Die Voegel der Finsternis
jetzt Berns Untergebene auf Anordnung des Obersten Ebromal
Daran hatte Camber schwer zu schlucken. Sie nahm sich vor, ihren schwarzen Unsichtbarkeitszauber so zu vervollkommnen, dass er auch auf Menschen angewendet werden konnte - auf einen Schüler, einen Draden und sogar auf einen Ellowen. Und danach würde sie nie mehr die Anweisungen eines anderen befolgen. Ich habe stärken Gaben als alle Ellowen zusammen. Ohne ihre Arbeit hätte Bern niemals den Schutzzauber überwinden können. Ihrer Gabe war es zu verdanken, dass weder die Ellowen in der Burg noch die Seher von außen erkannt hatten, wie sich der Zauber der Unsichtbarkeit gewandelt hatte. Nur dadurch konnte Bern in die Burg kommen. Nur durch Cambers Bemühungen war er hereingekommen — und jetzt stellt ihn der Oberste Ebromal über mich.
Cambers Vorbehalte steigerten sich noch, als Bern seinen Dradenschlüssel in das Schloss des Grenzhauses steckte, das nur von Ellowen und Draden betreten werden durfte. Es war das einzige Gebäude auf dem Burggelände, das nicht mit einem Zaubersiegel, sondern mit einem einfachen Schlüssel verschlossen wurde, da die Draden das Grenzhaus in Ordnung halten mussten, Zaubersiegel aber weder anbringen noch lösen konnten. Und sie, Lowen Camber, seit so vielen Jahren Mitglied der Burg, hatte es nie zuvor betreten dürfen! Bern schnalzte mit der Zunge und grinste höhnisch. „ So etwas zu bauen, ohne es bewachen zu lassen, das ist unglaublich naiv von den Ellowen." „Es waren nicht die Ellowen von heute, die die Burg erbaut haben", sagte Camber und runzelte die Stirn, als sie merkte, dass sie diejenigen, die sie hasste, verteidigte.
Bern lachte. „Aber es sind die Ellowen von heute, die ihren wertvollsten Schau nur mit einem Schloss sichern." Er wartete nicht, dass sie vorausging, sondern ging geradewegs durch die Tür. Auf der Schwelle blieb er so plötzlich stehen, dass Camber auf ihn prallte. „Verzeihung, Verzeihung", sagte er spöttisch, „ich bin einfach überwältigt. Diese Stille. Eine Stille, die vor Kraft schreit. Und dieser Boden! Ein Wunder." Gleich beim Eingang glitzerte ein in den glänzenden Marmorboden eingraviertes, mit Gold und Silber eingelegtes Schwert. Neben dem Schwert befand sich ein rundes, mit Diamanten gefasstes Relief. Der ganze Boden bildete ein prachtvolles Gemälde aus Marmor und Edelsteinen, in denen sich das Licht aus den bunten Glasfenstern widerspiegelte. Camber musste zugeben, dass dieser Anblick jeden zum Innehalten bringen musste. „Wunderschön", sagte sie spitz. Bern zog seine Schuhe aus. „Ganz der treue Dra", sagte er grinsend. Er nahm Anlauf und schüttelte ein Stück über den Boden. Dann sah er nach oben, breitete die Arme aus und wirbelte um die eigene Achse, bis er Camber gegenüberstand.
„Meinst du, die Ellowen könnten das Grenzhaus retten, wenn sie ihre Zauberkraft vereinen würden wie beim letzten Tezzarin?", fragte sie.
Bern schmunzelte. „Du lebst schon zu lang in der Burg, Cam. Du siehst die Ellowen nicht, wie sie wirklich sind. Du siehst sie so, wie sie gesehen werden wollen. Ich befürchte, du hast immer noch zu viel Achtung vor ihnen."
„Sie besitzen große Kräfte", sagte Camber, „es wäre weise von dir, das nicht zu vergessen." „Oh, das vergesse ich nicht - ich bin doch nicht dumm. Aber die Weisheit überlasse ich ihnen. Denn gerade diese so genannte Weisheit wird ihr Untergang sein." Camber ärgerte sich, dass Bern mit ihr sprach, als gehörte sie nicht zu den Eingeweihten. Deshalb wollte sie ihn auch nicht fragen, was er meinte. Er hatte nichts bemerkt. „Die Ellowen klammern sich an ihre alten Tugenden", sagte er. „Freundlichkeit, Großzügigkeit und den Glauben an das Gute. Ganz praktisch für meine Zwecke — sie werden niemals vermuten, dass jemand innerhalb der Burg ihren Untergang vorbereitet. Das weißt du doch. Und obwohl die Tezzarine verschwunden sind, verdächtigen sie niemanden aus ihren eigenen Reihen."
Bern setzte sich mitten auf den Boden. „Ein Jammer, dass du das Grenzhaus nicht mit meinen Augen sehen kannst, Cam. Überall geheimnisvolle Zeichen: ineinander gehende, helle Kreise in übereinander balancierenden Pyramiden aus Licht! Und durch diese Formen fließt eine silberne Kraft, die sich über die ganze Welt ergießt."
Camber schwieg. Sie sah nichts als die ungewöhnlichen Bodenreliefs und die klaren Farben der Glasfenster. Auch ich könnte es sehen, wenn der Oberste Ebromal mich unterrichten würde.
„Dieser Raum passt
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