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Die Virus-Waffe

Die Virus-Waffe

Titel: Die Virus-Waffe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Barrington
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Nachschubtankers der Royal Fleet und da-
    hinter die einer der Fregatten. Beide Schiffe hielten ihre
    Position zu dem Flugzeugträger. Weit draußen auf Steuer-
    bord schimmerte eine helle Linie an der Nordküste Kretas.
    Vermutlich lag dort Chaniá.
    Über der fluoreszierenden Gischt des Kielwassers, das
    sich pfeilgerade in die Nacht erstreckte, funkelten die Ster-ne am Himmel. Ohne die grellen Lichter Londons, die ihre
    Pracht dämpften, kamen sie Richter heller und zahlreicher
    vor. Sie waren ebenso zahlreich wie unergründlich. Er leg-
    te den Kopf in den Nacken, als er zu ihnen hochsah, und
    drehte ihn nach links und rechts, als er bestimmte Konstel-
    lationen und einzelne Sterne suchte. Das Sternbild des
    Orion, in dem Sirius funkelte. Der Große Bär. Der Löwe.
    Das Sternbild des Drachen. Richter kannte einige, aber die
    meisten waren ihm unbekannt. Das tat ihrer Schönheit
    keinen Abbruch.
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    Er schaute wieder in das scheinbar endlose Kielwasser
    und dachte an die Gespräche beim Essen, die lockeren
    Frotzeleien, welche die Professionalität der Air Group
    übertünchten. Freute er sich darauf, nach London zurück-
    zukehren, zu dem Leben im Verborgenen, das er führen
    musste? Nein, ganz und gar nicht. Noch während ihm die-
    ser Gedanke durch den Kopf ging, fiel ihm wieder ein, dass
    seine Zeit hier auf der Invincible letztendlich eine Art Urlaub gewesen war, eine kurze Rückkehr zu einem früheren
    Leben. Und er erinnerte sich auch daran, warum er die
    Navy verlassen hatte.
    Eine Kreuzfahrt wie diese war die Ausnahme. Einen su-
    permodernen Kampfjet bei wundervollem Wetter zu flie-
    gen, sich in der Offiziersmesse zu erholen, das alles war das Sahnehäubchen. Er dachte an seine knapp zwanzig Jahre
    als Pilot zurück, die er erst auf einer Wessex und den Sea
    King-Helikoptern, dann auf den Sea Harriers verbracht
    hatte. Ein paar Jährchen davon hatte er sogar bei der 800.
    Naval Air Squadron unter einer älteren, weniger umgäng-
    lichen Führung gedient. Er erinnerte sich auch noch sehr
    gut an seine anderen Pflichten, die weniger erfreulich ge-
    wesen waren. Die zweitrangigen Aufgaben, die militärische
    Struktur, die Veränderungen um ihrer selbst willen ver-
    langte, und diese sinnlosen kleinen Jobs, welche die rang-
    hohen Offiziere aus irgendeinem Grund immer für so
    wichtig hielten, die jedoch gewöhnlich kaum mehr als eine
    Verschwendung von Zeit und Mühe waren.
    Außerdem war da natürlich noch Richters größtes
    Problem. Als er zur 800. Naval Air Squadron versetzt wor-
    den war, hatte der CO ihn sofort auf dem Kieker gehabt.
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    Damit wäre Richter klargekommen. Niemand verlangte,
    dass man die Leute mochte, mit denen man zusammenar-
    beitete. Aber er hatte noch nie Dummköpfe tolerieren
    können, und der kommandierende Offizier der 800. war
    eindeutig einer gewesen, und zwar einer von der Sorte, die
    durch gute Beziehungen in eine Position gelangen, die ihre
    Fähigkeiten bei weitem übersteigt.
    Richter hatte den Fehler begangen, seinem Vorgesetzten
    ziemlich deutlich und unmissverständlich klarzumachen,
    dass er ihn für einen ungebildeten Idioten hielt. Sein Feh-
    ler war nicht gewesen, dass er es ihm gesagt hatte, denn das war unstrittig. Aber er hatte es ihm vor einem großen und
    aufmerksamen Publikum von hohen Offizieren um die
    Ohren geknallt. Ein solches Publikum vergaß und vergab
    einen solch unverschämten Ungehorsam nie. Diese Leute
    sorgten dafür, dass Richters Karriere bei der Navy von die-
    sem Moment an beendet war.
    Richter tat diese Erinnerung ab. Das alles war Schnee
    von gestern. Und er war immer noch im Dienst, im Ge-
    gensatz zu vielen anderen ehemaligen Piloten. Zudem
    wurde er einigermaßen gut bezahlt.
    Obwohl er seinen Boss Richard Simpson nicht mochte
    und häufig anderer Meinung war als dieser, liebte er sei-
    nen Job. Dass man, wenn er nicht gerade in einem Meer
    von Papierkram und Akten zu ersticken drohte, gelegent-
    lich auf ihn schoss, verlieh seiner Arbeit sogar eine gewisse Würze. Richter musste zugeben, dass er sich tatsächlich
    darauf freute, in sein kleines und schmuddeliges Büro in
    Hammersmith zurückzukommen, trotz seiner gegenteili-
    gen Behauptung Black gegenüber.
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    Er fröstelte leicht, als eine kühle Brise vom Meer über
    das Achterdeck wehte. Das Red Sea Rig, sein offenes Hemd
    mit den Schulterstücken eines Lieutenant Commanders,
    die schwarze Hose und der von der Staffel ausgeliehene
    Kummerbund waren zwar gemütlich, aber ihr

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