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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Leben war, würde sie ihn daran erkennen.
    Sie sah zu den Bäumen hoch, über die sich das Mondlicht ergoss. Die Blätter schaukelten und tanzten, als hörten sie die Melodie ihres Steines. Schläfrig schloss sie die Augen.
    Und schon wurde sie von der Traumwelt ergriffen und in ein Gebäude mit aufgerissenen Decken geworfen. Sie sah Steine, die übereinander fielen und zerbarsten, die Wände um sie stürzten ein.
    Neben ihr war der junge Mann, den sie in den grauen Fluren gesehen hatte. Er deutete auf ein Mädchen mit wirrem Haar, das auf sie zurannte. Dann sah Maeve einen riesigen Vogel. Er flog dicht über dem Mädchen und war so schwarz, dass er die Sterne verdeckte. Der junge Mann ergriff das Mädchen. Maeve sah zum Traumwenstein hinab. Aus seiner Mitte strahlte ein goldenes Licht. Sie nahm ihn und streckte ihn dem Mädchen hin.
    Das unbekannte Mädchen richtete beide Hände auf ihn aus und saugte, ohne den Stein zu berühren, das goldene Licht in sich ein, bis sie selbst anfing zu strahlen. Dann drehte sie sich zu dem Vogel tun und tanzte mit einer zauberhaften Kraft, während goldene Kaskaden aus ihren Fäusten schössen.
    Der Vogel schlug geräuschvoll mit den Flügeln und segelte davon.
    Der junge Mann drehte sich zu Maeve um und sagte: „Bitte. Ich muss dich etwas fragen . . "Doch in diesem Augenblick erwachte sie. Sie war wieder in dem kleinen Wald. Der Traumwenstein lag in ihrer geschlossenen Faust. Devin und Jasper schliefen, sie atmete gleichmäßig und versuchte, sich zu beruhigen.
    Maeve dachte darüber nach, dass sie siebzehn Jahre lang unter Lord Indols Herrschaft gelebt und nichts anderes gekannt hatte als den Weg von seinem Badehaus zur Dachkammer. Auch damals hatte sie oft geträumt, aber einen Traum wie diesen hatte sie nie gehabt. Nun machte sie im Schlaf lange Reisen und musste sich, wenn sie wach war, vor Lord Morlen verstecken.
    Lord Morlen. Warum jagte er sie? Was wusste er von ihr? Er hat Markt über so viele Menschen wie ihm beliebt, und ich habe nur mich und meine beiden Freunde. Aber Maeve besaß etwas, das Lord Morlen nicht hatte. Sie besaß den Traumwenstein, und vielleicht war das der Grund, warum er sie verfolgte.

 
12
    Jasper lichte es. Maeves flinke Finger beim Nähen zu beobachten.
    „Nimm mit dein Daumen Maß", erklärte sie, „dann wird der Saum gerade. Die Hände musst du so halten." Sie hielt eine Hand über, die andere unter den Stoff. Er hatte bei jedem Stich den Stoff umgedreht. „Es hat keinen Zweck", seufzte Jasper, „meine Hände sind für etwas so Kleines und Spitzes wie eine Nadel einfach nicht geschaffen." „Du benutzt doch auch Angelhaken." Jasper schmunzelte. „Selbst der kleinste Angelhaken ist größer als eine Nähnadel. Mindestens so viel größer wie mein Daumen im Vergleich zu deinem Daumen." Sie hockten auf ein paar Felsbrocken an ihrem Lagerplatz. Devin war Fischen gegangen. Die Kutsche war zwischen den Bäumen versteckt. Jasper hatte versucht, alle Spuren zwischen der Landstraße und dem Lager zu verwischen. Auch wenn die abgelegene Straße kaum mehr als ein Pfad war, achtete er mit einem Ohr immer auf irgendwelche ungewöhnlichen Geräusche, denn er kannte die Gestreiften nur zu gut.
    „Ich nähe gern, Devin angelt gern und du kennst dich mit Haken und Feuer aus", sagte Maeve lächelnd und betrachtete ihre Arbeit.
    „Die Freien wissen, wie man ein richtiges Feuer macht.“
    „Ich verstehe nicht, wie du es so schichten kannst, dass kein Rauch entsteht. Wenn ich Feuer mache, raucht es immer."
    „Das kommt daher, weil du dich jeden Tag mit Wasser voll saugst. Feuer und Wasser vertragen sich nicht", sagte Jasper grinsend und drehte seinen Stoff um. „Dir würde ein Bad auch nicht schaden." „Ist es so richtig?" Er ließ seine Arbeit — ein Hosenbein für Devin - sinken und steckte die Nadel vorsichtig in den Stoff. Er reckte sich. Ja, so geht es."
    „Maeve, manchmal kommt es mir vor, als wüsstest du alles, was ich nicht weiß, und als hätte ich alles gesehen, was du nicht kennst. Wenn wir uns zusammentäten, stünde uns die ganze Welt offen."
    Maeve nähte weiter. „Aber dort, wo wir hingehen, ist keiner von uns je gewesen."
    „Wenn wir es schaffen.“ Es halte keinen Sinn, so zu tun, als sei das sicher.
    Maeve beugte sich tiefer über ihre Arbeit, auf ihrer Stirn zeigte sich ein leichtes Kräuseln. „Kommst du mit uns über das Minwendameer?“ „Was soll ich drüben im Osten. Ich bin Sliviiter."
    „Wenn es dir dort nicht gefiele,

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