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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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Andenken an ihren
    Ehemann, der seit mehr als vierzig Jahren tot war. Zu-
    sammen mit ihrer gebeugten Haltung und ihrer mächtigen
    Hakennase, den großen, dunklen Augen und dem schmal-
    lippigen, etwas boshaften Mund, verlieh ihr das ein fast
    krähenhaftes Aussehen. Alle kannten sie, aber so gut wie
    keiner mochte sie. Sie kannte alle und vergalt Gleiches mit
    Gleichem, denn sie konnte ebenfalls fast niemanden lei-
    den.
    Schon gar nicht Spiros Aristides. Zunächst einmal war
    er ein Grieche vom Festland und hatte nie geheiratet, was
    ihm bereits zwei Minuspunkte bei Christina einbrachte.
    Dann trank er viel zu viel, was dank Christina alle wussten.
    Außerdem war sie fest davon überzeugt, dass er etwas Ille-
    gales tat, wann immer er mit seinem Boot hinausfuhr.
    Damit lag sie richtig, obwohl ihre Lieblingsgeschichten
    von Waffenschmuggel und Drogenhandel meilenweit von
    der Wahrheit entfernt waren.
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    Und erst sein Haus! Neben den anderen weiß getünch-
    ten Häusern in der schmalen Gasse wirkte es wie ein
    Schandfleck. Die Farbe der Fensterläden war verblichen
    und blätterte ab, der winzige Garten war verwildert, und
    selbst die Dachziegel sahen schmutzig und vernachlässigt
    aus. Sie wandte jedes Mal den Blick ab, wenn sie daran
    vorbeiging, und schimpfte leise.
    Aber auch wenn sie aus Prinzip nicht hinsah, sperrte sie
    ordentlich die Ohren auf, wenn sie vorüberschlurfte. Viel-
    leicht konnte sie ja einige Brocken aufschnappen, die sie
    dann ausschmücken und den anderen alten Weibern auf
    dem Dorfplatz erzählen konnte.
    An diesem Morgen wurde sie belohnt. Allerdings nicht
    durch einen Gesprächsfetzen, sondern durch ein langes,
    schmerzerfülltes Stöhnen, das aus einem der oberen Zim-
    mer des Hauses zu kommen schien. Es war so unerwartet,
    dass Christina wie angewurzelt stehen blieb, zu dem Fens-
    ter hinaufsah und angestrengt lauschte. Das Stöhnen wie-
    derholte sich kurz, und dann folgte ihm ein schluchzendes,
    blubberndes Geräusch, das beinahe wie ein Versuch klang
    zu sprechen.
    Sie schüttelte grimmig den Kopf, senkte den Blick und
    ging weiter. Sie hatte beinahe den Dorfplatz erreicht, als sie erneut stehen blieb und sich umdrehte. Die ganze Zeit hatte sie über das Geräusch nachgedacht, und jetzt endlich
    dämmerte ihr, dass es ein bisschen wie das griechische
    Wort »Voithya« geklungen hatte.
    Sie schaute die Straße entlang. Nach ihr war niemand an
    dem Haus des alten Griechen vorübergekommen, und um
    diese Tageszeit würde das vermutlich auch keiner tun.
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    War das Geräusch nun ein Hilferuf gewesen oder das
    Stöhnen eines Mannes, der am vorigen Abend zu viel ge-
    trunken hatte? Nein, dafür hatte es irgendwie zu erstickt
    geklungen. Was auch immer mit dem alten Mann nicht
    stimmte, es lag sicher nicht nur an seiner Trunkenheit.
    Außerdem war das eine großartige Gelegenheit heraus-
    zufinden, ob das Aristides-Haus innen genauso abstoßend
    war wie außen. Allerdings konnte sie als Witwe unmöglich
    allein hineingehen, um nachzusehen, was mit ihm los war.
    Es wäre höchst unschicklich und würde eine Menge
    Klatsch auslösen. Und das konnte sie auf keinen Fall tole-
    rieren.
    Sie spitzte ihre dünnen Lippen, marschierte auf den
    kleinen Marktplatz und sah sich um. Ihre Freundinnen
    Maria und Luisa tratschten hier gewöhnlich morgens vor
    einem der kleinen Geschäfte, bevor sie nach Hause gingen
    und Mittagessen kochten. Luisa war nirgendwo zu sehen,
    aber in diesem Moment bog Maria Coulouris mit ihrem
    Einkaufskorb am Arm um die Ecke und wäre fast mit
    Christina zusammengestoßen.
    »Sehr gut. Komm mit!« Christina packte die jüngere
    Frau am Arm.
    »Wohin?«
    »Zum Haus des alten Griechen. Er könnte im Sterben
    liegen«, erklärte Christina genüsslich.
    »Was?«
    Sie erzählte der jüngeren Frau von den Geräuschen, die
    sie vor einigen Minuten gehört hatte.
    »Wahrscheinlich ist er einfach nur wieder betrunken«,
    wandte Maria ein.
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    Christina schüttelte den Kopf. »Das kann sein, aber es
    hörte sich irgendwie merkwürdig an. Sicher stimmt ir-
    gendwas nicht mit ihm. Er muss was Ernsteres haben.«
    Sie gingen zusammen zu Aristides’ Haus, während Ma-
    ria vergeblich protestierte. Vor dem Anwesen blieben sie
    stehen und lauschten, aber jetzt schien hinter den Fenstern
    im Obergeschoss alles ruhig zu sein.
    »Wir rufen!«, verkündete Christina. »Aristides!« Ihre
    Stimme war überraschend kräftig.
    Niemand antwortete. Es war nichts zu hören.
    »Vielleicht ist er ja

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