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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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frischen Schnitten. Wer sie sieht, soll es einem Zind oder Lord Morlen melden. Belohnung.
    Im Wald stießen Maeve und Devin auf einen Bach. Maeve war es nicht gewöhnt, in so kaltem Wasser zu baden, aber es half ihr, wach zu bleiben. Sie überlegte, wie sie Lord Morlen von Devins Träumen fern halten konnte. Wenn der Traumwenstein sie schützte, musste es doch eine Möglichkeit geben, dass sie Devin schützen konnte. Aber wie?
    Sie spülte das blaue Kleid aus und presste den feuchten Stoff an ihre Wange. Sie wollte es erst wieder anziehen, wenn sie und Devin das Minwendameer überquert hätten. Die Oberin im Waisenhaus von Lord Indol würde sich bestimmt daran erinnern. Oder der Kutscher, er hatte einen klaren Blick. Vielleicht fragte ihn jemand, ob er ein Mädchen in einem blauen Kleid gesehen hatte? Lila hatte Maeve zwei Nähnadeln in einem Stoffmäppchen mitgegeben. Mit diesen entfernte Maeve die Fäden, die in ihr Hemd gestickt waren und sie als Eigentum von Lord Indol auswiesen. Sie hasste dieses Hemd, aber ihr blieb nichts anderes übrig, als es weiter zu tragen.
    Sonnenstreifen warfen ein friedliches, grünes Licht durch die sich über den Bach neigenden Bäume. Nie zuvor war Maeve der freien Natur so nahe gewesen. Sie war dankbar für die Sonne, die sie wärmte, und für die Bäume, die sie und Devin verbargen. Doch was würde morgen sein?
    Sie mussten Nahrung finden, mussten den Weg übers Meer finden. Sie mussten nach Nordosten, nach Mantedi, nur dort konnten sie ein Schiff nach Glavenrell finden. Mit dem Traumwenstein konnten sie auch nach Slivona zurückgehen und dort eine Kutsche mieten. Der Kutscher hatte gesagt, mit einer einzigen Münze könnte sie ihn ein ganzes Jahr lang anheuern und verpflegen. Maeve besaß noch neunundvierzig Münzen dieser Art. Aber außer Gold hatte sie nichts als ein zerlumptes Sklavenhemd und das prächtige Kleid, das sie nicht tragen durfte.
    Sie nahm Devins Verbände ab. Die Schnittwunden eiterten. Maeve hatte so etwas oft genug gesehen, rot entzündete, nässende Ränder. Als sie sein Gesicht wusch, zuckte er zurück und seine Augen tränten. Während sie die Verbände ausspülte, saß er still und zusammengesunken am Rand des Wassers. Sie wrang die dünnen Stoffstreifen mit aller Kraft aus und versuchte, die Traurigkeit zu verscheuchen, die in ihr aufstieg, als sie daran dachte, wie dieses arme Kind zum Sklaven gemacht worden war. Verstümmelt wurde er. Sie begann, auch aus Devins Hemd die verräterischen Fäden zu entfernen.
    Könnte ich nur alle Fäden aller Lords in Sliviia in einem einzigen, großen Feuer vernichten. Und dann ihre Patrier in die Flammen werfen und zusehen, wie sie schmelzen. „Kennst du dich in Wäldern aus, Devin?" „Früher war ich manchmal im Wald. Mein Papa brachte mir das Fischen bei."
    Früher. Maeve wusste, was er meinte. Früher, als seine Eltern noch lebten, als er noch kein Sklave in Lord Indols Badehaus war, als er noch nicht von Lord Morlen gezeichnet worden war.
    „Ich bin froh, dass du bei mir bist. Ich war noch nie in einem Wald", sagte sie.
    Als Kleider und Verbände getrocknet waren, gingen sie weiter. Durch dicht stehende Bäume folgten sie langsam dem Verlauf des Baches.
    Mit Sonnenuntergang wurde es kühl und ihre leeren Bäuche ließen sie die Kälte nur noch schlimmer spüren. Als es dunkel wurde, bereiteten sie sich aus Unkraut ein Lager und kuschelten sich aneinander, um sich warm zu halten. Als Kopfkissen diente ihnen das zusammengelegte Seidenkleid. Neben ihrem Herzen vernahm Maeve das sanfte, strahlende Summen des Traumwensteins. „Der, der den Stein trägt, ist vor den Augen der Ebrowen sicher ...", hatte Lila versprochen. Hell standen die Sterne am Himmel, in den Bäumen rauschte ein leichter Wind, die Nacht war fremd. Erschöpfung machte sich in Maeves Kopf breit und zog sie in den Schlaf. Irgendwie muss ich Devins Träume bewachen.

 
Teil 2
    Die Burg der Heiler
     
5
    Torina, Königin von Archeid und Bellandra, kam als Bäuerin verkleidet zur Burg der Heiler. Ihre älteste Toch ter, die sechzehnjährige Saravelda, besaß angeblich die Gabe des Heilens und sollte in der berühmten Heilerschule Bellandras ausgebildet werden. Da Sara von den anderen Schülern nicht als Prinzessin erkannt werden wollte, reisten sie und ihre Mutter in Verkleidung. Torina war überrascht gewesen, als Ellowen Bazin, ein Heilersucher der Burg, ihr von Saraveldas heilerischer Gabe berichtet hatte. Wenn Sara wirklich von Natur aus die Gabe

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