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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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rechtzeitig vor einer Gefahr zu warnen?"
    „Natürlich nicht", erwiderte Hester. „Das Gesetz ist in diesem Punkt ganz eindeutig."
    Königin Torina erhob sich. „Zweifellos könnt Ihr Euren Standpunkt auf uralte Gesetze stützen. Was aber, wenn ich Euch heute etwas Wichtiges mitteilen könnte?" „Die Gesetze sind eindeutig", wiederholte Hester und erhob sich gleichfalls, „und sie waren schon eindeutig, bevor Ihr auf die Welt kamt, Majestät." „Und wenn das, was ich Euch zu sagen hätte, wichtig wäre für die, die heute leben oder die erst geboren werden? Ich kann nicht sehen, worin die Gefahr besteht, aber ich spüre, dass sie ernst ist." „Wenn das so ist, werden die Heiler es wissen", antwortete Hester.
    Die Königin sah von Hester zu Renaiya und zu Desak. „Wisst Ihr nicht, Dradin Hester, dass ein starrer Geist schlimmer ist als das unbeugsame Gesetz, das er verteidigt?"
    „Nein, gnädige Frau. Von wem stammt dieser Satz?" „Von Eurer Königin." Torina griff nach ihrem Kopftuch. Dann verschwand sie mit einem kurzen Abschiedsgruß durch die Tür.
    Renaiya sprang von ihrem Stuhl, ab wollte sie hinter der Königin herlaufen. Hester versperrte der kleinen Frau den Weg. Lasst sie gehen." „Aber sie . .."
    „Sie ist fort. Ihr enttäuscht mich, Ellowen. Sich von einer Barbarin so in Unruhe bringen zu lassen."„Sie ist die Königin, Dradin Hester. Die Frau unseres rechtmäßigen Königs."
    «Welcher König lässt sein Volk vor der Tochter des Mannes knien, der einst Bellandra eroberte? Auch wenn Torina unsere Königin ist, ist sie doch die Tochter Kareeds." Hester beobachtete die Wirkung ihrer Worte. Bei der Eroberung Bellandras hatte Renaiya einst ihren Liebsten verloren. Seitdem war sie bemitleidenswert zerbrechlich, wenn auch hoch begabt. Ellowen Renaiya galt als eine Mystikerin mit unübertroffenen Fähigkeiten. Aber schwach. Oft musste sie sich einen ganzen Tag zur Kontemplation zurückziehen, weil sie, eine Ellowen, sonst erkrankte! „Und", setzte Hester eilig hinzu, „welcher König lässt seine Heimat Teil eines eroberten Reichs werden?"
    „Aber wenn sie Recht hat, Dradin?" Renaiya war bleich geworden. „Auch ich habe gespürt, dass hier etwas nicht stimmt"
    „Vielleicht lassen Eure Kräfte nach, Ellowen." „Wir können das Verschwinden der Tezzarine nicht ignorieren!"
    „Warum haltet Ihr an diesen Vögeln fest, wenn Ihr Euer Scheitern nicht verkraften könnt?", erwiderte Hester. Die Oberdradin konnte nicht verstehen, warum die Ellowen so an ihren kostbaren Tezzarinen hingen. Es sind doch nur Vögel. Vögel fliegen eben manchmal fort. Da die Draden den heiligen Kreis der Bäume nicht überschreiten durften, hatte Hester die Tezzarine nur von weitem gesehen, wenn sie in luftiger Höhe ihre Kreise zogen. Sie waren in der Tat etwas Besonderes - strahlend schön mit perlweißen Flügeln, in denen sich das Sonnenlicht spiegelte. Doch Hester wusste nichts von dem zwischen den Ellowen und den Tezzarinen bestehenden Band. „Seid Ihr Heiler nicht dafür ausgebildet, das anzunehmen, was um Euch geschieht." Renaiya sah aus, als würde sie gleich weinen. Desak legte eine Hand auf ihre Schulter. „Meine liebe Renaiya", sprach er, „Furcht bringt niemals die Wahrheit ans Licht."
    „Ganz recht", sagte Hester. „Wünscht jemand Tee? Dra Jem möchte ihn uns servieren."
    Torina stand an dem schmalen Fenster in Saras Zimmer. Warum ist die Burg wie ein Kloster eingerichtet? Die grauen Decken auf dem schlichten Bett waren straff unter die Matratze geschlagen. Sonst gab es nur eine einfache Kommode, einen Schreibtisch, ein Bücherregal, eine
    Waschschüssel, einen kleinen Spiegel und einen Vorrat an Kerzen. Sara, die nicht zu Luxus neigte, war wahrlich Besseres gewöhnt.
    Aber sie hatte sich nicht über das Zimmer beschwert. Sie hatte mit ihrer Mutter gestritten, denn Torina hatte ihr von ihrer bösen Vorahnung erzählt und ihr berichtet, wie sie vom Rat behandelt worden war. Sie wollte, dass Sara mit ihr zurückreiste. Doch diese war fest entschlossen zu bleiben und wie ein Trianer tanzen zu lernen. Torina betrachtete ihre Tochter und prägte sich ihr Bild ein: die großen, unruhigen Augen, die zarte Haut über den markanten Gesichtszügen, ihre rastlose Art. „Sara", sagte sie, „vielleicht findest du heraus, was es mit der Gefahr auf sich hat." „Ich? Ich bin doch keine Seherin." „Das ist auch nicht nötig. Sieh dich einfach um und achte auf alles, was dir auffallt."
    „Aber ich spüre nicht, wenn

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