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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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Augen, die zu sagen schienen, sie würden nie aufhören, Sara zu jagen. Das war knapp. Dorjan blickte auf Sara. Eine Firanerin, hatte Ellowen Renaiya sie gedeutet, eine Seelenkriegerin. Dorjan zweifelte nicht mehr daran, dass der Schattenkönig von Saras Macht wusste und sie sich nehmen wollte.
    „Willkommen im Platanenhain", sagte er zitternd. Der lebendige Frieden dieser Traumlandschaft leuchtete aus jedem Blatt, in jedem Samenknäuel, in den weißen und gelben Schattierungen der Rinde und in der Stille des Himmels. Ein einzelner, mächtiger Baum wachte über die übrigen Bäume. Er ragte in ungekannte Höhen, breitete sein Astwerk aus und erfüllte die Luft mit dem Duft seines Holzes. Dorjan ging zu der großen Platane und berührte sie. Er ließ sich an ihr nieder, um sich auszuruhen. Ihm gegenüber stand Sara, sie hatte sich an einen anderen Baum gelehnt und ihre Wange an seinen Stamm geschmiegt.

 
15
    Lowen Camber traf Bern vor dem Grenzhaus der Heiler. Nervös sah sie zu Boden.
    „Du musst dich nicht verstellen, Cam", sagte Bern und schwenkte den Dradenschlüssel. „Ich bin ein offizieller Dra, von Ellowen Renaiya persönlich benannt. Jetzt, da sie tot ist, kann mir niemand meine Position streitig machen." Er grinste höhnisch. Camber wünschte, sie könnte Bern offen ins Gesicht schauen. Sie wünschte, sie allein wäre ausersehen worden, die Silbergrenze zu zerstören. Die Fähigkeit dazu besäße sie — war ihr nicht immer alles gelungen, was sie anfasste? Aber, wie üblich, war sie übergangen worden und musste sich nun mit diesem arroganten jungen Mann abgeben, der schon alles zu wissen meinte und ihr keinen Respekt zollte.
    Bern war zweifellos gut vorbereitet. Immerhin hatte er das Glück gehabt, schon als Kind von einem berühmten Ebromal entdeckt worden zu sein. Sie selbst hatte das erste Mal einen Ebromal zu Gesicht bekommen, als sie schon ihr halbes Leben in der Burg der Heiler verbracht hatte. Ihr halbes Leben! Eine elende Zeit, in der sie nur so viele Heilergeheimnisse hatte lernen dürfen, wie die Ellowen bereit waren, ihr zu offenbaren. Und obwohl ich die Kräuterkundeschneller als alle anderen Schüler gelernt habe, obwohl ich alle anderen überflügelt habe, wollte mich niemand einem Ellowen ebenbürtig stellen. Camber war sich sicher, dass sie niemals hätte unterrichten dürfen, wenn die Heiler nach dem Tod von Ellowen Brogan stau ihrer einen kräuterkundigen Ellowen gehabt hätten. Nur aus Not hatte das Kollegium sie genommen, weil sie dringend jemanden brauchten, der eine neue Generation begabter Phytosener unterrichtete. Trotzdem verliehen sie ihr nicht den Status einer Ellowen und lächelten jedes Mal nachsichtig, wenn sie das Thema anschnitt. Die Ellowenweihe ist eine Frage der Erfahrung. Wenn du genügend Erfahrung gesammelt hast, werden wir es wissen. Wir wollen die Dinge nicht überstürzen. Camber hasste ihre herablassende Art Sie hasste es, von den wichtigsten Versammlungen ausgeschlossen zu sein, an den Unterweisungen im Grenzhaus nicht teilnehmen zu dürfen und immer am Rand zu stehen, egal wie oft sie ihre außerordentlichen Kenntnisse und Fähigkeiten schon unter Beweis gestellt hatte. Aber eine wichtige Unterweisung, die gewöhnlich nur Ellowen zuteil wurde, hatte sie doch erhalten. Auf Veranlassung von Dradin Hester hatte Ellowen Mayn ihr widerstrebend gezeigt, wie der Zauber der Unsichtbarkeit funktionierte, damit sie beim Verbergen der Burg helfen konnte. Das war sein Fehler.
    Mit diesem Wissen hatte Camber den schwarzen Unsichtbarkeitszauber entwickelt - ein rauchiges Trugbild, das selbst die Ellowen täuschte. Und das hatte die Aufmerksamkeit des Obersten Ebromal von Bellandra erregt! Er hatte sie gedrängt, ihr Können weiterzuentwickeln, bis sie den schwarzen Unsichtbarkeitszauber auch auf Lebewesen anwenden konnte - sogar auf entferntere Lebewesen - und natürlich auch auf einen Tezzarin. Waren die Tezzarine erst einmal mit dem schwarzen Unsichtbarkeitszauber belegt, konnten sie von Gehilfen des Ebromal ergriffen werden, ohne dass diese einen Fuß auf das Gelände setzen mussten. Die Vögel wurden direkt in das Schattenreich gezogen und dort dem Schattenkönig übergeben. Ich hätte sie alle bekommen, wenn die Ellowen nichts bemerkt hätten. Mit vereinten Kräften haben sie den Leittezzarin mit einem Schutzzauber umgeben. Und dann stiehlt mir dieser Neue, dieser siebzehnjährige Schnösel namens Bern meinen Triumph, indem er den Schutzzauber zerstört. Und ich bin

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