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Die Voegel der Finsternis

Titel: Die Voegel der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Hanley
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es richtig kalt werden. Und dunkel.
    Sie dachte an ihre Mutter und an den Kristall der großen Seherin. „Sieh mich", betete sie, „bitte sieh mich." Aber selbst wenn ihre Mutter sie sehen könnte, würde es Wochen dauern, bis ein Schiff sie erreicht hätte.
    Als die Sterne aufgingen, lag Sara auf ihrem Rettungsboot und sah zum glitzernden Himmelszelt hoch. Dessen unendliche Schönheit spendete ihr aber keinen Trost. Eine unermessliche Angst ergriff sie und schüttelte sie wie das schwarze Wasser an ihrem Floß. Sie betete für Dorjan und versuchte, sich sein Gesicht vorzustellen.
    Der runde Mond tauchte immer wieder hinter den Wolken auf, als Maeve sich auf den Weg zur Stadtmauer machte. Sie wünschte plötzlich, sie hätte Jasper und Devin zurückrufen können. Mantedi machte ihr Angst Vielleicht wäre es besser gewesen, nach Westen in die Wüste zu gehen oder weiter nach Norden, an einen versteckten Ort, wo kein Zind sie jemals suchen würde. Aber Lila hatte geglaubt, dass Cabis Denon noch lebte. Wenn Maeve ihn nicht fand, würde er niemals von der Existenz seiner Tochter erfahren. Sie musste nach Glavenrell. Gäbe es nur einen anderen Weg zum Meer als über die Bucht von Mantedi.
    Maeve rutschte auf den Kieselsteinen aus. Sie fiel, schlitterte nach unten und kam erst kurz vor der Mauer zum Halten. Ihr Herz hämmerte. Ob jemand sie gehört hatte? Aber alles, was sie vernahm, waren die Geräusche der Stadt: gedämpfte Stimmen von Menschen, die sich mit den Rufen von Tieren mischten.
    Vor ihr ragte die Mauer auf. Sie war dreimal so hoch wie sie und aus Steinen gemauert, die keinerlei Halt boten. Wer hatte so etwas gebaut? Maeve hoffte, dass sie an der richtigen Stelle war. Die Wolken wurden immer dichter, und sie versuchte vergeblich, die Wachtürme auszumachen. Wie mochte es auf der anderen Seite der Mauer aussehen? Was wäre, wenn es Jasper nicht gelänge, das Seil hinüberzuwerfen? Sie tastete sich an der Wand entlang und suchte zwischen den dornigen Büschen nach dem herabhängenden Seil. Da! Ein geknotetes Seil. Hatte Jasper diese Knoten gebunden? Sie nahm das Seil aus Decken, band es sich unter den Achseln um die Brust und zwängte sich ungeachtet der Dornen zwischen zwei Büsche. Sie schlang ihre Hände um das Seil, zog daran und stemmte sich mit den Füßen gegen die Mauer. Dabei dachte sie an Jaspers Worte: „ Das schaffst du schon." Langsam hangelte sie sich nach oben. Die Dunkelheit war ihr unheimlich. Die Dunkelheit! Plötzlich war ihr die Dunkelheit ein willkommener Schutz, denn am Fuß der Mauer erschienen schwankende lichter, und sie hörte das gleichmäßige Stapfen von Stiefeln. Im Licht der Laternen sah sie schattenhafte, gestreifte Gestalten. Voller Panik hangelte sie sich mit Händen und Füßen an der Mauer hoch. Als sie oben ankam, schnitt etwas Scharfes in ihre Handflächen - sie hatte die Glassplitter vergessen. Egal. Sie wälzte sich über den Rand und zog hastig das Seil nach.
    Der Mauerweg war mindestens drei Fuß breit. Wieder sah sie Laternen, aber diesmal direkt auf der Mauer! Es waren Gestreifte, die im Gleichschritt auf sie zumarschierten. Ihre grauen Stiefel leuchteten im Lampenlicht. Jeden Moment konnten sie bei ihr sein. Sie musste das Seil irgendwo festmachen, um sich auf der anderen Seite der Mauer hinunterlassen zu können. Aber dafür reichte die Zeit nicht mehr. Sie warf das verknotete Zaumzeug über die Mauer und kroch zum Rand, um sich an der Seite herunterhängen zu lassen. Wieder schnitt das Glas in ihre Hände. Sie wagte nicht, nach Jasper zu rufen, und ließ sich einfach fallen.
    Arme fingen sie auf und dann lagen sie und Jasper am Boden. Er hielt sie fest und flüsterte ihren Namen. „Nicht rühren, Maeve. Psst Warte, bis sie vorbei sind."
    Sie lag so still sie konnte und lauschte zu den Zinds hinauf. Sie spürte Jaspers rasenden Herzschlag neben dem ihren, spürte seine große Erleichterung. „Sie werden zurückkommen." Jasper erhob sich und nahm sie bei der Hand. „Du blutest ja." „Das ist nichts ... das Glas."
    „Ich werde es verbinden." Jasper wühlte in ihrem Bündel und fand die letzten Stoffstreifen, die von der Näherei übrig geblieben waren. Damit verband er ihre Hand.
    „Devin?", fragte sie.
    „Hinter dem Haus dort drüben, mit Fortuna." Er sammelte die herumliegenden Teile aus Seilen und Decken ein und begann, sie zu entwirren. „Du hast Glück gehabt", sagte er.
    „Du bist mein Glück", antwortete sie. Er führte sie durch die Dunkelheit zu

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