Die Voegel der Finsternis
aufzumuntern, begannen sie zu erzählen. Maeve berichtete, wie sie Morlen kennen gelernt hatte, ihm entflohen war und dann gefangen wurde. Sara hörte gespannt zu und stellte viele Fragen. Maeve versuchte sich an alles, so gut sie konnte, zu erinnern. Als sie erzählte, dass Morlen ihr durch seine Augen das Land hinter dem Minwendarneer gezeigt hatte, packte Sara sie plötzlich am Handgelenk. „Er zeigte dir den König
und die Königin von Bellandra? Du hast sie gesehen?"
Ja. Sie lagen ganz still im Bett. Er erzählte mir, sie hätten nicht mehr lange zu leben." Saras Griff verstärkte sich. Ihre Hand zitterte. „Nicht mehr lange zu leben? Nicht mehr lange zu leben? Aber warum?"
Maeve spürte eine intensive, verborgene Kraft in Sara. Was bedeutete das? Eine überwältigende Kraft, von der sie nichts weiß.
„Es hatte etwas damit zu tun, dass sie magischen Dingen nahe sind", antwortete Maeve, ihr schwindelte von der Kraft, die sie in Sara spürte. „Dann nahm er mich in einen Raum mit, der, glaube ich, nicht von unserer Welt ist - er gehört zu einem Ort, den ich schon einmal im Traum gesehen habe. Dort sah ich Licht, das irgendwie verwandelt wurde." Sara ließ sie los. „Erzähl."
Sie hörte weiter aufmerksam zu, als Maeve mit ihrer Geschichte fortfuhr. „Die Burg der Heiler! Was war dort?" Maeve beschrieb das Haus, in dem silbernes Licht pulsierte, und die rissigen Fundamente der anderen Gebäude. „Ein großer schwarzer Vogel flog auf mich zu. Morlen nannte ihn einen Ebe. Er sagte, der Schattenkönig besäße sie jetzt alle." „Ebe? Die schwarzen Vögel heißen Eben?" Sara kniff die Augen zusammen. Sie stand auf und murmelte
stockend: „Alle Eben. Eben." Ohne auf die sengende Sonne zu achten, schritt sie auf und ab. Nach einiger Zeit ließ sie sich wieder neben Maeve fallen. „Wir müssen sie stoppen. Der Traumwenstein wird uns helfen. Ich werde sie besiegen." Sie legte Maeve die Hand auf die Schulter. „Heute Nacht Wir werden sie gemeinsam jagen. Wenn du mir beistehst, kann ich sie töten." Maeve starrte sie an, Saras Entschlossenheit machte ihr beinahe Angst gleichzeitig bewunderte sie sie dafür. „Du kannst mir helfen, du musst mir helfen. Dorjan kann ich nicht bitten - er ist zu schwach." Sara ließ ihre Hand von Maeves Schulter gleiten. „Wirst du mir beistehen?"
„Ich ... ich glaube schon."
Zufrieden erzählte Sara nun, wie sie Dorjan kennen gelernt hatte und was dann geschehen war. Sie beendete ihre seltsame Geschichte mit den Worten: „Du und Dorjan, ihr seid die Einzigen, denen ich erzählt habe, was mit dem Tezzarin geschehen ist" „Vögel mit perlweißen Flügeln", sagte Maeve sehnsüchtig. „Bellandra muss ein Land voller Wunder sein." Ja", sagte Sara, „wir dürfen nicht zulassen, dass der König und die Königin sterben."
Unablässig stach die glühende Sonne herab. Maeve fragte sich, ob sie jemals lebend aus dieser Wüste herauskommen würden. Jeder Atemzug brannte wie Feuer. Ihre Zunge fühlte sich tot und ausgedorrt an. Sara und sie hörten auf zu reden.
Dorjan folgte seiner Großmutter auf eine Wiese. Dort standen statt der Sonne glitzernde Sterne am nachtblauen Himmel. Die Sterne waren ganz nah und warfen ihr silbernes Licht über sanft wogendes Gras. Marina wartete auf ihn, ihr Gesicht leuchtete. „Die Auen des Wen?", fragte Dorjan überrascht „Wie sind wir dorthin gekommen?" Ja, Dorjan, die Auen des Wen." Sie lächelte. Eine Gestalt im Gewand der Ellowen näherte sich ihnen mit leichten Schritten.
„Ellowen Renaiya?", fragte Dorjan und ging ihr entgegen. Er traute kaum seinen Augen. „Ich dachte - Ihr wärt vielleicht gestorben", platzte er heraus. „Ich bin gestorben", sagte sie.
„Ihr seid . . ." Er sah über das silberne Gras. „Bin ich
auch tot?"
Sie hob eine Hand.
Noch eine Gestalt erschien. Ellowen Mayn. „Willkommen, Dorjan", sagte er.
„Aber Ihr - Ihr seid nicht tot?" Doch Ellowen Mayn nickte, und Dorjan wusste nicht, was er denken sollte. „Bin ich auch tot?"
„Nicht ganz. Dank dessen, was deine Großmutter dir
gegeben hat, bist du noch am Leben."
„Was sie mir gegeben hat ..." Entsetzt sah Dorjan auf
Marina. „Nein. Du bist nicht... ?"
Marina sah gelöst und glücklich aus. „Ich durfte dich
nicht sterben lassen, Dorjan", sagte sie.
„Aber... "
„So ist es am besten", beruhigte ihn Marina. „Ich hatte ein langes Leben."
Bevor Dorjan antworten konnte, trat Ellowen Renaiya auf ihn zu. „Wir müssen dir etwas Wichtiges
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