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Die Vogelkoenigin

Titel: Die Vogelkoenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Schwartz
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anderen gab, wenn er ihm vertraute und sehr viel für ihn empfand. Naburos Cairdeas war vertrocknet und tot, Aruns Cairdeas war lebendig, aber die Schenkende für ihn unerreichbar, und Yevgenji und Spyridon waren durch ihre Cairdeas gegenseitig aneinander gebunden.
    »Aye, mein Freund. Das verbindet uns und zieht uns zueinander hin.« Arun nickte in Richtung der Todgeweihten. »Ob wir je ihre Geschichte erfahren werden? Sind sie Brüder, Geliebte, was auch immer?«
    »Die Ewigen Todfeinde sind in allen Reichen der Anderswelt bekannt, sogar in Bóya. Ich lebe schon sehr lange, aber ich weiß nichts über sie.«
    »Ich auch nicht.«
    »Du bist noch jung, Pirat, woher solltest du das wissen?«
    »Ha! Ich halte mich gut durch gesunde Lebensweise und bin viel an der frischen Luft, das hält jung und knackig.«
    Sie wandten den Blick nach draußen; von dem Land unter ihnen war nicht viel zu erkennen, da sie sehr hoch flogen, über den Wolken. Eine Schutzaura bewahrte sie vor der Kälte und der dünnen Luft, nicht einmal ein Lüftchen regte sich an Deck. Wer seinen Kopf in den Wind halten und seine Haare zerzausen lassen wollte, musste sich ein Stück über die Reling beugen oder hoch hinauf in die Wanten klettern.
    »Ob sie es schaffen werden?« Naburo sprach die Frage aus, die Arun sich bereits die ganze Zeit stellte.
    Es war nicht mehr ihr Kampf, ihr Krieg, und dennoch betraf es auch sie. Sie hatten eine Schlacht verloren und einen hohen Preis gezahlt. Für sie gab es nichts mehr zu tun, außer den Sterbenden einen Ehrendienst zu erweisen.
    Aber vielleicht war selbst das bald hinfällig, wenn es nicht gelang, die Unsterblichkeit zurückzugewinnen. Dann war jeder an Bord zum Tode verurteilt, ob hier in den Lüften, im Kalten Reich Zyma, in der Menschenwelt oder wo auch immer sie hinflogen.
    »Aber sicher werden sie das«, antwortete Arun betont munter. »Am Ende geht es stets gut aus, das weißt du doch.«
    Naburo hob eine dünne Augenbraue. »Auch für uns?« Immerhin, zur Ironie war er fähig.
    »Wir sind noch nicht am Ende, mein Bester, so einfach ist das.« Der Korsar zwinkerte. Allmählich kehrte seine gute Laune oder vielmehr sein Optimismus zurück.
    Der Tag verging. Es wurde dunkel, es wurde hell.
    Und dann verfärbte sich die Sonne schwarz. Die Welt unter der Cyria Rani wurde angehalten, als die Grenzen fielen und die Neun Welten sich einander öffneten.
    »Ach, verdammt«, brummte Arun. »Das kommt mir jetzt aber sehr ungelegen.« Er gab seiner unruhigen Mannschaft ein paar Befehle, das Schiff auf Kurs zu halten. Es mochte nicht sehr sinnvoll erscheinen angesichts des herannahenden Untergangs, aber Arun war nicht gewillt, einfach aufzugeben. Erst am Ende würde er seinen Leuten erlauben, sich dem Unausweichlichen zu fügen, aber noch sah er es nicht gekommen. Trotz aller Anzeichen.
    »Wahrscheinlich würdest du selbst im Maul des Drachen um ein Fässchen Salz bitten«, bemerkte Naburo.
    »Na, was denn sonst? Komm, holen wir unsere beiden Freunde, sie sollten das miterleben.«
    »Yevgenji ist ...«
    »Ich weiß, was er ist, Naburo. Halte ihn einfach.«
    Sie trugen die Ewigen Todfeinde zur Reling, stellten sich Schulter an Schulter und hielten die beiden Sterbenden Kopf an Kopf.
    Spyridons Kopf ruhte an Aruns Schulter, doch er sah hinaus auf das Inferno.
    Yevgenji lag in Naburos Armen, die Augen geschlossen, aber sein Gesicht wirkte friedlich.
    Auch der Elfengeneral hatte offenbar Frieden geschlossen, seine kalkweiße Miene sah entspannt aus und längst nicht mehr so streng.
    Die Mannschaft der Cyria Rani fand sich auf dem Deck zusammen, dicht beieinander, damit niemand allein blieb.
    »Das ist dann also das Ende«, sagte Spyridon schwach. »Damit finden wir doch Erlösung.« Er tastete nach Yevgenjis Hand, die schlaff an Naburos Seite herabhing, und hielt sie. »Wundervoll ...«
    »Na, mal abwarten«, erwiderte Arun skeptisch. »Wenn ich dabei bin, geht nämlich meistens was schief.«
    Er sollte recht behalten. Aber in dem Fall war ihm deswegen niemand böse.

    Die Cyria Rani segelte durch die zusammenbrechenden Welten. Arun erwog bereits, ein Fass Rum zu öffnen und Sternenhummer und Mondscheinlanguste zu kredenzen und vielleicht noch einmal jemanden zu küssen, selbst wenn das fatale Folgen für ihn haben mochte. Aber wen kümmerte das, wenn sowieso gleich nichts mehr existierte?
    »Wir sollten ...«, setzte der Pirat an, und dann geschah genau das, was immer geschah, sobald er einen grandiosen Plan gefasst

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