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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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antwortete Bern. „Schon seit der Gründung dieser Burg ist die Gabe der Draden in meiner Familie vertreten." „Ich kann keine Glocke sehen", sagte Sara. „Woher wissen sie, dass wir da sind?"
    „Die Glocken sind am Haupteingang der Burg, in der Nähe des Krankenhauses. An diesem Tor werden gewöhnlich keine Besucher empfangen", sagte Bern. „Ah, dort kommt jemand."
    So war es. Ein weißhaariger Mann näherte sich. Er trug ein silbriges Gewand, als hätte er im Mondlicht gebadet. Er schritt so kraftvoll aus, dass Torina glaubte, sein Haar sei vielleicht vorzeitig ergraut. Allerdings war bekannt, dass die Ellowen selbst in fortgeschrittenem Alter noch jugendliche Frische bewahrten.
    „Willkommen in der Burg der Heiler", sagte er und öffnete das Tor, indem er es berührte. „Ich bin Ellowen Mayn." Er hörte mit unbeweglichem Gesicht ihrer Vorstellung zu.
    Ein junger Mann kam herbei und fasste die Pferde an den Zügeln. „Dra Jem wird Eure Pferde versorgen, ich bringe Euch derweil zur Burg", sagte der Ellowen.
    Er führte sie an den Beeten vorbei über saubere Wege, deren glänzende Randsteine größtes handwerkliches
    Geschick verrieten. Es ist wirklich Rosenquarz. Hatten die Heiler diese Steine gelegt, fragte sich Torina. oder waren es die Draden gewesen?
    Mit jedem Schritt verstärkte sich das Unbehagen, das Torina bei ihrer Ankunft überfallen hatte. Am liebsten hätte sie auf der Stelle ihre kristallene Wahrsagerkugel hervorgeholt, doch das wäre ein unverzeihlicher Verstoß gegen das Protokoll gewesen. Sobald sie wieder allein wäre, würde sie ihre Kugel befragen. Die anderen schritten, anscheinend unberührt, voran. Als die Gruppe den kleinen Hügel erklommen hatte, sahen sie vor sich die Gebäude der Burg. Torina zählte sieben eindrucksvolle Versammlungshallen, die kreisförmig um den Glockenturm angeordnet waren, den sie vom Tor aus gesehen hatte. Die Hallen schimmerten, als seien die Marmorsteine, aus denen sie gebaut waren, erst vor wenigen Tagen gebrochen worden. Doch die Königin wusste, dass die Burg der Heiler aus Urzeiten stammte und älter war als das Geschlecht des Königs von Bellandra, ihres Mannes Landen. Hinter den Hallen waren die anderen Gebäude der Burg zu sehen. „In diesen Hallen lehren wir die Kunst des Heilens", erklärte Ellowen Mayn, als sie die erste erreichten. Jede Halle dient einer anderen Disziplin. In dieser, die dem Garten am nächsten liegt, wird Kräuterkunde und die Heilkunst der Pflanzenauszüge gelehrt." Torina sah ihre Tochter an. Sara rümpfte kaum merklich die Nase, sagte jedoch nichts.
    Als sie an den Häusern vorübergingen, in denen Musik und Kunst unterrichtet wurde, begegneten ihnen Schüler in schlichten, ungefärbten Baumwollumhängen und luftigen Beinkleidern. Torina konnte keinen Unterschied in der Bekleidung der Jungen und der Mädchen entdecken. Nur trugen die Mädchen Zöpfe, wogegen die Jungen ihr Haar kurz geschnitten trugen. Sie alle grüßten mit dem Wort „Gesundheit" und bewegten sich so gemessenen Schrittes, als seien sie darauf bedacht, ihre Schritte weder zu kurz noch zu lang ausfallen zu lassen. Torina konnte sich nicht vorstellen, dass ihre Tochter „Gesundheit" sagen und in gleicher Weise einherschreiten würde.
    Ellowen Mayn zeigte ihnen noch die anderen Hallen. Als er ihnen mitteilte, dass er ein Sanginer sei und die Kunst der unblutigen Wundheilung und der Knochenheilung unterrichtete, zeigte er weder Stolz noch Bescheidenheit
    Hinter den Hallen der Heiler befanden sich mehrere große Gebäude mit dem Speiseraum und den Unterrichtsräumen sowie zwei weinumrankte Schlafhäuser — eins für die Jungen und eins für die Mädchen. Die Fenster der Schlafhäuser waren klein, die Türen breit. Ellowen Mayn forderte die neuen Schüler auf, ihr Gepäck hineinzustellen. „Eure Zimmer sind gerichtet, an den Türen stehen eure Namen." An Torina gewandt, sagte er: „Ihr werdet heute Nacht im Gästetrakt des Krankenhauses untergebracht werden, gnädige Frau."
    Gnädige Frau. Wie erfrischend. Ich sollte öfter als gewöhnliche Frau reisen.
    Während die jungen Leute ihre Zimmer aufsuchten, stand Torina mit Ellowen Mayn vor dem Haus und versuchte, die Quelle ihrer unguten Empfindungen aufzuspüren. Sie hatte gehört, die Sanginer könnten hellsehen. Ob er ihre Gedanken kannte? „Es ist immer ein Freudentag, wenn neue Schüler ankommen", sagte der Heiler. „Geschieht das oft?"
    Jeden Monat fangen einige hier an. Nicht so viele, wie im

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