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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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würde ich dir mein restliches Gold für die Rückfahrt geben." „Maeve, sieh doch endlich ein, dass wir das Gold nicht behalten dürfen. Wenn sie mich durchsuchen, bringen uns die beiden Delans nur in die Sklaverei. Oder in den Tod."
    „Dann nehme ich sie eben wieder." Sie war so eigensinnig, wenn es um das Gold ging. Am liebsten hätte er es in den Bach geworfen und zugesehen, wie es im Schlamm versinkt. Er war sein ganzes Leben ohne Delans ausgekommen, manchmal hatte er nicht einmal zwei Besaets besessen. Man konnte auch ohne Geld überleben.
    „Diesen Saum habe ich fertig", sagte er und stand auf. „Da kommt Devin." Der Junge winkte mit zwei dicken Fischen. Jasper klopfte ihm auf die Schulter. „Ich helfe dir beim Ausnehmen. Und dann nehme ich ein Bad." Maeve lächelte. „Ein Bad?"
    Ja. Für dich traue ich mich sogar ins kalte Wasser." „Singst du mir ein Lied vor, Maeve?", bat Devin und ließ die Fische auf einen Stein plumpsen. Maeve hielt ein Stück Stoff an ihr Bein und sang:
    Einst lebte ich zwischen Grenzen, niemand kannte mein wahres Gesicht. Doch jetzt zieh ich ins Land der Träume, dort gibts keine Grenze nicht. Geh mit mir, geh mit mir
    in den hellen Tag hinein, denn du bist mein Lieb, bist mein Sonnenschein.
    Jasper holte seinen größten Angelhaken hervor, um die Fische aufzuschlitzen. Maeves Stimme vertrieb alle Sorgen. Dieses Lied mochte sie anscheinend besonders gern. Jasper verstand die Bedeutung der ersten zwei Zeilen nicht genau, aber das „du bist mein Lieb, bist mein Sonnenschein" gefiel ihm. Maeve hatte ihm erzahlt, sie hätte das Lied von ihrer Mutter gelernt, die es wiederum von Maeves unbekannten Vater hatte. Aber Jasper stellte sich lieber vor, es sei für ihn geschrieben worden.
    Jasper schlenderte die staubige Landstraße entlang, die zu dem kleinen Dorf in der Nähe ihres Lagers führte. Er schlurfte, dass Staub aufwirbelte, hatte sein einfaltiges Gesicht aufgesetzt und seine Mütze tief in die Stirn gezogen. Im Dorfladen begrüßte ihn eine Frau mit flinken Augen, dieselbe, die ihm auch den Stoff verkauft hatte. „Aha, du hast deine Hosen geflickt", sagte sie. Jasper kratzte sich am Kopf und überlegte, was sie wohl sagen würde, wenn sie die große Tasche sähe, die Maeve auf die Innenseite seines Hemds genäht hatte. „Brauch Angelhaken. Die großen."
    Die Frau nahm drei große Eisenhaken aus einem Korb. „Ein Besaet für alle drei und einen kleinen obendrauf."
    Jasper wühlte in seiner Tasche nach einer Münze. „Wo angelst du?“, fragte sie. „Wo's Fische gibt.“
    „Ha! Wo es Fische gibt." Ihr gefälliges lächeln erstarb. „Dann guten Fang.“„
    „Nicht gerade viele Leute hier", sagte er und sah sich in dem leeren Laden um.
    „Seit die Gestreiften hier durch sind. Ich musste dabei zusehen, wie sie meine Waren durchwühlt haben. Sehe ich so aus, als ob ich ein paar ausgerissene Sklaven verstecken würde?" Bei ihren Worten spürte Jasper, wie ihm der Schweiß den Rücken hinunterlief. Er überlegte, ob Morlens Söldner so schlau gewesen waren, die Frau nach jemandem zu fragen, der Stoff eingekauft hatte. „Sie wollten wissen, ob wir ein Mädchen in einem blauen Kleid und einen Jungen mit frischen Schnitten gesehen haben. Ha - solche Leute würden nicht unbemerkt durch unser Dorf kommen." „Belohnung?", fragte Jasper.
    „Zwei Delans, so viel verdiene ich in zehn Jahren nicht" Sie nestelte an ihrer Schürze. „Die Gestreiften haben nicht auf mich gehört - habe Stunden gebraucht, hier wieder aufzuräumen. Kein Mensch weiß, wann sie wiederkommen."
    Als Jasper den Laden verließ, ging er zur anderen Seite aus dem schäbigen Dorf hinaus. Als er außer Sichtweite war, schlug er einen Bogen zum Lager, wo Maeve und Devin auf ihn warteten.
    Das neue Kleid stand Maeve gut. Der gelbe Stoff wirkte auf ihrer Haut wie die Sonne über einem reifen Weizenfeld. Auch Devins neue Hose und neues Hemd sahen gut aus. Maeve und Devin hatten keine Schuhe, aber das war nicht schlimm, denn die Ärmeren der Freigeborenen liefen oft barfüßig herum. Jasper warf einen Blick auf die Kutsche, die vom spätsommerlichen Blattwerk verdeckt war. Sein Fuhrwerk, das ihm noch eine Woche zuvor als die Erfüllung all seiner Träume erschienen war, war eine Quelle der Gefahr geworden. Er war sich sicher, dass die Straßen nach Mantedi gesperrt und alle Fuhrwerke durchsucht würden. Beim Essen dachte er über das Problem nach. Als die Dämmerung anbrach, sagte en „Wir müssen die Kutsche hier

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