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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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die Welt gebracht." Sara strich mit dem Finger über die Kerzenflamme, bis Dorjan meinte, sie müsste sich daran verbrennen. Sie blickte zu ihm auf. „Wenn der Schattenkönig uns im Schlaf angreift und der Traumwenstein seine Kraft in Träumen entfaltet, könnte er uns beim Kampf gegen den Schattenkönig nicht helfen?" Dorjan konnte kaum glauben, was er hörte. Dachte sie wirklich daran, gegen den Schattenkönig zu kämpfen? „Renaiya muss deine Gabe richtig gedeutet haben", sagte er. „Du bist eine Seelenkriegerin." Saras Haare fielen wirr über ihre Schultern. Sie streckte ihren Finger wieder in die Kerzenflamme. „Er greift uns doch an, warum sollen wir uns nicht wehren?" Sie stand auf und schaute Dorjan entschlossen an. „Egal, ob ich ein Firaner oder ein Trianer bin, hier kann ich nicht länger bleiben." Sie griff nach ihrem Kissen und schüttelte es aus seiner Hülle. „Ich verlasse die Burg. Noch heute Nacht." Sie ließ die Kissenhülle fallen und legte eine Hand auf seinen Arm. „Komm mit. Wir werden deine Schwester und den Traumwenstein finden."
    „Sara", sagte er, „nach der Traumwensage kann der Schattenkönig nie ganz besiegt werden. Jede Seele muss für sich entscheiden, ob sie ihm folgen möchte oder nicht" Sie biss sich auf die Lippen. „Nur wegen einer alten Sage willst du es nicht einmal versuchen? Ist es nicht genau das, was hier in der Burg falsch läuft?" „Kann sein. Aber bevor wir gehen, sollten wir den Rat unterrichten."
    Sara begann, eine Decke in die Kissenhülle zu stopfen. „Sie werden nicht auf uns hören. Auch wenn sie Vergebung predigen, können sie doch nicht vergeben, was mein Großvater Bellandra angetan hat. Sie hassen mich und wollen mich aus der Burg haben, das weiß ich genau. Und nach dem, was ich getan habe, haben sie dafür auch einen guten Grund. Und du — du bist nicht aus Bellandra. Dradin Hester ist Berns Tante - sie glaubt ihm jedes Wort, auch wenn er kein Charmal wäre." Das Kerzenlicht warf tanzende Schatten an die Wand hinter ihr und erinnerte Dorjan an ihren Tanz, als sie gegen den schwarzen Traumvogel gekämpft hatte. „Vom Rat können wir keine Hilfe erwarten. Wir müssen nach Sliviia und deine Schwester finden." „Mein Vater lebte in Sliviia. Das Land ist gefährlich. Nicht zu vergleichen mit diesem Land, wo Könige wie dein Vater mit Nachsicht und Gerechtigkeit regieren. Sliviia wird von einem korrupten Kaiser beherrscht" „Deine Schwester ist dort"
    Dieser Wahrheit konnte er nichts entgegensetzen. Jetzt, wo er zu wissen meinte, eine Schwester zu haben, wollte er sie auch finden. Sie wurde von einem Ebrowen gejagt und niemand hatte sie die Weisheit der Traumwen gelehrt Sie brauchte dringend Hilfe. Doch Sara? Wie konnte sie einer langen Reise und einem Land wie Sliviia trotzen?
    Sara nahm ihre Schülerjacke vom Haken. „Wir dürfen nicht zulassen, dass der Schattenkönig gewinnt." Sie sah sich in der kleinen Kammer um. „Nun werde ich niemals lernen, wie ein Trianer zu tanzen." Trotzig strich sie sich das Haar aus dem Gesicht. „Ich gehe. Willst du mit mir kommen?" Er nickte langsam.
    Als Dorjan zu seinem Zimmer zurückging, um seine Sachen zu holen, kamen ihm die Zaubersiegel der Schlafhäuser sehr schwach vor. Er war froh darüber, denn er fühlte sich selbst noch geschwächt - die Traumreisen, die seinen Körper von einem Ort zum andern beförderten, ermüdeten ihn mehr als alles andere. Er zog die Sachen an, die er auf seiner Reise zur Burg getragen hatte, und nahm die warme Jacke mit, die er bei seiner Ankunft von den Draden bekommen hatte. Der Sommer würde nicht ewig währen. Sara erwartete ihn vor ihrem Schlafhaus. Sie trug dieselben Sachen, in denen er sie zum ersten Mal gesehen hatte - eine zerknitterte, rote Bluse und einen schlichten Rock. Auch sie hatte die Schülerjacke mitgenommen. Die voll gestopfte Kissenhülle hatte sie über die Schulter geworfen.
    Ohne Zögern gingen sie zum Hintereingang, der nicht bewacht wurde, da die Zaubersiegel der Ellowen als undurchdringbar galten. Die Hallen und der Glockenturm standen aufrecht und fest wie immer - es gab weder Risse noch brüllende Wolken aus Staub und Schutt. Der Traum war wirklich ein Traum gewesen.
    Als sie an der kreisförmig angelegten Hüttenanlage vorbeikamen, wo die Heiler wohnten, blieb Dorjan ein Stück zurück. Er sah zur Hütte von Ellowen Renaiya und dachte an ihr freundliches Gesicht. Er sammelte sein Gen und richtete es auf sie. Er war sich nicht sicher, ob er sie

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