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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Zimmer allein öffnete sie ihre Kräutertasche und goss heißes Wasser in eine Schüssel, die Bangor ihr gebracht hatte. Sie fügte einen üppigen Schuss aus Kirsch- und Mohnsaft hinzu und rührte um. Eine großzügige Prise Zucker. Eine reichliche Portion Arsen - der Zucker und der Kirschsaft würden den bitteren Geschmack überdecken. Genug kaltes Wasser, um die Mixtur abzukühlen. Camber füllte das wohl riechende Gebräu in zwei silberne Kelche und stellte sie auf ein Tablett Dann rief sie nach Bangor.
    Erstaunt erfuhr sie, dass Königin Torina sie in einem der großen Säle empfangen wollte. Sie hatte gedacht, die Königin sei nicht imstande, das Krankenlager zu verlassen. Der Bote, der zur Burg der Heiler gekommen war, um Hilfe zu holen, hatte berichtet, der König und die Königin seien schwer erkrankt. Nun ging es der Königin besser ... Was hatte das zu bedeuten? Bangor führte sie durch breite Korridore in einen vornehmen Saal. Dort thronte Königin Torina über einer kleinen Gruppe Soldaten und einem Mann mit unbewegtem Gesicht, der das bestickte Gewand der Seher trug. Neugierig betrachtete Camber die Königin. Ihr Gesicht war ein wenig blass, ihre Augen hellwach. Das Rot ihrer Haare wurde von dem cremefarbenen Brokatvorhang hinter ihrem Rücken hervorgehoben. Camber machte einen Knicks. „Guten Tag, Majestät Ich bin Lowen Camber, Kräuterkundige aus der Burg der
    Heiler. Ich bin gekommen, weil Euer Bote von einer geheimnisvollen Krankheit berichtete, die Euch heimgesucht habe und die Eure Arzte nicht heilen könnten."
    „Willkommen. Ich freue mich, dass die Burg der Heiler dem Wunsch des Palasts so schnell gefolgt ist." Camber war sich nicht sicher, meinte aber, in den höflichen Worten der Königin Ironie zu hören. „Natürlich habe ich eine große Auswahl an Kräutern mitgebracht und hoffe, Euch und den König heilen zu können. Für den Anfang habe ich diesen Heiltrank zubereitet." Camber zeigte auf den Diener, der hinter ihr mit dem Tablett stand. Aber noch während sie sprach, wurde ihr ihre missliche Situation bewusst. Da es der Königin wieder besser geht, kann ich nicht so tun, als ob meine Mixtur ihren Tod nicht hat verhindern können. Man könnte den Verdacht hegen, sie sei vergiftet worden! Camber stieß leise Verwünschungen aus.
    „Ein Heiltrank?" Wieder dieser Ton, als wüsste die Königin, was Camber im Schilde führte. Sie winkte den Diener mit dem Tablett herbei. „Sagt, Lowen, was gibt es Neues von der Burg? Hat unser Bote, Hauptmann Andris, Euch erreicht? Er ist schon lange fort und noch nicht zurückgekehrt." Sie hob den Kelch hoch und roch an dem Gebräu.
    „Ja, meine Königin." In Wirklichkeit hatte sie den königlichen Boten, einen riesigen, polternden Mann, abgefangen, bevor er seine Nachricht hatte überbringen können - seine Nachricht über ein Leck in der Silbergrenze und den Befehl an Sara, die Burg zu verlassen. Er war nun ans Bett gefesselt, denn Camber hatte sich persönlich um ihn gekümmert. Sie war stolz auf ihr Kräuterwissen, der Mann würde nicht sterben und erst wieder gesund werden, wenn seine Nachricht keinen Wert mehr hatte. Und wenn er genesen war, würde er vergessen haben, warum er gekommen war. Die Königin hielt den Kelch in der Hand, trank aber nicht. „Ist die Silbergrenze repariert?", fragte sie kalt.
    Camber schielte zu den Männern hinüber. Bangor stand genauso steif da wie die Statue des Quellgeistes neben ihm. Der große Kopf und die ausufernden Ohren des Ungeheuers waren ungewöhnlich sorgfältig ausgearbeitet. „Sicher versteht Ihr, Majestät, dass diese Dinge nicht in Anwesenheit von Soldaten besprochen werden können."
    „Diese Männer sind verschwiegen, Lowen. Ist die Silbergrenze repariert worden?" Camber sah auf den glänzenden Boden hinab. „Die Ausbesserungsarbeiten waren noch nicht abgeschlossen, als ich aufbrach. Aber in der Burg gibt es viele geschickte und kluge Heiler." „Wie Bern zum Beispiel?"
    Erschrocken sah Camber auf. „Bern? Ja, er ist begabt, aber er ist kein Heiler. Er hat die Gabe der Draden." Camber wurde immer nervöser.
    Die Königin beobachtete sie. „Bern ist tot. Wusstet Ihr das nicht?"
    Cambers Hände krallten sich zusammen. Sie streckte die Finger ganz bewusst wieder, um sich zu beruhigen. „Das ist unmöglich, Majestät. Als ich die Burg verließ, war Bern bei bester Gesundheit." „Ich zweifle nicht an Euren Worten." Die Königin hatte ihre Hand auf einen Lederbeutel gelegt, der an ihrem Gürtel hing.

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