Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Visionen der Seidenweberin (German Edition)

Die Visionen der Seidenweberin (German Edition)

Titel: Die Visionen der Seidenweberin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Wertheim
Vom Netzwerk:
Finanzsekretär Don Cristobal?«
    Tringin ging still zu einem Tisch hinüber, schenkte aus einem Krug einen Becher Wein ein und reichte ihn dem Feldhauptmann.
    »Uniformen sind nur Kleidungsstücke, Don Seraph. Laß uns darüber nicht streiten. Die Geschäfte, die mich nach Köln zurückzwingen, sind dringend«, beharrte Lazarus.
    »Köln.« Don Seraph schüttelte den Kopf. Schweigend starrte er für einen Moment in die Flammen. Die Glut brachte sein Gesicht zum Leuchten. »Weißt du, daß das meine Vaterstadt ist? Vielleicht hätte ich ja Lust, dich dorthin zu begleiten.«
    Lazarus strich sich mit der Hand über das Kinn. »Du würdest mich begleiten?«
    Don Seraph wog nachdenklich den Kopf. »Wie gesagt, ich muß ein ganzes Regiment Söldner anwerben. Deutsche Landsknechte gehören zu den besten Kämpfern. Das Rheinland ist nah, der kurkölnische Erzbischof ein treuer Anhänger des alten Glaubens, er würde die Musterung sicher gestatten. In Köln selber gibt es zudem gute Waffen und Rüstungen zu kaufen. Es fehlt mir noch an eisernen Knechtsbrüsten und Hakenbüchsen.«
    Lazarus’ Miene verriet wachsende Aufregung. »Don Seraph, wenn du mich begleitest, dann will ich den ganzen Geckenplunder, den du da vor mir ausgebreitet hast, willig tragen, und ein federgeschmücktes Barett dazu.«
    »Lazarus!« rief Tringin erschrocken. »Bedenke, was du sagst. Köln ist nicht sicher für dich, denke an ...« Sie unterbrach sich mit Blick auf den Feldhauptmann, errötete und griff nach einem Eisenhaken, um das Feuer zu schüren.
    Don Seraph hob fragend eine Augenbraue, doch Lazarus erklärte sich nicht. »Nun, Lazarus, dann ist es abgemacht. Du begleitest mich zunächst nach Brüssel, danach ziehen wir zu Reislauf und Musterung nach Kurköln. Dort kannst du deinen Geschäften nachgehen, solange sie dich nicht von deinen Pflichten als Werbehauptmann ablenken.«
    »Wieviel Zeit wird uns der Aufenthalt in Brüssel kosten?« fragte sein Freund mißtrauisch.
    »Der Ritt dauert nicht einmal zwei Tage, ich habe die schnellsten Pferde. Wenn wir die Nacht durchreiten, schaffen wir es sogar in achtzehn Stunden. Dann werden wir zwei Tage in der Stadt verweilen und ...«
    Lazarus schlug die Decke zurück, schwang die Beine über die Bettkante und stand schwankend auf. »Dann laß uns sofort reiten«, sagte er.
    Tringin eilte zu ihm hinüber und legte ihren Arm um seine Taille, um ihn zu stützen. »Du kannst noch nicht reiten. Frage den Feldscher, er wird dich nicht gehen lassen. Es ist zu gefährlich, deine Wunde könnte aufreißen. Das kann nicht dein Ernst sein.«
    Lazarus löste sanft Tringins Arm. Ein Abglanz seines spöttischen Lächelns lag um seinen Mund. »Don Seraph wird dir gerne bestätigen, wie ernst es mir ist.«
    Der Feldhauptmann sprang aus seinem Lehnstuhl und lachte fröhlich. »Mir ist nicht bange um ihn, Tringin. Er hat ganz andere Fährnisse auf sich genommen. Ich lasse die Pferde satteln, in einer halben Stunde sind wir auf dem Weg.« Mit langen Schritten war er bei der Tür. Noch einmal wandte er sich um. »Du darfst dir einen meiner Pagen als Leibburschen auswählen. Als mein Stellvertreter hast du ein Recht darauf. Nun?«
    Tringin griff nach Lazarus’ Arm, ein letzter Versuch ihn zurückzuhalten, doch der junge Mann langte bereits nach den engen Beinkleidern und der Pluderhose, die Don Seraph auf sein Bett geworfen hatte. »Gehe nicht«, flüsterte sie. »Ich kann dich nicht alleine lassen.«
    Lazarus warf ihr einen kurzen Blick zu, dann sagte er in Richtung des Feldhauptmanns: »Einen Leibburschen brauche ich nicht, aber wenn du bereit bist, den entsprechenden Sold an Tringin zu zahlen, so habe ich nichts dagegen, wenn sie uns als meine Pflegerin begleitet.«
    »Pflegerin, soso«, brummte der Feldhauptmann und schien ärgerlich. »Du kannst reiten?«
    »Ja«, sagte sie nach kurzem Zögern.
    »Und bist du auch bereit, deinen Vater zu verlassen, um dich einem Troß von Kriegsknechten anzuschließen?«
    Tringin nickte entschlossen. »Er will ohnehin als Schankknecht beim Wirt bleiben.«
    »Wohlan«, schloß der Feldhauptmann, »sie soll den Burschensold erhalten. Wenn sie genug gespart hat, kann sie Proviant und Krämerware einkaufen und künftig als Marketenderin mitziehen. Ein paar hübsche Weiber gehören zu einem Kriegszug dazu. Meinen Männern soll es an nichts fehlen, wenn es in den niederländischen Krieg geht.«
    Tringin runzelte die Stirn und warf einen flehenden Blick auf Lazarus. »Don Seraph«, sagte

Weitere Kostenlose Bücher