Die Voegel der Finsternis
blitzten weiß. Maeve
wich zurück, wobei sie ständig versuchte, Devin zum Fortlaufen zu bewegen, doch der Junge klammerte sich an ihren Arm. „Goldenes Haar, hat Lord Morlen gesagt", fuhr der Zind fort, „und wenn das Mondlicht mich nicht täuscht, hast du goldenes Haar." Jasper wusste, er könnte in die Nacht eintauchen, nach Slivona zurückkehren und sein bisheriges Leben weiterfuhren. Er wusste, wo auf dem Anwesen von Lord Hering ein Goldschatz vergraben lag. Hatte er nicht alles getan, was er konnte? Maeves Glückssträhne war zu Ende.
So wenig wie das Wasser des Stroms zur Quelle zurückfließen kann, kann ich mich jetzt aus dem Staub machen. Er tastete nach seinen Angelhaken und wickelte mit bebenden Händen die zwei größten aus.
„Nicht weiter, Mädchen. Der Junge scheint dir am Herzen zu liegen. Noch ein Schritt, und ich schneide ihm die Kehle durch." Der Zind streichelte sein Messer. Jasper bewegte sich mit größter Vorsicht zu der Baumgruppe hinter dem Zind und hörte voll Hass die zynischen Worte des Mannes.
„Maeve", sagte der Zind, „so heißt du doch? Die Belohnung fällt höher aus, wenn ich dich lebendig bei Lord Morlen abliefere." Er ließ die Zügel fahren. „Aber wenn du erst sein bist, mein hübsches Täubchen, habe ich keine Möglichkeit mehr, deine Federn zu streicheln." Jasper stürzte nach vorn und schlug einen Haken in die Flanke des Pferds. Das Tier bäumte sich auf und stürmte davon. Bevor der Zind sich umdrehen konnte, war Jasper schon hinter ihm und rammte ihm den Fuß in die Kniekehlen. Der Zind ging zu Boden, drehte sich aber sogleich zur Seite, um aufzustehen, und schlug mit dem Messer um sich. Jasper stürzte sich auf ihn und hieb ihm den anderen Angelhaken in die Augen. Der Zind schrie gellend auf, ließ das Messer fahren und schlug die Hände vor das Gesicht. Jasper griff nach dem Messer, stieß es dem Zind in die Brust und rollte sich ein Stück fort von dem schrecklichen Anblick und vom Stöhnen des Sterbenden.
„Da hast du deine Belohnung", sagte Jasper. Er lag mit dem Gesicht zum Boden und presste seine Wange gegen das raue Erdkissen. Er keuchte und wunderte sich, warum er kaum noch Luft bekam. Er hörte Fortunas entsetztes Schnauben und das Stampfen ihrer Hufe, er hörte Maeve, die mit bebenden Worten das Pferd beruhigte, und Devin, der fragte: „Ist er tot?" Eine zitternde Hand strich Jasper über die Haare. Jasper. Alles ist gut, Jasper. Leg deinen Kopf in meinen Schoß. Du verletzt dir noch das Gesicht Devin, mein Schatz, hol ein Stück Stoff und tauche es in den Bach."
Jasper rollte sich auf den Rücken. Er ließ zu, dass sie seinen Kopf in ihrem Schoß barg und sein Gesicht mit ihrem Ärmel abtupfte. Dabei hörte sie nicht auf, ihm übers Haar zu streicheln. „Danke, Jasper. Danke."
Devin kehrte mit einem tropfnassen Lappen zurück. „Gib mir deinen Arm, Jasper", sagte Maeve. „Nein, den anderen Arm." Er besah sich den Arm, den sie wollte. Eine klaffende Wunde, aus der im Mondlicht Blut wie schwarze Tinte floss.
„Mehr Wasser, Devin", sagte Maeve und tupfte das Blut auf. Jaspers Fleisch erwachte und er spürte einen stechenden Schmerz im Arm.
„Wenn du sie sauber gemacht hast, musst du sie fest verbinden", sagte er. Ja."
„Ich musste ihn aufhalten", flüsterte Jasper. Sie fuhr fort, seine Wunde zu säubern. „Wir müssen gehen", sagte er, Jetzt sofort." „Bald. Jetzt ist alles still, Jasper. Es ist niemand mehr da." Gespannt lauschte er in die Dunkelheit, aber er hörte nur das Raunen der Bäume, das leise Plätschern des Baches und das Rascheln eines Tieres. Die Außenwelt war über sie hereingebrochen, aber nun herrschte wieder friedliche Stille. „Singst du mir ein Lied vor, Maeve?"
Sie begann mit sanfter Stimme:
... Geh mit mir, geh mit mir in den hellen Tag hinein, denn du bist mein Lieb, bist mein Sonnenschein.
Ihre Stimme gab ihm Sicherheit und vertrieb seine Qual.
Orlo fühlte sich wohl, obgleich sein Magen leer und sein Körper vom Reiten wund war. Morlens Soldaten hatten ihn Reiten gelehrt, indem sie ihn einfach aufs Pferd gesetzt und ihn gewarnt hatten, nicht herunterzufallen. In den ersten Tagen auf dem Weg nach Mantedi war Orlo bis zur letzten Reihe der Zinds zurückgefallen. Jetzt hielt er sich so gut auf seinem Pferd, dass er hinter Lord Morlen reiten konnte, und darauf war er stolz.
Vom Pferderücken aus gab es auf dieser Reise nach Norden viel zu sehen. Orlo beobachtete mit Freude den Wechsel der Landschaften: Wälder,
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