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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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weiter, da wir weder Lowen noch Ellowen sind."
    „Das behaupten sie", sagte Bern und streichelte ihr
    übers Haar. „Aber vielleicht wollen sie nur feststellen,
    ob du gehorsam bist."
    „Du meinst, es ist nur ein Verbot?"
    „Versuch es doch", drängte er und beugte sich vor und
    küsste sie aufs Ohr.
    Sara legte eine Hand auf die Rinde des Baumes, der am nächsten stand. Er fühlte sich - weise an. Langsam schritt sie in die Lücke zwischen zwei Bäumen. Die Luft fühlte sich fest und dicht an.
    Bern lächelte sie liebevoll an. „Erinnerst du dich, was uns der alte Narr Mayn am ersten Tag beigebracht hat - wie wir unser Gen kontrollieren können?" Sara achtete Mayn. Sie mochte nicht, wie Bern über ihn sprach. Trotzdem nickte sie - natürlich erinnerte sie sich. Sie hatte es seitdem immer wieder geübt. „Leite dein Gen durch das Zaubersiegel", sagte Bern. Darf ich das?, überlegte Sara. Die Ellowen hatten nie gesagt, die Schüler dürften nicht weiter als bis zum sechsten Kreis, sie hatten nur gesagt, sie könnten es nicht Sie schloss die Augen, sammelte ihr Gen und schickte es hinaus. Als es auf das Zaubersiegel traf, fühlte es sich
    an. als ob sie gegen ein dickes Stück Stoff drücken wurde. Sie schickte mehr Gen gegen das Hindernis und stellte sich vor, wie der Stoff zerriss. Das Zaubersiegel gab nach.
    „Ich wusste, dass du es schaffst!", sagte Bern und legte ihr seine Hand auf die Schulter. Er folgte ihr durch die schmale Lücke. Einen Augenblick lang empfand Sara eine bleierne Müdigkeit. Doch als er sie wieder losließ und neben ihr stand, war die Müdigkeit verflogen. „Willst du mir nicht endlich sagen, was wir hier wollen?", fragte sie. „Wir sind fast da."
    In diesem Teil des Waldes gab es weniger Baume, dafür viele Felsen und dichtes Unterholz, das an manchen Stellen über den Weg wucherte. Sara empfand eine gewisse Scheu, auch wenn sie nicht wusste, warum. Lag das an der Luft, die so wundersam rein duftete? Vor ihr blieb Bern stehen. „Hier ist er", sagte er, „der siebte Kreis."
    Sie hatten die Letzte der alten Baumreihen erreicht, den letzten Kreis innerhalb der heiligen Kreise. Sara reckte den Kopf, um zu den Baumwipfeln hinaufzusehen. „Es wird behauptet, niemand könne den siebten Kreis durchschreiten, ohne die Weihe der Ellowen empfangen zu haben", sagte Bern und winkte ihr zu. Irgendwie wirkte das Winken unpassend.
    „Du glaubst doch nicht, dass ich auch durch diesen Kreis gehen kann?"
    „Natürlich. Die Zaubersiegel der Ellowen können dich nicht aufhalten. Hier, nimm meine Hand. Die Liebe überwindet alles." Er drückte ihre Hand. „Wir besitzen doch die Kraft der liebe?" Sara spürte die Wärme in ihrem Inneren. Ja." „Also, warum versuchen wir es nicht?", fragte er. „Wenn es stimmt, dass du den Ring nicht durchschreiten kannst, passiert ja nichts." „Wahrscheinlich hast du Recht" „Nur zu. Versuch es. Erprobe die Kraft der Liebe." Er ließ ihre Hand los und stieß sie sacht in die Lücke zwischen den beiden Bäumen.
    Sara ging langsam vor. Sie streckte ihre Hand aus und spürte das kraftvolle Gewebe des Zaubersiegels. Es kam ihr stärker vor als das Siegel am Eingang des Schlafhauses.
    „Versuch es", sagte Bern.
    Sara schloss ihre Augen und spürte der silbernen Sonne in ihrer Körpermitte nach. Sie wartete, bis sie mit überwältigender Kraft pulsierte, und stellte sich dabei vor, wie ihre Strahlen sich in ein blitzendes, scharfes Messer verwandelten, welcher das Zaubersiegel durchtrennen konnte.
    Eine Hand drückte gegen ihre Schulter. Sara stolperte
    nach vorn und öffnete ihre Augen.
    Ich habe den siebten Kreis durchschritten.
    Sie hörte Bern jubeln. „Du hast es geschafft!" Sie sah
    sich um.
    Die Blätter der Bäume schimmerten wie mit Perlmutt überzogen und die Luft war von einem Summen erfüllt. Ein Prickeln fuhr durch ihren Körper. Sie war sich nicht sicher, ob sie dieses Summen mit ihren Ohren wahrnahm. Es war ihr, als erklinge das Summen in ihrem Herzen. Am liebsten hätte sie gesungen, gewimmert, geflüstert, geweint und geschrien. Sie drehte sich zu Bern um und wollte sehen, wie er die ungewöhnliche Umgebung empfand. Doch dieser verhielt sich merkwürdig. Seine Mundwinkel waren zu einem Lächeln verzogen und doch schien er höhnisch zu grinsen und in seinen Augen war keine liebe. Sara starrte ihn an. Hatten sich die Ellowen eine Strafe ausgedacht für diejenigen, die den siebten heiligen Kreis durchbrachen? Einen Bann, der Bern plötzlich wie ein

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