    einem Heuhaufen sein.«
    »Befanden sich zwischen den Überflügen des Keyhole
    noch andere Satelliten in Reichweite?«
    »Nein, Sir, tut mir Leid. Die Gegend hat nur eine nied-
    rige Priorität.«
    »Okay, versuchen Sie Ihr Bestes. Ich erkläre die Identifi-
    zierung und das Auffinden dieses Bootes zur Priorität
    zweiter Klasse. Benutzen Sie alle möglichen Quellen, aber
    leiten Sie keine Satelliten von ihren normalen Bahnen
    um.«
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    »Verstanden.«
    Der Direktor legte den Hörer auf und beugte sich wie-
    der über die Fotos. Das fünfte Bild war aus einem etwas
    flacheren Winkel gemacht worden, weil sich der Satellit in
    dem Augenblick von seinem Ziel entfernte. Paradoxerwei-
    se war die Aufnahme dadurch klarer als die anderen Bil-
    der, weil die Sonne nicht mehr von der Wasseroberfläche
    direkt in die Kameralinse reflektiert wurde. Natürlich glit-
    zerte die Meeresoberfläche immer noch von den Reflexio-
    nen der kleinen Wellen, aber der Bereich um die Back-
    bordseite des Bootes war relativ dunkel.
    Dicht neben dem von N-PIC als vertäute Leine identifi-
    zierten Auswuchs schimmerte ein kleiner, heller Fleck im
    Wasser. Trotz seines Vergrößerungsglases konnte Nichol-
    son nicht erkennen, was es war. Für das bloße Auge wirkte
    es entweder wie eine ungewöhnlich rechteckige Welle oder
    wie etwas Metallisches, das dicht unter der Oberfläche
    schwebte. Die Vergrößerung gab auch keine weiteren Auf-
    schlüsse.
    Nicholson dachte an Elias’ Erläuterungen. Es konnte
    sich um das Gewicht handeln, mit dem der Taucher die
    Leine beschwert hatte, an der seine Sauerstoffflaschen hin-
    gen. Doch warum hatte er in diesem Fall nicht die Leine
    samt Gewicht sofort eingeholt? Warum sollte er die Leine
    und das Gewicht so dicht unter der Oberfläche erst vertäu-
    en und dann zum Ruderhaus gehen? Vielleicht hatte er ei-
    nen Funkspruch empfangen, falls er überhaupt ein Funk-
    gerät besaß. Oder hatte er selbst einen abgesetzt? Einen
    Notruf?
    Nein, das ergab keinen Sinn. Nur ein Ablauf der Ereig-
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    nisse war logisch, und zwar genau der, der ihm seit dreißig
    Jahren Albträume bescherte.
    »Oh, Scheiße!«, knurrte er. Er schüttelte den Kopf und
    griff zum Hörer des schwarzen Telefons.

    Kandíra, Südwestkreta

    Spiros besaß keinen Schraubstock, also klemmte er den
    Behälter, so fest er konnte, mit Handtuch und Händen an
    den Tischrand, während Nico die Säge am Hals ansetzte.
    Das Sägeblatt war stumpf, und ihm fehlten einige Zähne,
    was nicht gerade sehr hilfreich war. Zudem war der Stahl
    härter, als er aussah. Und nach all dem Whisky zitterten
    Spiros gehörig die Hände.
    Endlich fasste das Sägeblatt, und nach fünf Minuten
    hatte Nico einen Schnitt von einem knappen halben Zen-
    timeter zustande gebracht. Er machte eine kurze Pause
    und trank einen Schluck Bier. Danach stellten sie die Fla-
    sche senkrecht auf den Tisch, bevor sie weitersägten, damit
    der Inhalt nicht durch den Einschnitt entwich, bevor sie zu
    Ende gesägt hatten. Es war jetzt weit schwieriger, den Be-
    hälter gegen den Druck der Säge festzuhalten, und sie
    brauchten weitere zwanzig Minuten, bis sie den Stahl
    schließlich ganz durchtrennt hatten und der obere Teil der
    Flasche abfiel.
    Nico legte die Eisensäge auf einen Stuhl und klappte den
    Metallkoffer auf, der auf dem Tisch stand. Vorsichtig hielt
    er den Behälter über den Deckel, drehte ihn auf die Seite
    und tippte gegen den Boden. Ein dünnes Rinnsal aus
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    graubraunem Staub rieselte heraus, bis schließlich ein klei-
    ner Klumpen

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