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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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wieder", sagte Bern mit seinem strahlendsten Lächeln. „Wenn ich dich nicht sehe, raubt mir das meinen ganzen Frieden."
    Dorjan beendete seine Verschmelzung mit Sara und richtete sich groß auf. Er starrte Bern aus zusammengekniffenen Augen an. „Das raubt dir deinen Frieden? Was für einen Frieden kannst du schon haben?", fragte er und Renaiya hörte die Verachtung in seiner ruhigen Stimme. Zerreißt er etwa das Netz eines Charmal? Ist Dorjan stärker als alle meine Fähigkeiten?
    Bern erhob sich. Er lächelte und winkte Sara zu, ohne auf Dorjan zu achten. „Wir unterhalten uns später, wir beide", sagte er zu Sara.
    Renaiya hörte im Geist die Stimme von Ellowen Tays. „Wer sich gegen einen Charmal stellt, zieht seinen Hass auf sich. Er wird unermüdlich daran arbeiten, den anderen ins Unglück zu stürzen. Charmale sind furchtbare Feinde und niemand kann daran etwas ändern. Denn wer sich ihnen unterwirft, dem rauben sie alle Kraft."
    Renaiya, die nur wenige Bissen gegessen hatte, verließ erschöpft den Speisesaal. Ihr war wirr im Kopf, und sie fühlte sich unfähig, ihre Gedanken zu ordnen. In diesem Zustand konnte sie unmöglich vor Draden Hester und Ellowen Desak treten. Sie suchte Dra Jem und teilte ihm mit, das Treffen zur Ernennung der drei Novizen müsse bis zum nächsten Abend verschoben werden.
    Sara erwachte früh. Die Dunkelheit lag wie ein Druck auf ihr. Als sie aus dem Fenster schaute, stellte sie
    erleichtert fest, dass es dämmerte, obgleich sich am Himmel nur ein matter Lichtstreifen zeigte, der den dicken Bodennebel noch nicht durchdrang. Sie wusste, dass der Zauber, der die Türen versiegelte, immer sehr früh aufgehoben wurde. Rasdos zog sie sich ihre schlichte Novizenkleidung über und schlich aus dem Schlafhaus, ohne einem Menschen zu begegnen. Zügig durchquerte sie den Garten unter ihrem Fenster und eilte auf die Bäume zu. Der Nebel hüllte sie fast vollständig ein. Nach kurzer Zeit hatte sie den ersten heiligen Ring überschritten. Auf einer verwilderten Lichtung ließ sie sich auf einem Stein nieder. Vögel, vom Nebel verborgen, kreischten unheimlich. Sie genoss es, den strengen Ritualen und Regeln der Schule ein Weilchen entkommen zu sein. Ob sie, Dorjan und Bern heute ihre Gaben erfahren würden? Wenn Ellowen Renaiya wirklich eine so große Mystikerin ist, wird sie mir die Gabe der Trianer zusprechen.
    Sie hörte Schritte. Ellowen Renaiya trat auf die Lichtung. In ihrem silbernen Umhang sah sie aus wie ein Geist. Sa ras erster Gedanke war, die Ellowen habe ihr nachspioniert.
    Doch Renaiya schien nichts um sich wahrzunehmen. Mit flatterndem Umhang ging sie auf und ab, ihr mausgraues Haar hing ihr wirr ins Gesicht. «Was soll ich tun?", fragte sie im Selbstgespräch. Flehend hob sie die Anne. Dann sank sie auf den feuchten Erdboden der Lichtung, legte sich flach hin und rührte sich nicht.
    Sara sprang von ihrem Stein, kniete neben ihr nieder und rieb ihre eiskalte Hand.
    Renaiya zuckte zusammen und schlug ihre braunen
    Augen auf. „Sara? Was machst du hier?"
    „Ich bin früh aufgewacht."
    „Aber was machst du hier draußen?"
    „Geht es Euch wieder besser?"
    Die Ellowen setzte sich auf. „Mit mir ist alles in Ordnung. Ich brauche nur ein bisschen Ruhe." Sara hockte sich auf ihre Fersen. „Warum mögt Ihr mich nicht?", brach es aus ihr heraus. „Wieso?"
    „Ihr wisst, wer ich bin, nicht wahr? Ihr wisst, wer ich bin."
    „Als Mitglied des Rats musste ich es wissen. Ich wünschte, ich hätte es nie erfahren." „Aber warum?"
    Ellowen Renaiya war beinahe so bleich wie der Nebel, der vom Boden aufstieg. „Ich musste durch die Taten deines Großvaters so viel erleiden." „Aber damit habe ich nichts zu tun. Ich war damals noch nicht einmal auf der Welt." Saras Ton hatte eine Schärfe angenommen, wegen der sie schon ungezählte Mal getadelt worden war. Aber sie tut mir Unrecht. „Du hast nichts und alles damit zu tun. Die Wahrheit ist, ich wünschte, die Welt wäre, wie sie früher einmal war." „Weil Bellandra vor der Eroberung durch Archeid so vollkommen war?" Sara konnte kaum ihren Arger unterdrücken. Zornig sagte sie: „Und der Rest der Wahrheit ist, dass Bellandra wehrlos war vor lauter leeren Ritualen - wie die Rituale hier in der Burg!" Sie sprang auf die Füße und stampfte mit hochrotem Gesicht davon. Wieder einmal hatte sie etwas in den Schmutz gezogen, was anderen wichtig war. Was sollte sie hier in der Burg der Heiler? Ich habe noch nie etwas geheilt, ich habe die

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