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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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soll."
    Lowen Gamber sah sie durchdringend an. „Selbst der niedrigste Novize muss die gängigsten Heilpflanzen kennen, gleich, welche Gabe ihm zugesprochen wird", sagte sie und zwinkerte Sara verärgert aus grauen Augen an. „Bitte nimm wieder Platz."
    Mit brennenden Wangen ging Sara mit Dorjan zu ihrem Pult zurück. Sie schlug das Buch auf und blätterte unwillig die Seiten um, die mit Abbildungen verschiedener Blätter, Wurzeln und Blumen gefüllt waren. Sie wollte tanzen lernen wie ein Trianer und nicht über Pflanzen brüten.
    Lowen Camber sprach eintönig weiter und wies sie auf bestimmte Seiten hin, auf denen Kräuter zu sehen waren, die um diese Jahreszeit im Wald zu finden waren. Dann wurde den Schülern Henkelkörbe ausgegeben. „Bis zur Mittagsglocke müsst ihr zurück sein", befahl Lowen Camber. „Am Nachmittag wird euch Ellowen Mayn die Grundlagen des Knochenheilens erklären." Sie sah zu Sara hinüber. „Auch das ist eine Kunst, die jeder Schüler der Burg erlernen muss." Sara hätte am liebsten die Augen verdreht. Kräuterkunde und Knochenheilen, wie langweilig. Wann würde sie endlich in die Halle der Tänzer kommen? Als sie an Dorjans Seite aus der Tür drängte, fragte sie sich, wo Bern war. Vielleicht nahm er an einem Kurs für Draden teil.
    Auf glitzernden Quarzwegen machten sich die Schüler zum Wald auf. „Ich gehe, so weit ich kann, und bin dann zum Läuten wieder zurück", sagte Dorjan. „Kommst du mit?"
    Sara nickte und bemühte sich, mit ihm Schritt zu halten. „Dann erzähl mir doch, was passiert ist", sagte sie.
    „Warte." Dorjan fiel etwas hinter die anderen Schüler zurück und schlug sich in westlicher Richtung zwischen die Bäume. Sara folgte ihm. Dorjan bewegte sich mit einer Sicherheit, als wüsste er genau, wohin er ging. Merkwürdig. Sie waren doch beide am selben Tag in der Burg angekommen. Sara hatte noch keine Zeit gefunden, die Gegend zu erkunden, obwohl sie gern zu den Bäumen gegangen wäre, die von den Heilem heilig gehalten wurden - uralt, von Zaubersiegeln bewacht Ellowen Mayn hatte erzählt, im Burgwald gäbe es sieben spiralförmig ineinander verlaufende Baumreihen und niemand, der nicht offiziell zur Burg gehörte, könne über den ersten Ring hinausgelangen. Schüler konnten bis zum fünften Ring, Lowen bis zum sechsten. Doch nur der, der die Weihe der Ellowen erfahren und damit die höchste Entwicklungsstufe seines Gen erreicht hatte, konnte den siebten Ring überschreiten. Sara hatte zu verstehen versucht, was mit der Ellowenweihe gemeint war, aber die Ellowen gaben nur vage Auskunft darüber. „Die Ellowenweihe verbindet uns mit allem, was Leben ist... die Weihe entwickelt unser Gen für den Dienst am Nächsten ..." Sara konnte sich nicht vorstellen, dass Lowen Camber die mystischen Höhen einer solchen Weihe empfinden konnte. Wie es wohl sein mag, als einzige Lehrerin in der Burg der Heiler zu leben, die kein Ellowen ist?
    Der Wald zog sich sanft hügelaufwärts. Dorjan ging so schnell, dass sie außer Atem kam. Schon bald sah sie
    eine Reihe riesiger Bäume, deren Stämme fünfzig Mal dicker als Sara waren und deren mächtige Aste einen schattigen Baldachin unter der Sommersonne bildeten.
    Dorjan schritt ohne Zögern zwischen zwei großen Bäumen hindurch, und als Sara ihm folgte, spürte sie einen leichten Ruck, als würde sie ein dichtes Netz von Spinnweben durchbrechen.
    „Warte", rief sie leise. Dorjan wandte sich um. „Warte einen Moment. Ich will endlich wissen, was passiert ist. Wie bist du durch die Siegel des Schlafhauses gekommen? Warum warst du bei mir im Zimmer?" Dorjan, der neben einem alten, borkigen Baum stand, schien eins zu sein mit dem Wald. „Warum haben wir denselben Traum geträumt?", fragte er zurück. „Dann erinnerst du dich? Du hast ihn auch gesehen. Diesen Vogel?" „Er war kaum zu übersehen." „Ich verstehe nicht", sagte sie, „wie bist du ...?" „Kommst du?", fragte er und ging weiter, ohne ihre Antwort abzuwarten. Sara eilte ihm nach, am liebsten hätte sie ihm ihre Frage hinterhergeschleudert, doch sie schwieg, weil sie die friedliche Stimmung des Waldes nicht stören wollte.
    Dorjan ging weiter bergauf, wo die Bäume kleiner wurden, und wandte sich nach Westen in Richtung Meer. Sie überschritten noch einmal den ersten heiligen Ring, als er ihren Weg nach Westen kreuzte, und verließen den Wald, bis sie zu einem das Bellanmeer überblickenden Felsvorsprung kamen. Dort ließ Dorjan sich nieder und ließ seine Beine

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