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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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zusammenbrauen."
    Sara ließ nicht locker und hielt dem Kapitän ihr Gold unter die Nase. Dieser zuckte schließlich mit seinen massigen Schultern und sagte: „Ich kann euch die Kabine auf Achtern geben, aber bemuttern werde ich euch nicht. Ihr habt hoffentlich Regenzeug dabei." Brummelnd zählte er die Münzen, die sie ihm gegeben hatte.
    Ein mürrisch dreinblickender Matrose brachte sie zu einer winzigen Kabine mit zwei schmalen, übereinander
    liegenden Kojen, von denen die untere am Boden verschraubt war. Durch ein kleines Bullauge fiel trübes Licht. Dorjan stieß gegen eine alte Seekiste, er öffnete sie, aber sie war leer.
    „Wenigstens ist es hier auf dem Schiff sauber“, sagte Sara.
    „Aber es ist ziemlich alt", meinte Dorjan mit Blick auf die ausgeblichenen Dielen. „Sieht nicht so aus, ab würde es einen Sturm überstehen. Ich hoffe nur, der Kapitän hat übertrieben, was das schlechte Wetter betrifft."
    Sara kickte ihre Schuhe von den Füßen und warf sich der Länge nach auf die untere Koje. „Ich muss schlafen."
    Dorjan kletterte in die obere Koje und überlegte sich, wie er sie am besten um Erlaubnis fragen könnte, ihre Träume zu bewachen. Aus irgendeinem Grund hatte ihre Gabe den Schattenkönig angezogen. Sie musste in ein sicheres Traumland gebracht werden. Aber wie sollte er es ihr sagen? Sie war stolz und könnte ablehnen. Sara, darf ich dich im Schlaf an einen Ort führen, den ich für deine Sicherheit geschaffen habe ... ? „Dorjan?" „Sara?"
    „Glaubst du, dass ich dem Schattenkönig geholfen habe?" Ihre Frage schwebte durch die Kojenbretter zu ihm hinauf.
    „Wenn ja, dann wird es das letzte Mal gewesen sein."
     
    „Ich würde alles darum geben, könnte ich die Dinge ungeschehen machen und das Lied des Tezzarin zu Ende hören." Sie seufzte. Dann sprach sie weiter: „Ich hin froh, dass du und kein anderer bei mir bist." Jetzt war der Zeitpunkt gekommen, sie auf das Traumland anzusprechen. Dorjan beugte sich über den Rand seiner Koje und sah sie an. Doch sie war schon eingeschlafen. Ein Arm und eine Lockensträhne ihres Haars hingen über die Bettkante.
    Er legte sich zurück und starrte auf die Decke dicht über ihm. Wenn er Saras Schlaf nicht beschützte, würden die schwarzen Vögel sie sicherlich finden. Sie wusste nichts von Traumlandschaften und würde sich in der Not auch nicht seihst aufwecken können. Die vorherigen Male, als er sie in ihren Träumen getroffen hatte, hatte er nicht nach ihr gesucht - sie waren sich zufällig bei seinen Wanderungen durch die Traumwelten der Burg begegnet. Doch nun ohne ihre Erlaubnis absichtlich in ihre Träume einzudringen, wäre die Art der Ebrowen. Aber wenn ich ihr nicht helfe und der schwarze Vogel ihren Geist zerstört, wäre das nicht schlimmer, als einmal ein Gesetz der Traumwen zu brechen ?— Ich habe nicht die Zeit, nur länger darüber Gedanken zu machen. Er schloss die Augen, konzentrierte sich auf Sara und lenkte sein Bewußtsein In ihren Traum. Er fand sich auf einem sanften, sonnenüberfluteten Strand wieder. Schäumend schlug das Meer gegen das nahe Ufer und rieben ihm tanzte Sara mit anmutig
    fließenden Armen und leicht über den Sand gleitenden Füßen.
    Als sie Dorjan erblickte, klatschte sie in die Hände. „Sara, ich möchte dir noch einen anderen Ort zeigen. Kommst du mit?"
    „Der Sand hier ist so schön und ich liebe das Rauschen des Wassers. Du nicht?" Ihre tanzenden Füße machten ein wischendes Geräusch, das wie das Schlagen mächtiger Flügel klang.
    „Doch." Besorgt blickte Dorjan zum offenen Himmel empor. „Kommst du?"
    „Wenn ich den Tanz beendet habe." Sie sprang in die Höhe und drehte eine Pirouette. Dorjan hörte ein lautes Rauschen, aber es kam nicht von den Wellen am Strand. Als er aufsah, entdeckte er einen breiten, Flügel ähnlichen Schatten über den Sand auf sich zukommen. Er rannte zu Sara, packte ihre Hand und umfing sie mit der ganzen Kraft seines Traums, floh mit ihr von dem glitzernden Strand, hinaus aus ihrer Traumlandschaft bis zum Tor seiner eigenen, geschützten Waldlandschaft. Von wütend schlagenden Flügeln verfolgt, stieß er sie durch das Tor und rannte selbst hinterher. Als er das Tor schloss, sprach er Worte, die alle im Tor eingelassenen Schutzzauber der Traumwen aktivierten. Eine hohe Mauer aus licht wuchs hinter ihnen empor, und bevor der schwarze Vogel verschwand, konnte Dorjan noch einen Blick auf seine Augen erhaschen, die mit grauer
     
    Wut auf Sara gerichtet waren.

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