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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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meine Träume eindringen, solange ich den Traumwenstein bei mir habe." Er zog die Augenbrauen hoch. „Er ist nicht in deinen Traum eingedrungen, sondern du in seinen." Sie verstand nicht, was er meinte. „Und was ist morgen? Was passiert mit Devin? Wie kann ich ihn schützen?" „Hat dir das niemand beigebracht?", fragte er leise. „Nein, nichts. Ich weiß nur, dass Lord Morlen ein Ebrowen ist."
    Er nickte. „Und doch besitzt du den Traumwenstein." Hundert Fragen standen in seinen Augen. „Darf ich den Stein benutzen?", fragte er.
    Er hatte sie durch die grauen Flure geführt und Devin aus Lord Morlens Traumgefängnis befreit. Bereitwillig überließ sie ihm den Stein. Der junge Mann kniete sich neben Devin ins Gras. „Schließe deine Augen", sagte er sanft. Devin gehorchte.
    Der junge Mann legte den Stein auf Devins Stirn. „Beim Licht des Wen, der Traumwenstein möge die Spuren des Ebrowen löschen." Der Stein glühte kurz auf und warf sein goldenes Licht über Devins Gesicht. Dieser atmete gleichmäßig mit geschlossenen Augen. „Schlaft er?“, fragte Maeve.
    „Wir schlafen", korrigierte er sie. „Er schläft besonders tief. Kein Ebrowen kann ihm jetzt in seine Träume folgen, außer er blickt ihm wieder in die Augen, wenn er «nach ist." Er gab ihr den Stein zurück. „Aber - wo sind wir? Wer bist du? Können wir hier bleiben?"
    „Solange wir schlafen, können wir bleiben." „Und wenn wir aufwachen, sind wir in Sliviia?" Maeve wollte nicht fort von diesem Ort, dessen Frieden sie mit zärtlicher Hand berührte und wo die nahen Sterne ihr silbernes Licht freigebig über die Auen warfen. Der junge Mann beugte sich zu ihr und sah ihr tief in die Augen. „Sliviia", sagte er und dann war er verschwunden. Dort, wo er gestanden hatte, war nur mehr silbernes Sternenlicht zu sehen.
    „Wartet", rief Maeve. Sie wollte ihn noch so viel fragen. Wo war er? Woher kam er? Sie wusste nicht einmal seinen Namen. Doch sie bekam keine Antwort, nur das Sternenlicht glitzerte um sie her. Maeve drehte sich zu Devin um und streichelte die Schnitte auf seiner Wange. Seine Haut fühlte sich kalt wie die Wände in den Fluren an. Sie sah zu den nahen Sternen empor und flehte um ihr warmes Licht. Bestimmt konnten sie etwas von ihrer Wärme abgeben? Sie brauchte nur ein wenig davon. Als sie das Sternenfeuer auf Devins Gesicht lenkte, wurden ihre Hände warm. Sie lauschte dem Traumwenstein und summte dem Jungen seine Melodie vor.
    Zitternd erwachte Dorjan. Er sprang aus dem Bett und streifte unruhig durch die stillen Flure des Schlafhauses. An der Eingangstür wurde er von Ellowen Renaiyas Zaubersiegel aufgehalten. Er lenkte sein Gen gegen den Zauber und bannte ihn. Dann stieß er die Tür auf und rannte in die mondhelle Nacht hinaus. Er streckte seine Hände zum Sternenhimmel empor. Die Sterne! Könnte er nur ihrem Licht folgen und zu dem Mädchen gelangen, das er in seinen Träumen gesehen hatte. Sliviia. Und sie besaß den Traumwenstein. Cabis hatte seinem Sohn erzählt, dass er den Traumwenstein in Sliviia, bei einer Frau, die er liebte, zurückgelassen hatte. Das Mädchen aus seinem Traum hatte erzählt, sie hätte ihn gestern erst ausgegraben und ihre Mutter hätte ihr gesagt, wo er sei. Ihre Mutter. Sie vergrub ihn. Ist der Stein vergraben, ruht auch seine Kraft.
     
    Ist dieses Mädchen vielleicht meine Schwester? Ihre Augen glichen den Augen meines Vaters. Und meinen Augen. Nein, das ist unmöglich. Sie sieht kaum  älter aus als ich. Und  wenn Cabis in Sliviia ein Kind gezeugt hätte, hätte er  mit Sicherheit davon erzählt. Aber vielleicht wusste er gar nichts davon. Meine Schwester. Dieser Gedanke ließ Dorjan nicht mehr los. Und ihr nach so vielen Jahren durch Zufall in einem Traum zu begegnen. In den Fluren des Schattenkönigs, in derselben Nacht aber aus unterschiedlichem Anlass ...
    Leise Schritte näherten sich. Es war Ellowen Renaiya. Sie legte ihre zarte Hand auf seinen Arm. „Dorjan? Wie bist du durch das Zaubersiegel gekommen?" Er sank zu Boden und verbarg seinen Kopf in den Händen. Er wollte, dass sie fortging, und fragte sich, warum sie mitten in der Nacht hier draußen war. Seine Angst wuchs, als er an das Mädchen im Traum dachte, die unermüdlich nach einem Kind gesucht hatte und die durch die Kraft ihrer Liebe in das Reich des Schattenkönigs geraten war.
    Der Schattenkönig. Dorjan konnte nicht vergessen, was ihn dorthin geführt hatte. „Ellowen, warum greift der Schattenkönig die Burg der

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