Die Virus-Waffe
dekomprimie-
ren, bevor man auftaucht. Sonst bekommt man mögli-
cherweise die Caissonkrankheit.«
»›Bestimmte Tiefe, gewisse Zeit‹ ist mir ein bisschen zu
vage. Wie tief und wie lange?«
Drei Stockwerke darunter ahmte David Elias unwissent-
lich seinen Boss nach, lehnte sich auf dem Stuhl zurück
und sah aus dem Fenster. »Das kann ich nicht genau sa-
gen, Sir«, erklärte er. »Das hängt von verschiedenen Fakto-
ren ab. Soll ich hochkommen? Dann kann ich es besser er-
läutern.«
»Okay.«
Elias betrat nur wenige Minuten später das Büro. Er
hielt ein dunkelblaues Buch in der Hand. John Nicholson
winkte ihn zu einem Stuhl und sah zu, wie sein Mitarbeiter
das Buch aufschlug.
»Ich habe zwar schon mal von der Caissonkrankheit ge-
hört, aber was genau ist das?«, fragte er.
»Es hat mit dem Druck zu tun, Sir. Je tiefer Sie tauchen,
desto mehr wächst der Druck des Wassers auf den
menschlichen Körper. Der Druck steigt etwa um eine At-
mosphäre pro dreißig Fuß Tauchtiefe. Bei höherem Druck,
wenn Sie zum Beispiel tiefer als sechzig Fuß tauchen, wird
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der Stickstoff, den Sie mit dem Sauerstoff einatmen, nicht
mehr vollkommen aus Ihren Lungen ausgeatmet, sondern
löst sich allmählich in Ihrem Blutkreislauf auf.«
»Ist das gefährlich?«
»Nicht, solange Ihr Körper ebenfalls unter Druck steht.
Das Problem stellt sich erst, wenn Sie wieder an die Ober-
fläche kommen. Steigen Sie zu schnell und ohne Dekom-
pression auf, wird der Stickstoff in Form von Bläschen in
Ihrem Blut ausgeschieden, meistens an den Gelenken. Das
ist sehr schmerzhaft und führt oft zu merkwürdigen Ver-
renkungen und Krämpfen bei den Erkrankten. Um das zu
vermeiden, muss ein Taucher in gewissen Tiefen pausie-
ren, während er zur Oberfläche hochsteigt. Dabei wartet er
darauf, dass der Stickstoff allmählich aus seinem Blutkreis-
lauf verschwindet.
Am einfachsten ist es, eine Leine mit einem Gewicht am
Ende vom Boot hinabzulassen und mehrere Sauerstofffla-
schen in den richtigen Dekompressionsabständen daran
zu befestigen. Dann steigt der Taucher bis zur niedrigsten
Flasche auf, wartet dort die entsprechende Zeit und steigt
dann zur nächsten. Man muss diese zusätzlichen Sauer-
stoffflaschen benutzen«, erriet er die nächste Frage seines
Vorgesetzten, »weil nach einem langen oder tiefen Tauch-
gang die Luft in den Tanks lange verbraucht ist, bevor der
Taucher sicher zur Oberfläche aufsteigen kann.«
Elias deutete auf das Buch, das vor ihm aufgeschlagen
auf dem Tisch lag.
»Diese Tabellen zeigen die empfohlenen Dekompres-
sionstiefen und -zeiten für unterschiedliche Tauchtiefen
und -dauer, Sir. Wie ich bereits am Telefon sagte, sind die
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Gleichungen leider sehr unterschiedlich, und außerdem
haben wir mehrere Tabellen zur Auswahl, was es noch
komplizierter macht. Die der U.S. Navy zum Beispiel sind
berüchtigt, weil die ihre Taucher mit Abstand am schnells-
ten aus dem Wasser holen. Dafür landen diese Leute aber
auch am schnellsten in der Dekompressionskammer.«
Nicholson sah ihn verständnislos an, und Elias fuhr mit
seinen Erklärungen fort.
»Wenn ein Taucher zu schnell hochkommt, was jeder,
der nach den Tabellen der U.S. Navy taucht, tut, ist die
Dekompressionskammer das einzige Mittel, um zu ver-
hindern, dass er die Caissonkrankheit bekommt. Die Kam-
mer ist im Wesentlichen ein Druckzylinder, der an Deck
der größeren Tauchschiffe mitgeführt wird. Darin können
die Taucher unter kontrollierten Bedingungen dekompri-
mieren. Dazu benötigt man keine Sauerstoffgeräte, also
müssen sie keine halbe Stunde zwanzig Fuß unter der
Wasseroberfläche herumlungern.
Um Ihnen ein Beispiel zu geben, Sir, die Navy-Tabellen
setzen eine Dekompressionszeit von nur einundzwanzig
Minuten für einen halbstündigen Tauchgang in einer Tiefe
von einhundertdreißig Fuß fest. Die Buhlmann-Tabelle
gibt achtundzwanzig Minuten als Minimum an, und die
DECOM-Tabelle, die von der Buhlmann-Tabelle abgelei-
tet wurde, empfiehlt achtunddreißig Minuten. Das ist bei-
nahe doppelt so lange, wie die U.S. Navy vorschlägt. Ich
persönlich würde mich immer an die DECOM-Zahlen
halten.«
»Gehen wir von einem hypothetischen Fall aus«, sagte
der Direktor. »Wie hoch schätzen Sie die Tauchtiefe ein,
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bei der jemand drei Sauerstoffflaschen für die Dekompres-
sionspausen benötigt?«
»Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen, Sir«, antwor-
tete Elias. »Aber wenn
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